Copy Trading: Lohnen sich eToro, Wikifolio & Co.?

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 2. August 2021
Neben klassischen Brokern haben in den letzten Jahren auch sogenannte Social Trading-Plattformen vom Boom an den Börsen profitiert. Sie versprechen Anlegern eine höhere Zugänglichkeit zu Investments und Profite, ohne Experte zu sein. Insbesondere das Copy Trading, das Kopieren der Portfolios von anderen Tradern, soll sich lohnen. Wir haben das Phänomen und seine Risiken genauer beleuchtet.

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Was du wissen solltest
  • Anbieter wie eToro oder Wikifolio versprechen eine “Social Trading-Revolution” und meinen damit die Zusammenführung von Trading und den Prinzipien sozialer Netzwerke.
  • Copy Trading als Unterart des Social Tradings beschreibt das Spiegeln oder Kopieren von Wertpapier-Portfolios anderer Trader. Diese können aus so unterschiedlichen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Fonds, aber auch spekulativen Derivaten bestehen.
  • Neben oftmals hohen Kosten (zum Teil versteckt in den sogenannten Spreads, der Differenz zwischen Brief- und Geldkurs) kommen hohe Risiken hinzu, da sich aus der vergangenen Performance eines Traders keine zukünftige Wertentwicklung ableiten lässt.
  • Bei Zertifikatausgabe liegt außerdem das Emittentenrisiko vor – der ausgebende Finanzdienstleister könnte seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Insgesamt handelt es sich beim Copy Trading um ein extrem spekulatives Geschäft.

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So gehst du vor
  • Eine Alternative zum Copy Trading bieten Social Trading-Plattformen wie getquin, die auf den Austausch von Anlegern bauen, aber kein 1:1-Kopieren der Portfolios bewerben. Hier können sich insbesondere Investoren in Einzelaktien Inspiration holen oder Ängste vor dem Einstieg abbauen.
  • Wer sich dennoch im Copy Trading versuchen will, sollte strikt nur entbehrliches Kapital einsetzen und sein Geld auf verschiedene Signalgeber aufteilen, um ein Mindestmaß an Diversifizierung zu gewährleisten.
  • Ein Blick in unser Anbieterportal hilft zudem bei der Auswahl einer Plattform.

Was ist Copy Trading oder Social Trading?

Mit dem Spruch “Noch nie war es so einfach, in die Finanzmärkte zu investieren”, wirbt der Copy Trading-Anbieter eToro für sich. Und tatsächlich hat die Zugänglichkeit von Investments in den Finanzmarkt in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Social Trading-Plattformen sind durch Werbung stark in der öffentlichen Wahrnehmung vertreten und beanspruchen für sich, diese Revolution der Kleinanleger mitzugestalten. Aber was sind Copy Trading und Social Trading eigentlich?

Was ist der Unterschied zwischen Copy Trading und Social Trading?

Oftmals werden die beiden Begriffe weitgehend synonym verwendet. Allerding kann man unter Social Trading eigentlich eher den Oberbegriff verstehen, von dem Copy Trading wiederum eine spezielle Ausprägungsform ist. Die Idee hinter beidem ist es, das Konzept sozialer Netzwerke mit dem Traden zu verbinden und Geldanleger miteinander zu vernetzen. Vor allem sollen unerfahrene von erfahrenen Tradern und ihren Anlagestrategien und Portfolios profitieren können – soweit zumindest der Anspruch. Das Copy Trading bezeichnet dann einfach den Aspekt des Kopierens oder Spiegelns von Portfolios und Anlagestrategien.

So funktioniert Copy Trading

Im Copy Trading, wie es beim israelischen Unternehmen eToro angeboten wird, teilen sich die Anleger in Follower und Top-Trader (Signalgeber) auf. Diese investieren mit ihrem öffentlichen Portfolio in Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Indexfonds oder Derivate. Als Follower kann man diese Portfolios dann kopieren, führt automatisch dieselben Orders aus und richtet sein Portfolio dementsprechend nach dem des Signalgebers. Dafür bezahlt man den Spread (Geld-Brief-Spanne – Differenz zwischen dem tatsächlichen Kurswert und dem von der Plattform genommenen Preis), während die Top-Trader an ihrer Followerzahl verdienen.

