Sharpe Ratio: Mehr Rendite ohne erhöhtes Risiko?

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 23. Mai 2022
Um das Verhältnis der Rendite einer Geldanlage im Verhältnis zum eingegangenen Risiko und unter Berücksichtigung der gängigen Marktrendite zu bestimmen, wurde der sogenannte Sharpe-Quotient erfunden, der auf Englisch Sharpe Ratio heißt. Die Sharpe Ratio kann insbesondere ein hilfreiches Tool bei der Bewertung von Fonds sein. Wie sie funktioniert und aufgebaut ist, erfährst du im Ratgeber.

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Was du wissen solltest
  • Die Sharpe Ratio, auf deutsch Sharpe-Quotient, ist eine bewährte Kennzahl, mit der das Rendite-Risiko-Verhältnis einer Geldanlage bestimmt werden kann.
  • Die Rendite wird dabei mit der einer risikolosen Geldmarktanlage verglichen.
  • Als Risiko wird die Volatilität, also die Schwankungsbreite, der Geldanlage verwendet.
  • Zu Kritik führen etwa die Tatsache, dass negative Sharpe Ratios nicht miteinander verglichen werden können und die Art des kalkulierten Risikos.

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So gehst du vor
  • Die Formel lautet: Sharpe Ratio = Überrendite / Volatilität
  • Beachte beim Berechnen der Sharpe Ratio, das du die gleichen Zeiträume der Renditen und der Volatilität verwendest.
  • Genieße das Ergebnis mit Vorsicht, da es sich notwendig nur auf die Vergangenheit beziehen kann und damit keine Aussagen über zukünftige Performance treffen kann.
  • Je höher die (positive) Sharpe Ratio, desto besser das Rendite-Risiko-Verhältnis.
  • Du kannst die Sharpe Ratio auch vereinfachen, indem du einfach deine Rendite durch die Volatilität teilst und auf den Vergleich zur einer risikolosen Geldanlage verzichtest.

Sharpe Ratio Definition

In den 1960ern wurde der Sharpe-Quotient – oder auf Englisch Sharpe Ratio – vom US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler William F. Sharpe entwickelt. Die Sharpe Ratio setzt grundlegend die Überrendite eines Wertpapiers zu ihrem Risiko ins Verhältnis. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass, wer zwei Wertpapiere vergleicht, die in der Vergangenheit eine ähnliche Rendite hatten, das Wertpapier mit dem niedrigeren Risiko bevorzugen würde. Schwieriger wird es allerdings, wenn man zwei Wertpapiere mit unterschiedlichen Renditen und Risiken vergleicht – hier kommt die Sharpe Ratio als möglicher Messwert ins Spiel.

Die Sharpe Ratio wird folgendermaßen definiert: Sharpe Ratio = Überrendite / Volatilität

Im Folgenden schauen wir uns die Bestandteile einmal genauer an, im Abschnitt danach versuchen wir, die Bedeutung der ausgewählten Parameter zu verstehen.

Bestandteile der Sharpe Ratio

Der Zähler der Gleichung, die durchschnittliche Überrendite, setzt sich zusammen aus der Rendite der Geldanlage abzüglich der Rendite einer risikolosen Geldmarktanlage für den gleichen Zeitraum. Normalerweise verwendet man hier Jahresrenditen. 

Im Nenner finden wir die Volatilität der entsprechenden Geldanlage, also ihrer Schwankungsbreite. Sie wird mit der empirischen Standardabweichung herausgefunden, also mathematisch mit der Varianz von reellen Werten um einen Mittelwert. Logischerweise muss die Volatilität denselben Zeitraum betreffen, dessen Renditen der Geldanlage verwendet werden. 

Ein Beispiel: Sharpe Ratio der Geldanlage X = (12% Jahresrendite 2021 - 2% Risikolose Jahresrendite 2021) / 15% Jahresvolatilität 2021

Was das Ergebnis in diesem Fall aussagen könnte (~0,67), besprechen wir im folgenden Abschnitt.

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Die vereinfachte Sharpe Ratio
Anstatt deine Rendite mit der Rendite einer risikolosen Geldanlage zu vergleichen, kannst du das ganze auch vereinfachen: Wir nehmen an, dass eine risikolose Geldanlage keine Rendite abwirft und vernachlässigen diese. Dann wäre die vereinfachte Sharpe Ratio deine Rendite geteilt durch die Volatilität. Das reicht bereits aus, um zwei Geldanlagen miteinander zu vergleichen: Diejenige mit der höheren Sharpe Ratio hat ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis.

