Was sind Optionen? – Optionen einfach erklärt

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 11. März 2022
Ein interessantes Finanzprodukt aus der Gruppe der Derivate ist die „Option“. Nicht zu verwechseln mit den Optionsscheinen, kann man mit ihr auf steigende oder fallende Kurse eines Basiswerts setzen (beispielsweise Aktien oder Rohstoffe). Wie das im Detail funktioniert, wie man mit Optionen konkret handelt und ein historisches Beispiel zur Illustration findest du in diesem Ratgeber.

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Was du wissen solltest
  • Eine Option ist ein komplexes Finanzprodukt, mit dem sich der Käufer eine Möglichkeit sichert, ein Produkt zu einem festgelegten Basiswert an einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen.
  • Beim Kauf einer Option wird eine sogenannte Optionsprämie fällig. Die Prämie wird dabei an den “Stillhalter”, also den Herausgeber der Option, gezahlt.
  • Die Höhe der Optionsprämie wird vorab durch die beiden Faktoren des inneren Werts und des Zeitwerts bestimmt.
  • Optionen und Optionsscheine werden oftmals verwechselt: Optionen handelt man allerdings börslich, sie sind damit deutlich transparenter, Optionsscheine hingegen außerbörslich, direkt mit einem Emittenten. Dadurch entsteht die Gefahr einer intransparenten Preisbildung und ein Emittentenrisiko (falls dieser pleite geht).

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So gehst du vor
  • Vorwiegend institutionelle Anleger handeln mit Optionen. Der Handel mit Optionen wird über eine Terminbörse abgewickelt.
  • Aber auch Privatanleger können mit einigen Brokern Optionen erstehen und verkaufen – hier lohnt es sich, deren Preis- und Leistungsverzeichnis zu konsultieren, um nicht in einer Kostenfalle zu landen.
  • Generell sind alle Derivate (und demnach auch Optionen) riskante und spekulative Geschäfte und deswegen nicht unbedingt für den Vermögensaufbau von Privatanlegern geeignet.

Was sind Optionen?

In unserem Ratgeber zu Derivaten haben wir bereits ausgeführt, dass Optionen zur Gruppe der Derivate gehören. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie Finanzprodukte sind, die sich auf einen Basiswert beziehen und ihren Wert (unter anderem) aus diesem ableiten.

Das Basisprodukt können hierbei etwa Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Währungspaare sein. Mit dem Kauf einer Option erkaufst du dir das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem vorab definierten Preis entweder zu kaufen oder zu verkaufen. Der Ausübungszeitpunkt befindet sich somit in der Zukunft. Daher spricht man bei Optionsgeschäften auch häufig von Termingeschäften.

Die wichtigste Eigenschaft von Optionen ist hierbei, dass mit dem Kauf der Option immer nur das Recht auf den Kauf bzw. Verkauf erworben wird, nicht jedoch die Pflicht, diese Option auch auszuführen. Der Optionsverkäufer ist allerdings in der Pflicht, den Basiswert zum gegebenen Zeitpunkt auch zum vereinbarten Preis zu verkaufen.

Wie funktionieren Optionen?

Optionen sind ein komplexes Finanzprodukt. Um das Konzept von Optionen besser zu verstehen, widmen wir uns daher zunächst ihrer grundlegenden Funktionsweise: Wenn du dir eine Option kaufst, dann gehst du einen Kontrakt mit einem Optionsverkäufer bzw. Stillhalter ein, der dir garantiert, dass du deine Option ausführen kannst.

Der Optionsverkäufer bekommt als Gegenleistung eine Optionsprämie. Die Optionsprämie wird dabei immer fällig, ganz gleich, ob du die Option ausführst oder nicht. Kaufst du beispielsweise eine Option auf eine Aktie mit einem Basispreis von 100€, dann wirst du die Option vermutlich ausführen, wenn der Basispreis zum Ausführungszeitpunkt auf über 100€ steigt. Fällt der Basiswert, wirst du die Aktie am Kapitalmarkt kaufen und die Option verfallen lassen. Die Optionsprämie musst du jedoch in beiden Fällen an den Optionsverkäufer bezahlen.