Eine etwas andere Spielart des Copy Tradings wird beim österreichischen Anbieter Wikifolio ermöglicht. Hier werden Anleger und Trader unterschieden, wobei die letztere Gruppe die öffentlichen Portfolios baut. Diese setzen sich aus Aktien, ETFs und sonstigen Fonds, sowie derivativen Anlageprodukte zusammen – je nach Trader unterscheiden sie sich natürlich. Die Anleger kaufen diese Portfolios dann nicht einzeln nach, sondern erwerben ein Zertifikat auf den Wertverlauf des Portfolios, das wiederum vom Finanzdienstleister Lang & Schwarz herausgegeben wird. Die Anleger entrichten eine Zertifikatsgebühr und eine Gewinnprämie, während die Trader eine Erfolgsprämie erhalten.

Social Trading-Alternativen

Einen etwas anderen Weg gehen junge Social Trading-Startups wie getquin, einer Social Media-Plattform für Anleger. Hier liegt der Fokus auf der Vernetzung der Anleger untereinander, auf der besseren Organisation ihrer Portfolios und auf der damit einhergehenden Möglichkeit, sich von Gleichgesinnten inspirieren zu lassen. Gerade für aktive Investoren, die beispielsweise mit Einzelaktien handeln, hat das den Vorteil, von der Vorarbeit Anderer zu profitieren und sich beispielsweise über aktuelle Börsengeschehnisse oder Analysen auszutauschen. Solche Netzwerke können auch dazu dienen, Anlageanfängern die Angst vor dem Investieren zu nehmen und Wege aufzuzeigen, wie dieses angegangen werden kann, ohne dass Portfolios 1:1 kopiert werden. Fragwürdig ist hingegen – wie in den meisten Social Trading-Kontexten – nach welchen Kriterien Anleger als Experten anerkannt werden. Reichen einige glückliche Zufallstreffer oder geht es eher um eine langfristige, durchdachte und konsequent durchgeführte Strategie?

Was kann gehandelt werden?

Im Bereich des Copy Tradings gibt es keine Beschränkungen, welche Assetklassen gehandelt werden können – und damit den Followern ins Portfolio übertragen werden. Dementsprechend setzen sich die Portfolios der Signalgeber aus Aktien, Fonds, Anleihen, aber auch derivativen Anlageprodukten wie CFDs oder Zertifikaten zusammen. Im Falle von Wikifolio werden Zertifikate auf die Wertentwicklungen der Portfolios der Signalgeber herausgegeben, die dann von Anlegern gekauft werden können. Letztendlich haben die Signalgeber somit freie Hand über die Bestückung ihrer Portfolios und der Auswahl der Assetklassen – im Extremfall könnte ein Portfolio auch nur aus einer Aktie oder einem Derivat bestehen und wären den kopierenden Anlegern keine Rechenschaft schuldig.

Kosten des Social Tradings

Die Kosten des Social Tradings im Falle von Copy Trading-Plattform sind im Vergleich zum direkten Handel mit Aktien, ETFs oder Anleihen sehr hoch. Der Anbieter eToro beispielsweise nimmt zwar weder Depotführungs- noch Ordergebühren (bei Aktien und ETFs), berechnet dafür aber Non-Trading-Gebühren etwa bei der Auszahlung oder der notwendigen Umrechnung in Euro. Außerdem kommen bei CFDs Tradinggebühren hinzu. Generell finanziert sich das Unternehmen über die Spreads, die es mehr oder weniger willkürlich festlegen kann. 

Unser anderes Beispiel hingegen, die Copy Trading-Plattform Wikifolio, nimmt zwar auch keine Depotführungs- und Transaktionsgebühren, berechnet dafür aber eine jährliche Zertifikatsgebühr von derzeit bis zu 0,95% (Stand: Juli 2021) und eine Performancegebühr bis zu 30%. Wer also Glück bei der Auswahl des kopierten Traders hat und eine gute Wertentwicklung einfährt, muss umso höhere Gebühren bezahlen.

Gerade, wenn man diese Gebühren mit ETF-Gebühren (oftmals deutlich unter 0,5% p. a.) und Transaktions- und Depotführungsgebühren von gängigen Brokern ins Verhältnis setzt, merkt man, dass man für Copy Trading einen sprichwörtlich hohen Preis bezahlt. Neben den enormen Risiken, die es mit sich bringt, ist es also keine besonders kostensparende Art, Geld zu investieren.