So funktioniert die Sharpe Ratio

Zunächst zu den Werten im Zähler. Der Begriff der “Überrendite” impliziert bereits, dass die Rendite der Geldanlage an etwas anderem gemessen wird – und zwar an der risikolosen Geldmarktrendite. Diese kann sich beispielsweise an der Zinshöhe von Staatsanleihen mit höchster Bonität ausrichten und war in den vergangenen Jahren zum Teil sehr niedrig. Eine positive Sharpe Ratio kann nur entstehen, wenn die Rendite der Geldanlage die des risikolosen Geldmarkts zumindest übertrifft. 

Auch der verwendete Kennwert des Nenners ist interessant, da hier zur Messung des Risikos die Volatilität, also die reine Schwankungsbreite der Geldanlage mit ihrem Risiko identisch gesetzt wird. Somit werden auch Werte, die deutlich über dem Mittelwert liegen, als Risiko begriffen. Bei anderen Quotienten (etwa dem Treynor-Quotienten) werden etwa andere Kennzahlen zum Ausdrücken des Risikos verwendet, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Märkte generell schwanken.

Beachten solltest du, dass sich die Sharpe Ratio nur auf die Vergangenheit bezieht und damit keine Aussagekraft für die zukünftigen Bewegungen der Wertanlage hat.

Grundsätzlich ist das Ergebnis einer Sharpe Ratio besser, je höher die Summe ist, die herauskommt. Die positive Sharpe Ratio einer Geldanlage stellt also dar, dass eine Überrendite in Bezug auf die risikolose Geldanlage erreicht wurde und – im Vergleich zu einer anderen Sharpe Ratio – wie das Verhältnis dieser Überrendite pro Risikoeinheit ist. Eine negative Sharpe Ratio hat hingegen bis auf die Tatsache, dass ihr eine Rendite zugrunde liegt, die die risikolose Geldmarktrendite nicht übertrifft, nur wenig Aussagekraft. Das liegt daran, dass ein Sharpe-Quotient mit niedriger Rendite und höherer Volatilität zum gleichen Ergebnis führen kann wie einer mit höherer Rendite und niedriger Volatilität (Beispiel: 2% Rendite der Geldanlage bei 3% risikoloser Geldanlage und 1% Volatilität = Sharpe Ratio von -1; 1% Rendite, 3% risikolose Geldanlage, 2% Volatilität = SR auch -1).

Kritik an Sharpe Ratio: Ist sie aussagekräftig?

Zur Sharpe Ratio gibt es seit ihrer Einführung auch immer wieder kritische Stimmen, die ihre Aussagekraft anzweifeln. Ein Beispiel einer solchen Kritik ist, dass negative Sharpe Ratios nicht miteinander vergleichbar sind und über die Feststellung eines Fehlens einer Überrendite (wofür es keiner Sharpe Ratio bedarf) hinaus keine Aussage treffen kann.

Auch die Natur des Risikos wird kritischen Betrachtungen unterzogen, da mit der Verwendung der Volatilität keine Schlüsse über die Zusammensetzung des Risikos (etwa in systematisches und unsystematisches) gezogen werden können. Zudem werden aufgrund der Verwendung der empirischen Standardabweichung als Maßstab auch Ausreißer nach oben als Risiko begriffen. Da die Risikofreudigkeit von Anlegern variiert, kann es unter Umständen auch sein, dass die Sharpe Ratio risikoaverse Anlagen gegenüber riskanten überbewertet.

Die Treynor- und der Sortino-Quotienten reagieren auf diese Schwächen und versuchen, sie zu umgehen: Der Treynor-Quotient etwa differenziert zwischen systematischem und unsystematischem Risiko, während der von der Sharpe Ratio abgeleitete Sortino-Quotient nur die abwärtsgerichtete Volatilität berücksichtigt (und nicht Volatilität generell). 

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Häufig gestellte Fragen

Was ist eine gute Sharpe-Ratio?

Was sagt die Sharpe Ratio aus?

Was bedeutet eine negative Sharpe-Ratio?