Call- und Put-Option

Bei Optionen unterscheidet man grundsätzlich zwischen einer Kauf- und einer Verkaufsoption. Gehe ich davon aus, dass eine Aktie in Zukunft steigen wird, kaufe ich eine Call-Option, um in Zukunft die Möglichkeit zu haben, diese Aktie günstiger zu erwerben. Im umgekehrten Fall, also bei fallenden Kursen, kaufe ich eine Put-Option, um die Aktie in Zukunft teurer verkaufen zu können. Weiter unten findest du zwei Beispiele, die das illustrieren.

Long und Short

Während es sich bei Call- und Put-Optionen um Kauf- bzw. Verkaufsoptionen handelt, bezeichnet man mit “Long” und “Short” die Kauf- bzw. Verkaufsposition. “Long” nennt man hierbei die Käuferposition, die auf steigende Kurse setzt, “Short” hingegen die Verkäuferposition, die von fallenden Kursen profitiert. Bedenke hierbei, dass der Verkäufer jeweils die Optionsprämie erhält, der Käufer sie jedoch entrichtet. Dies geht mit einem unterschiedlichen Risikoprofil einher, auch wenn etwa sowohl Long Call als auch Short Put Optionen auf steigende Kurse setzen. Wenn man beide Varianten direkt miteinander vergleicht, haben sie je ein spezifisches Kursfenster, in dem sie einen höheren Gewinn erzielen würden. 

Unterschied Optionen und Optionsscheine

Zwei Finanzprodukte, die oftmals verwechselt werden, sind Optionen und Optionsscheine. Zwar sind beide Finanzprodukte Derivate, können auf die unterschiedlichsten Basiswerte angesetzt werden, werden als Call- und Put-Varianten angeboten und haben begrenzte Laufzeiten, aber dennoch gibt es einige zentrale Unterschiede. 

So werden etwa Optionen standardisiert an der Börse gehandelt, Handelspartner kann im Grunde jeder Marktteilnehmer sein. Dies sorgt für Sicherheit und Transparenz in Bezug auf die Preisbildung (diese wird per Angebot und Nachfrage geregelt) und senkt das Emittentenrisiko auf Null.

Im Gegensatz dazu werden Optionsscheine direkt von Emittenten (beispielsweise spezialisierte Broker) ausgegeben und außerbörslich, “Over-the-Counter” (OTC), gehandelt. Dadurch ist die Transparenz bei der Preisbildung gering und börsliche Regulierungsmechanismen greifen nicht. Ein Emittentenrisiko ist gegeben, da es sich bei Optionsscheinen um Schuldverschreibungen handelt, die bei einer möglichen Insolvenz des Emittenten wertlos werden.

Wie wird eine Option ausgeführt?

Es gibt verschiedene Typen von Optionen, die sich in ihrer Ausübungsart unterscheiden. So gibt es sogenannte europäische, amerikanische und Bermuda-Optionen. Das ist nicht mit Geografie begründet, da es europäische Optionen in Amerika und amerikanische Optionen in Europa zu handeln gibt. Der Unterschied liegt nur im Zeitpunkt, an dem die Option ausgeführt werden darf:

Europäische Optionen können nur am Fälligkeitsdatum, also am Ende ihrer Laufzeit ausgeführt werden. Im Gegensatz dazu können amerikanische Optionen an jedem Handelstag vor ihrer Fälligkeit ausgeführt werden. Zudem gibt es Bermuda-Optionen, bei denen die Option zu mehreren vorab festgelegten Zeitpunkten gezogen werden kann.

Welche Elemente gibt es bei der Option?

Eines der wichtigsten Elemente einer Option ist der Basiswert, der aus Aktien, Rohstoffen, Währungspaaren und ähnlichen Finanzprodukten abgeleitet werden kann. Dies macht auch eine zentrale Gemeinsamkeit mit anderen Arten von derivativen Finanzprodukten aus. Zudem benötigen Optionen einen Basispreis (Strike), zu welchem der Basiswert am Ende der Laufzeit gekauft bzw. verkauft werden kann.

Auch die Laufzeit der Option spielt eine wichtige Rolle, da sie den Preis der Option beeinflusst. Der Optionspreis ist daher abhängig vom Ausübungspreis, der Laufzeit der Option, dem gegenwärtigen Kurs des Basisprodukts und der Verzinsung innerhalb der Laufzeit. Darüber hinaus gibt es die sogenannte Optionsprämie, die der Optionskäufer dem Stillhalter (Herausgeber der Option) bezahlen muss, um sich das Recht zum Kaufen oder Verkaufen zu sichern.

