Lombardkredit: Schneller Wertpapierkredit mit Risiken

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 10. Juni 2022
Der Lombardkredit ist eine Kreditart, die auf der Beleihung von Wertpapieren oder anderen Sicherheiten fußt. Dieser Ratgeber konzentriert sich vor allem auf den Lombardkredit als Wertpapierkredit. Wie funktioniert die Beleihung von Wertpapieren im Depot? Welche Wertpapiere kann man beleihen und welche Risiken birgt das? Und ist es überhaupt eine gute Idee, für Investitionen einen Kredit aufzunehmen? All diese Fragen klären wir im Ratgeber.

💡

Was du wissen solltest
  • Der Lombardkredit ist eine Kreditform mit einer langen Geschichte, der auf der Hinterlegung eines Pfandes als Sicherheit für den Kreditgeber aufbaut, welcher bei Nichtzahlung veräußert werden kann.
  • Heutzutage ist mit Lombardkredit meist ein Wertpapierkredit gemeint, bei dem Wertpapiere in einem Depot beliehen werden.
  • Je nach Wertpapierart wird der Beleihungswert festgelegt: Je sicherer die Wertpapierart, desto höher kann beliehen werden.
  • Bei Schwankungen des Kapitalmarkts kann es dazu kommen, dass der Kreditgeber von dir verlangt, weitere Sicherheiten zu hinterlegen oder Kapital nachzuschießen.

👉

So gehst du vor
  • Die Aufnahme eines Wertpapierkredits zur Investition in weitere Wertpapiere ist nicht empfehlenswert und mit hohen Risiken verbunden. Spare und investiere lieber regelmäßig kleinere Summen, die du dir tatsächlich leisten kannst.
  • Falls du einen Lombardkredit aufnehmen möchtest, beleihe nicht dein ganzes Depot, um bei Wertschwankungen nicht in Schwierigkeiten zu kommen.
  • Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Kreditarten findest du auch in unserem Ratgeber zum Kredit.
  • Bewertungen zu verschiedenen Kreditanbietern findest du in unserem Anbieterportal.

Geschichte des Lombardkredits

Der Lombardkredit verweist mit seinem Namen auf die reiche Geschichte des Finanz- und Kreditwesens. Er stammt von der italienischen Region Lombardei ab, in der zu Zeiten des Mittelalters Handelsleute Kreditgeschäfte mit Adligen betrieben, die auf dem Prinzip der Pfandleihe basierten. In Anlehnung an diesen Ursprung setzten sich ähnliche Kreditmodelle in ganz Europa durch, die bis heute als Lombardkredite bezeichnet werden.

So funktioniert ein Lombardkredit

Das Prinzip des Lombardkredits besteht darin, dass ein Kreditgeber einem Kreditnehmer ein Darlehen ausbezahlt, für das ein Pfand als Sicherheit hinterlegt wird. Lombardkredite werden kurz- oder mittelfristig gewährt. Grundsätzlich sind viele Sicherheiten als Pfand denkbar: Üblich sind Wertpapiere, Bankguthaben und bewegliche Sachen. In diesem Ratgeber konzentrieren wir uns auf den Lombardkredit als Wertpapierkredit.

Für einen Wertpapierkredit können unterschiedlichste Wertpapierarten als Sicherheit hinterlegt werden, denkbar sind etwa Aktien, Anleihen oder Fondsanteile. Prinzipiell gilt, dass, je wertbeständiger und weniger volatil das Wertpapier ist, desto höher es beliehen werden kann – sichere Anleihen etwa können zu einem höheren Prozentsatz beliehen werden als Aktien, davon inländische höher als ausländische, und riskante derivative Wertpapiere werden oftmals gar nicht erst beliehen. Die spezifischen Konditionen variieren von Kreditgeber zu Kreditgeber, aber üblich sind die folgenden Beleihungswerte:

  1. Aktien (je nach Bewertung und Herkunft 40-70%)
  2. Anleihen (je nach Rating, Art und Herkunft 30-100%)
  3. Fonds (je nach Art und Herkunft 30-80%)

Bei einem Depotwert von 5.000€, das rein aus Aktien besteht, könnten also bei einem Beleihungswert von 60% maximal 3.000€ geliehen werden, wenn das Depot komplett als Sicherheit hinterlegt wird. Auch die Zinshöhe richtet sich oftmals nach den hinterlegten Assets und rangiert im mittleren einstelligen Bereich pro Jahr. 

Arten des Lombardkredits

Der Übersicht halber im Folgenden eine Aufstellung der Varianten des Lombardkredits:

  • Effektenlombardkredit. Dies meint den Wertpapierkredit, bei dem Wertpapiere oder ein ganzes Depot als Pfand dem Kreditgeber als Sicherheit hinterlegt werden. Beleihbare Effekten sind etwa Fonds, Aktien oder Anleihen.
  • Edelmetalllombardkredit. Bei einem Edelmetalllombardkredit werden Edelmetalle wie Gold oder Silber, oftmals in Form von Münzen oder Schmuckstücken, als Sicherheiten für den Kreditgeber hinterlegt. Dies ist heutzutage keine besonders häufige Form des Lombardkredits mehr und wird vor allem in Pfandleihhäusern praktiziert.
  • Warenlombardkredit. Diese Art des Lombardkredits kann zur Vorfinanzierung von Wareneinkäufen genutzt werden und wird durch die Ausstellung bestimmter Papiere an das Kreditinstitut abgesichert. Dazu zählen etwa Konnossemente, Lade- und Lagerscheine (sogenannte Traditionspapiere). Die Laufzeit eines solchen Kredits richtet sich an der Veräußerung der betreffenden Waren aus.
  • Wechsellombardkredit. Bei einem Wechsellombardkredit werden sogenannte Wechsel beliehen. Wechsel sind Wertpapiere, die eine Zahlung des Ausstellers zu einem gewissen Fälligkeitszeitpunkt an einen Dritten beinhalten.

