Hedgefonds einfach erklärt

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 29. Januar 2024
Für viele Menschen sind Hedgefonds mit einem negativen Image behaftet. Dabei gilt diese besondere Art von Investmentfonds allgemein als intransparent, risikoreich und spekulativ. Das ist auch der Grund, warum einige Politiker Hedgefonds sogar eine Mitschuld an der Eurokrise geben. Doch was steckt hinter dem Mythos Hedgefonds, wie funktionieren sie und haben Hedgefonds wirklich einen so großen Einfluss auf das internationale Marktgeschehen?

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Was du wissen solltest
  • Hedgefonds sammeln ähnlich wie klassische Investmentfonds Geld von Anlegern und investieren dieses.
  • Da sie weniger stark reguliert sind, können sie jedoch risikoreicher investieren als klassische Investmentfonds.
  • Hedgefonds dürfen außerdem Leerverkäufe tätigen und können Kapital längerfristig anlegen, da es hohe Mindestlaufzeiten gibt.

Was sind Hedgefonds?

Im Prinzip sind Hedgefonds nichts anderes als alternative Geldanlagen. Alternativ deshalb, weil sie nicht wie Aktien oder Anleihen an der Börse gehandelt werden, sondern nur einem bestimmten Personenkreis zugänglich sind. Das Mindestanlagevolumen der meisten Hedgefonds liegt dabei bei 500.000€ oder mehr. Aus diesem Grund werden sie oftmals auch als die Investmentfonds der Superreichen bezeichnet.

Besonderheiten von Hedgefonds

In ihrem Ursprungsland, den USA, müssen Investoren mindestens eine Million Dollar Kapital und ein sehr hohes monatliches Einkommen aufweisen, um überhaupt in Hedgefonds investieren zu dürfen. Obwohl Hedgefonds nur einer begrenzten Personengruppe zugänglich sind, haben sie ein erstaunliches Volumen. Schätzungen zufolge verwalten Hedgefonds derzeit mehr als 1,9 Billionen US-Dollar weltweit. Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, dass Hedgefonds einen ganz erheblichen Einfluss auf Staaten, Unternehmen und auf unser Wirtschaftssystem nehmen können.

Wer investiert in Hedgefonds?

Neben vermögenden Privatpersonen investieren auch Lebensversicherungen, Pensionsfonds und Stiftungen in Hedgefonds. Jeder Fonds wird dabei von einem Fondsmanager verwaltet, der für seine Tätigkeit eine nicht unerhebliche Verwaltungsgebühr erhält und der in der Regel auch mit bis zu 20% an den produzierten Gewinnen beteiligt ist. Macht ein Hedgefonds Verluste, so wird dieser geschlossen und der Fondsmanager hat die Möglichkeit einen neuen Fonds zu eröffnen, sofern er weiterhin Investoren findet, die an seine Investmentstrategie glauben.

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Wie funktionieren Hedgefonds?

Grundsätzlich funktionieren Hedgefonds ähnlich wie klassische Investmentfonds. Der Fondsmanager sammelt in beiden Fällen Geld von Anlegern ein und investiert diese Summen in unterschiedliche Investitionsprojekte. Ziel ist es immer, eine möglichst hohe Rendite für die Investoren zu erzielen. An dieser Stelle enden jedoch die Gemeinsamkeiten, denn Hedgefonds sind im Gegensatz zu traditionellen Investmentfonds überaus unreguliert, haben eine nur geringe Verfügbarkeit und dürfen zudem auch Leerverkäufe tätigen.

Unterschied 1: Regulierung

Hedgefonds sind sehr unregulierte Produkte, die nur wenigen Regeln der Finanzaufseher, wie beispielsweise der deutschen BaFin, nachkommen müssen. Eine der wenigen Regeln, an die sich Hedgefonds jedoch halten müssen, ist das Verbot des Insiderhandels, welches Anleger vor Kursmanipulationen schützen soll. Es ist Managern von Hedgefonds somit verboten, Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen, wenn sie darüber Informationen haben, die nicht öffentlich zugänglich sind und nur Insider wissen können.

Dass sich nicht alle Hedgefonds-Manager an dieses Verbot halten, zeigt der Fall des US-Amerikaners Steven A. Cohen. Er ist Gründer des auf Anguilla registrieren Unternehmens S.A.C Capital (SAC) und wurde im Jahr 2013 zu einer Strafe in der Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar wegen Insiderhandels verurteilt. Nichtsdestotrotz sind Hedgefonds noch immer sehr unregulierte Produkte. Hedgefonds-Manager sind frei in der Wahl ihrer Finanzprodukte und auch in der Höhe des Risikos, das sie bei der Anlage eingehen möchten.

Unterschied 2: Verfügbarkeit

Der zweite große Unterschied zu einem klassischen Investmentfonds ist die Verfügbarkeit, also die Liquidität des Geldes. Anteile an Fonds können nicht nach Belieben an der Börse gekauft oder verkauft werden. Je nach Hedgefonds ist das eingesetzte Kapital entweder für mehrere Jahre gebunden oder es gibt festgelegte Intervalle (z.B. monatlich oder quartalsweise), zu denen Anteile zurückgegeben werden können. Wie eingangs schon erwähnt, gibt es meist einen sehr hohen Mindesteinstiegsbetrag.