Die Optionsprämie

Wenn du dir eine Option kaufst, so musst du eine Optionsprämie bezahlen. Die Höhe dieser Prämie ist abhängig von der angewendeten Bewertungsmethode: Am häufigsten werden hierbei das Black-Scholes-Modell und das Cox-Ross-Rubinstel-Modell angewendet. Dies sind zwei sehr komplexe finanzmathematische Modelle, auf die wir hier nicht näher eingehen können. Grundsätzlich setzt sich aber die Prämie aus dem inneren Wert und dem Zeitwert der Option zusammen.

Der innere Wert einer Option

Zunächst zum inneren Wert von Optionen: Als inneren Wert bezeichnet man die Differenz zwischen dem Kurs des Basiswerts und dem Basiswert selbst.

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Formel für den inneren Wert
Innerer Wert = Bezugsmenge * (Kurs des Basiswerts – Basiswert)

Liegt der Basiswert beispielsweise bei 80€ und der aktuelle Börsenkurs bei 100€, beträgt der innere Wert der Option 20€. Um die Optionsprämie festzulegen, kommt zu diesem Wert nun noch der Zeitwert hinzu.

Der Zeitwert einer Option

Die Berechnung des Zeitwerts ist schwieriger als die Berechnung des inneren Werts, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass sich die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung des Kurses zugunsten des Optionskäufers mit steigender Laufzeit erhöht. Aus der Sicht des Optionskäufers ist dieser Wert daher eine Art Hoffnungswert und aus Sicht des Optionsverkäufers eine Risikoprämie.

Liegt der Aktienkurs beispielsweise aktuell bei 100€ und die Kaufoption bei 110€, so beträgt der innere Wert 0. Man könnte also annehmen, dass niemand diese Option kaufen würde. Diese Annahme ist jedoch nicht richtig, da Spekulanten darauf wetten könnten, dass der Aktienkurs auf 110€ oder sogar darüber hinaus steigen wird. Es gibt somit eine gewisse Hoffnung in der Option und diese Hoffnung hat ihren Preis – niedergeschlagen in der Optionsprämie. Solch eine Option würde damit günstig bewertet werden, wäre jedoch dennoch nicht gänzlich kostenlos verfügbar.

Beispiel: Option auf einen steigenden Kurs

Nehmen wir uns also wieder einmal das Beispiel einer Keksfabrik heran, das wir so ähnlich auch schon im Ratgeber über Derivate verwendet haben. In diesem Beispiel möchte eine Keksfabrik Weizen von einem Bauern zu einem bestimmten Preis kaufen.

Gehen wir davon aus, dass der Weizenpreis aktuell bei 200€ je Tonne steht. Die Keksfabrik geht davon aus, dass der Preis in Zukunft steigen wird. Durch den Kauf einer Option mit einem Ausführungspreis bzw. Strike von 200€ kann sie sich nun gegen einen steigenden Preis absichern. Die Keksfabrik bekommt durch den Kauf der Option das Recht, eine Tonne Weizen in der Zukunft zu einem Preis von 200€ kaufen zu können. Dafür muss die Keksfabrik jedoch eine Optionsprämie bezahlen. Der innere Wert ist aktuell 0 (da der Ausübungspreis unter dem aktuellen Preis liegt) und der Zeitwert beispielsweise 5€.

Die Gegenpartei der Keksfabrik ist der Weizenbauer. Dieser nimmt an, dass der Weizenpreis stabil bleibt, oder sogar fallen wird. Die Keksfabrik zahlt dem Optionsherausgeber, sprich dem Weizenbauern, nun eine Optionsprämie von 5€ für die Option. Dadurch hat der Weizenbauer 5€ Gewinn gemacht.

Steigt der Basiswert in der Zukunft auf beispielsweise 230€, so hat die Keksfabrik die Möglichkeit, die Tonne Weizen vom Bauern um 200€ zu kaufen. Der Bauer muss somit günstiger verkaufen, als er es über den Markt hätte tun können. Der Verlust der Weizenbauern beträgt jedoch nur 25€ und nicht 30€, da der Bauer zuvor die Optionsprämie in der Höhe von 5€ von der Keksfabrik bekommen hat.