Wertpapierkredit: Risiken und Fallstricke

Wer einen Lombardkredit in Form eines Wertpapierkredits aufnehmen möchte, ist mit ernsthaften Risiken konfrontiert. Dies liegt in der Natur dieser Art des Kredits, der auf Wertpapieren als Pfand aufbaut und ein Veräußerungsrecht des Kreditgebers bei Nichtzahlung beinhaltet. Zwei hauptsächliche Fallstricke entstehen hierbei:

  • Schwankung der Kreditsumme
    Angesichts der normalen Schwankungen an den Kapitalmärkten kann auch die auf deinen Geldanlagen aufbauende Kreditsumme schwanken. Das heißt, dass du plötzlich eine niedrigere Kreditsumme zur Verfügung haben könntest, als du es erwartet hattest oder die Bank weitere Sicherheiten von dir verlangt.
  • Mögliche Nachschusspflicht
    Auch dieses Risiko ergibt sich aus den Schwankungen der Kapitalmärkte. Hast du den Kreditrahmen deiner Wertpapiere komplett ausgeschöpft und es kommt zu einem Abfall der Kurse, kann der Kreditgeber verlangen, dass du Geld nachschießt, um den Kredit weiter gedeckt zu halten. Falls du dazu nicht in der Lage bist, kann es dazu kommen, dass Teile deiner Geldanlage verpfändet, also verkauft, werden.

Wie mit solchen Fällen umgegangen wird, hängt konkret von den Konditionen des jeweiligen Kreditgebers ab. Das Grundproblem dieser Risiken ist aber jeweils die Verknüpfung einer als Pfand hinterlegten Sicherheit, die auf den Bewegungen der Kapitalmärkten basiert und etwa bei einem allgemeinen Absturz der Kurse zu Schwierigkeiten bei der Deckung des Kredits führen kann.

Lohnt sich der Lombardkredit für mich?

In die Beantwortung dieser Frage fließen sowohl konkrete Erwägungen zum Wertpapierkredit als auch allgemeine Überlegungen zum Sinn von Krediten ein. Es ergibt also Sinn, diese Fragen separat zu behandeln.

Wertpapierkredit: Sinnvoll oder nicht?

Bei der Abwägung der Sinnhaftigkeit eines Wertpapierkredits für dich solltest du sowohl über den Zweck des Kredits als auch die spezifischen Konditionen dieser Kreditform nachdenken. Prinzipiell kann man zwischen guten und schlechten Kreditzwecken unterscheiden: Während Kredite zum Zweck von Investitionen (insbesondere in Immobilien und Unternehmen) sinnvoll sein können, sind Konsumkredite möglichst dadurch zu vermeiden, dass du dir eine ausreichende Rücklage (“Notgroschen”) für unerwarteten Geldbedarf bildest.

Der Wertpapierkredit wird aufgrund seiner kurzen bis mittleren Laufzeit nicht als Investitionskredit angeboten werden (Ausnahme sind Wertpapierinvestments, auf die wir im nächsten Punkt eingehen), weswegen er in den meisten Fällen vermutlich als Konsumkredit aufgenommen wird. Lässt sich ein solcher aufgrund einer fehlenden oder zu kleinen Rücklage nicht vermeiden, ist es wichtig, die Konditionen der verschiedenen Kreditgeber zu vergleichen, um nicht noch höhere Kosten für geliehene Geld zu erzeugen. Oftmals wird ein Ratenkredit die besseren Konditionen aufweisen, zumal er nicht das unmittelbare Risiko der Pfändung oder des Nachschusses zum Wertpapierportfolio bei einem Kursabfall an den Märkten mit sich bringt.

💡

Tipp: Kreditbetrag nicht voll ausschöpfen
Wenn du dich dennoch für einen Wertpapierkredit entscheidest, schöpfe möglichst nicht den vollen Kreditbetrag aus, um im Falle eines unerwarteten Wertverfalls über einen Puffer zu verfügen.

Kredit aufnehmen zum Investieren?

Der Wertpapierkredit wird immer wieder als Option angeführt, um Geld zur weiteren Aufnahme von Investments zu beschaffen. Die Idee ist hierbei, durch die Einkünfte der dergestalt gekauften Wertpapiere den Kredit abzubezahlen und das Volumen des eigenen Portfolios deutlich zu erhöhen. Hiervon raten wir grundsätzlich ab. Nicht nur aufgrund der bereits besprochenen spezifischen Risiken eines Wertpapierkredits, sondern, weil beim Investieren auf Pump generell eine große Chance besteht, viel Geld zu verlieren – es muss nur reichen, in einer eher schwachen Marktphase anzulegen. Viel sinnvoller ist es, sich durch regelmäßiges, diszipliniertes Sparen und Investieren in ein weltweit diversifiziertes Aktienportfolio ein Vermögen aufzubauen, das bei einem langen Anlagezeitraum durch den Zinseszins besonders gedeihen kann und gute Renditen einbringt. 

Häufig gestellte Fragen

Wie funktioniert ein Wertpapierkredit?

Wie wird ein Wertpapierkredit zurückgezahlt?

Was versteht man unter einem Lombardkredit?

Was ist der Beleihungswert bei Aktien?