Unterschied 3: Leerverkäufe

Der dritte Unterschied geht mit der Regulierung einher. Hedgefonds dürfen Leerverkäufe tätigen, also auf fallende Kurse setzen. Tätigst du beispielsweise einen Leerverkauf auf den Deutschen Aktienindex, dann profitierst du, wenn der DAX fällt. Wird dieses Prinzip nun im großen Stil angewendet, dann kann es dadurch zu einer nicht unerheblichen Beeinflussung des Marktgeschehens führen.

Wie groß diese Einflussnahme sein kann, zeigt das Beispiel des US-amerikanischen Investors George Soros. Der bekannte Hedgefonds-Manager tätigte im Jahr 1992 massive Leerkäufe auf das britische Pfund. Er sorgte damit für einen großen Kursrutsch und konnte im September desselben Jahres über 1 Mrd. € an Gewinnen einfahren.

Woher stammt der Name Hedgefonds?

Aus der Möglichkeit, leer zu verkaufen, kommt auch der Begriff Hedgefonds. "To hedge" bedeutet im Englischen nichts anderes als "sich abzusichern". Mit Leerverkäufen können sich Fondsmanager gegen Kursrutsche absichern. Kauft ein Manager beispielsweise Gold für seinen Fonds, so kann er sich gegen einen etwaigen Kursrutsch des Goldes absichern, indem er gleichzeitig Leerverkäufe auf Gold tätigt. Verliert das Gold in weiterer Folge an Wert, so gewinnt der Fonds dank der Leerverkäufe auf der anderen Seite. Das Risiko ist somit abgesichert beziehungsweise "ausgehedged".

Welche Anlagestrategien verfolgen Hedgefonds?

Die Anlagestrategien, die Hedgefonds verfolgen, sind so vielfältig wie die Finanzwelt selbst. Sehen wir uns in diesem Zusammenhang ganz einfach das Beispiel von Starinvestor James Simons an. Simons ist theoretischer Mathematiker, der vor seiner Zeit als Hedgefonds-Manager in Harvard unterrichtete und im Zuge seiner Tätigkeit beim US-amerikanischen Verteidigungsministerium auch am Knacken von Codes während des Vietnamkrieges mitarbeitete. In späterer Folge legte Simons einen Hedgefonds auf, mit welchem er seit dem Jahr 1988 eine durchschnittliche Rendite von beeindruckenden 35% erzielt.

Eine andere Anlagestrategie ist beispielsweise die Analyse von volkswirtschaftlichen Trends. Mit diesem Ansatz konnte John Paulson im Jahr 2007 das Bilden der Immobilienblase vorhersehen und erfolgreich auf das Platzen der Blase spekulieren. Mit seiner Strategie erzielte Paulson mehr als 3,7 Milliarden € Gewinn und stieg über Nacht zum Star der Finanzbranche auf.

Natürlich ist auch bei Hedgefonds nicht alles Gold, was glänzt. So hat Paulson in den vergangenen Jahren aufgrund von einigen Fehlinvestitionen viel Geld und somit auch viele Anleger wieder verloren.

Haben Hedgefonds zurecht einen zweifelhaften Ruf?

Hedgefonds haben auch eine dunkle Seite. So sind Hedgefonds überaus intransparent, da sie ihre Zahlen nicht veröffentlichen müssen. Aufgrund der großen Summen, die von Hedgefonds verwaltet werden, können sie zudem auch einen großen Schaden anrichten. In der Vergangenheit wurden Hedgefonds daher oftmals als Heuschrecken bezeichnet, da sie über Unternehmen herfallen und diese aushöhlen, ähnlich wie Heuschrecken, die über ein Kronfeld herfallen und dieses verdorrt zurücklassen. Das eher negativ geprägte Bild von Hedgefonds resultiert jedoch daher, dass diese Fonds sehr intransparent sind und Menschen häufig nicht verstehen, was Hedgefonds eigentlich tun.

Fazit

Wir haben in diesem Beitrag gelernt, dass Hedgefonds ähnlich wie klassische Investmentfonds Geld von Anlegern sammeln und dieses investieren. Hedgefonds unterscheiden sich von traditionellen Investmentfonds jedoch darin, dass sie riskanter investieren können, da sie weniger stark reguliert sind. Zudem dürfen Hedgefonds Leerverkäufe tätigen und können Kapital längerfristig anlegen, da es hohe Mindestlaufzeiten gibt.

Auch wenn Hedgefonds für uns als Privatanleger nicht interessant sind, so ist es dennoch wichtig, dass wir wissen, wie sie funktionieren, da sie ein einflussreicher Mitspieler in unserem Wirtschaftssystem sind.

Buchempfehlung

Sollten wir nun dein Interesse an Hedgefonds geweckt haben, dann empfehlen wir dir das Buch "Mehr Geld als Gott" von Sebastian Mallaby. Der britische Wirtschaftsjournalist erklärt in seinem Bestseller auf einfache und verständliche Weise die Anfänge und die Entwicklung von Hedgefonds, sodass auch Einsteiger schnell einen tieferen Einblick in das Thema bekommen.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Hedgefonds?

Kann ich als Privatanleger in Hedgefonds investieren?

Woher stammt der Name Hedgefond?