Beispiel: Option auf einen fallenden Kurs

Wie sieht obiges Beispiel nun bei einem fallenden Kurs aus? Nehmen wir an, der Preis für Weizen fällt auf 140€. In diesem Fall wird die Keksfabrik ihre Option verfallen lassen und den Weizen für 140€ am Markt kaufen.

Der Bauer muss in diesem Szenario seinen Weizen ebenfalls für 140€ am Markt verkaufen. Er hat jedoch den Vorteil, dass er zuvor 5€ Optionsprämie von der Keksfabrik bekommen hat, was seinen Verlust wiederum mindert.

Porsches VW-Übernahme und Optionen

Sehen wir uns zur Illustration noch ein historisches Beispiel an, in dem Optionen eine erhebliche Rolle gespielt haben: Porsches missglückter Übernahmeversuch von Volkswagen (VW).

Im Jahr 2005 gab Porsche seinen Einstieg in den VW-Konzern bekannt. Porsche kaufte zu diesem Zweck zuerst 20% der VW-Stammaktien und stockte diese in den folgenden Jahren auf bis zu 51% auf. Zusätzlich begann Porsche damit, massenhaft Optionen auf die VW-Aktie zu kaufen. Dies führte dazu, dass die VW-Aktie auf über 1.000€ stieg und vorübergehend aus dem DAX genommen werden musste. Die Aktie wies teilweise ein so hohes Handelsvolumen auf, dass alle anderen Aktien am DAX unterbewertet waren. Infolgedessen erzielte Porsche im Geschäftsjahr 2007/2008 höhere Gewinne aus Finanzprodukten als aus dem Absatz von Fahrzeugen.

Doch am Ende kam alles anders: In der Finanzkrise 2008/09 geriet Porsche selbst in Finanzierungsschwierigkeiten, was dazu führte, dass sie ihre Optionen nicht mehr ausführen konnten. In dieser Notsituation gewährte der VW-Konzern Porsche einen Kredit und übernahm Porsche letztendlich selbst. Heutzutage ist Porsche noch immer einer der Hauptaktionäre an Volkswagen und ist ansonsten mit dem VW-Konzern verschmolzen – ein scheinbar gut funktionierendes Modell. Allerdings mussten der Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzchef im Zuge der gescheiterten Übernahme Porsche verlassen und waren mit mehreren Gerichtsverfahren konfrontiert – das Verfahren wegen Marktmanipulation gegen den Finanzchef wurde allerdings eingestellt.

Optionen handeln: So geht’s

Optionen werden an Terminbörsen wie der Eurex in Europa oder am Chicago Board Options Exchange in den USA gehandelt. Der Handel läuft hierbei über standardisierte Verträge mit festen Basiswerten, Verfallsterminen und Ausübungspreisen ab. Durch die Standardisierung wird die Liquidität der Optionen erhöht, das heißt, ihre Verfügbarkeit und Handelbarkeit an den Märkten verstärkt.

Optionen werden überwiegend von institutionellen Anlegern gehandelt, können aber ebenso von Privatanlegern erworben und verkauft werden. Allerdings bieten viele Broker nur Optionsscheine an, nicht jedoch Optionen (und das Verwechslungspotential ist selbst für Fachartikel oftmals groß). Manche Broker wie comdirect oder Flatex bieten Privatanlegern aber tatsächlich börsliche Optionen an.

Allerdings ist der Handel mit Optionen wie jeder Derivatehandel spekulativ, riskant und daher nicht unbedingt zu empfehlen. Letztendlich ist nach wie vor der einfachste Weg, auf die steigende Wertentwicklung eines Unternehmens zu setzen, deren Aktien zu kaufen oder einen ETF, in dem die Aktien enthalten sind.  

Unabhängig davon, ob du Optionen handel oder doch lieber risikoärmere ETFs kaufen möchtest, benötigst du dazu ein Depot. Das beste Depot für deine Bedürfnisse findest du in unserem aktuellen Depot-Vergleich.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Optionen einfach erklärt?

Wie funktioniert eine Aktienoption?

Was gibt es für Optionen?

Wie handelt man mit Optionen?