Copy Trading: Die Risiken

Aber worin bestehen diese Risiken genau? Die eToro-Seite zu den Risiken des Social Tradings gibt hier Aufschluss. Der Anbieter schreibt vielsagend inklusive Rechtschreibfehler: “Bei der Überprüfung von Inhalt, Portfolio, Finanzdaten, Meinungen oder Ratsschlägen eines anderen registrierten Nutzers sollten Sie nicht davon ausgehen, dass dieser Nutzer für die Abgabe finanzieller Informationen oder Meinungen unvoreingenommen, unabhängig oder qualifiziert ist.” Folgend wird auch darauf hingewiesen, dass es sich bei den Angeboten um keine Anlageberatung handelt. 

Das implizite Versprechen des Copy Tradings ist, dass die vergangene Performance eines Traders ein Indikator für zukünftige Investitionserfolge irgendeiner Art ist – auch wenn selbstverständlich auf den Informationsseiten der Plattformen darauf hingewiesen wird, dass das nicht der Fall ist. Genau das treibt aber Trading in diesem Bereich an und wird in der Psychologie als “hindsight bias” bezeichnet, also ein Vorurteil aufgrund des Blicks in die Vergangenheit. Dies ist trügerisch, da insbesondere die Performances von kurzfristigen, spekulativen Geldanlagen (im Trading) zu einem nicht geringen Anteil durch Zufall bestimmt wird – ein Totalverlust ist gut möglich. 

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Copy Trading: Letztendlich so riskant wie Pferdewetten. | Bild: unsplash.com

Copy Trading ist demnach so riskant wie eine Pferdewette und hat mit langfristigen, durchdachten Anlagestrategien in den wenigsten Fällen etwas zu tun. Zu den bestehenden Anlagerisiken und den hohen Kosten kommt noch im Falle einer Zertifikatsausgabe wie bei Wikifolio das sogenannte Emittentenrisiko hinzu, also das Risiko, dass das Unternehmen, das das Zertifikat ausgibt, seine Verpflichtungen nicht mehr bedienen kann. Dies steht im Gegensatz zu beispielsweise Indexfonds, die in Deutschland als Sondervermögen verstanden werden und somit im Falle der Insolvenz des Depots oder des Emittenten immer noch dem Anleger gehören.

Leichter Einstieg: Für wen eignet sich Copy Trading?

Copy Trading zielt mit dem Angebot eines niedrigschwelligen Einstiegs in die Welt der Geldanlagen definitiv auf unerfahrene Investoren ab. Diese sollen dadurch überzeugt werden, dass sie sich nicht so viele Gedanken über ihre Anlagen machen müssten und einfach vom Erfolgsmodell Anderer profitieren könnten. Dass das so nicht funktioniert, haben wir bereits festgestellt: Der Gedanke, dass man ohne nennenswerte Gegenleistung von der finanziellen Erfahrung eines anderen Anlegers Gebrauch machen kann, ist illusorisch. Im Falle von aktiv gemanagten Fonds werden Managementgebühren eingezogen und auch hierbei ist eine gute Performance weit entfernt von garantiert. Demnach ist es zweifelhaft, ob sich das Instrument des Copy Tradings für Anleger im klassischen Sinne überhaupt eignet oder nicht eher in die Welt des Zockens und der Spekulation gehört. 

Tipps und Tricks: Das solltest du beachten

Wer sich dennoch dafür entscheidet, sich des Social Tradings zu bedienen, sollte auf jeden Fall darauf achten, nur mit entbehrlichem Geld zu handeln, dessen Totalverlust im schlimmsten Fall nicht schmerzt. Nicht zufällig muss etwa der Anbieter eToro darauf hinweisen, dass durch CFD-Geschäfte 67% der Privatanleger bei ihnen Geld verlieren.

Ein weiterer Tipp ist es, mit Bedacht und kleinen Beträgen ein Gefühl für den Markt und die Trader zu entwickeln und nicht direkt “all in” zu gehen. Natürlich bedeutet das auch, den Gesamtbetrag des Einsatzes vorher auf einen bestimmten Anteil des Portfolios (beispielsweise maximal 2%) zu deckeln. Die Diversifizierung des Tradings auf mehrere Signalgeber ist ebenso eine Möglichkeit, das Risiko zumindest ein wenig zu senken.

In unserem Anbieterportal findest du zudem Informationen und aktuelle Bewertungen von Nutzern von Social Trading-Plattformen. Es ist ratsam, dich hier vorher umzuschauen und bei der Wahl der Plattform sorgsam vorzugehen, um extraorbitante Kosten und Kundenfallen weitgehend zu vermeiden.

Häufig gestellte Fragen

Wie geht Copy Trading?

Lohnt sich Copy Trading?

Wie sicher ist Copy Trading?

Wie funktioniert eine Trading Plattform?

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