Schulden begleichen: So funktioniert’s

Juli Sixel
Juli Sixel
Stand: 19. Dezember 2022
Ist das Konto im Minus, ist das stressig und belastend. Schnell kann eine Verschuldung überfordernd wirken. Wir erklären dir Schritt für Schritt, wie du deine Schulden begleichen und neue Schulden vermeiden kannst.

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Was du wissen solltest
  • Deine Einnahmen minus Fixkosten bilden dein monatliches Budget.
  • Dieses Budget nutzt du zum Teil, um Schulden abzubauen und zum Teil für deine laufenden Ausgaben.
  • Tilge entweder zuerst die dringendste oder die kleinste Zahlungsaufforderung.
  • Prinzipiell musst du deine Einnahmen erhöhen und deine Ausgaben verringern.
  • Hast du einen teuren Kredit, kann sich ein Umschuldungskredit lohnen.

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So gehst du vor
  • Ziehe eine klare Linie: ab sofort keine neuen Schulden mehr.
  • Verschaffe dir einen Überblick über deine Lage, dabei kann unser Haushaltsbuch helfen.
  • Teile dir ein monatliches Budget ein.
  • Überlege dir, wie du deine Einnahmen erhöhen und deine Ausgaben senken kannst.
  • Suche dir professionelle Hilfe bei einer Schuldnerberatung.
  • Gibt es einen Ausweg aus der Schuldenfalle, kommt eine Privatinsolvenz infrage.
  • Beginne, dir einen Notgroschen aufzubauen.

Überblick verschaffen

Du hast Schulden und weißt nicht genau, wie du sie am besten abbauen kannst? Keine Sorge, viele Menschen sind im Laufe ihres Lebens einmal verschuldet. Wichtig ist jetzt, dass du eine klare Grenze ziehst und ab sofort keine weiteren Schulden aufnimmst. Das ist der erste Schritt in ein neues, schuldenfreies Leben.

Bevor du anfangen kannst, deine Schulden abzubezahlen, musst du dir erst einmal einen Überblick über deine Finanzlage verschaffen. Das kann überfordernd wirken, ist aber notwendig. Schaue dir diese zwei Bereiche an:

  1. Deine Schulden
  2. Deine monatlichen Ausgaben und Einnahmen

Sammele sämtliche Rechnungen und Zahlungsaufforderungen auf einem Stapel oder in einem Ordner. Anschließend kannst du eine Gläubiger-Liste erstellen. Trage ein, wem du wie viel Geld schuldest. Trete in Kontakt mit den Gläubigern, um eine Vereinbarung zu treffen, wie du das Geld zurückzahlen kannst. Die Liste kann in etwa so aussehen:

GläubigerZweckBetragVereinbarung
Bank 1Möbel10.000€350€ monatliche Rate
Bank 2Auto7.000€300€ monatliche Rate
HausbankDispo500€11,5% Zinsen
Freundin AEngpass600€bis Januar 650€ Rückzahlung

Als Nächstes erfasst du dein Budget. Dazu dokumentierst du einen Monat lang alle Ausgaben und Einnahmen in einem Haushaltsbuch. Das kannst du auch auf einem Blatt Papier in einer Tabelle machen. 

Die Schufa sammelt Daten zu laufenden Kredite und unbezahlten Rechnungen und gibt Banken Auskunft über deine Kreditwürdigkeit. Je nachdem, wie du dich verhältst, bietet die Bank dir unterschiedliche Konditionen an. Wie du dich möglichst kreditwürdig verhältst, erfährst du in diesem Podcast.

Budget einteilen

Sobald du weißt, wie viel du monatlich ausgibst und einnimmst, kannst du dein Budget ermitteln. Das Budget erhältst du, wenn du deine festen Ausgaben – also Miete, Strom, Versicherungen – von deinen Einnahmen abziehst.

Einnahmen - Fixkosten = Budget

Dein Budget teilst du dir weiter auf: Mit dem einen Teil tilgst du deine Schulden. Setze dir einen festen Rahmen, den du monatlich abbezahlst. Diese Summe sollte so hoch wie möglich sein, sodass du möglichst schnell schuldenfrei bist. 

Den anderen Teil des Budgets verwendest du für deine laufenden Ausgaben – dazu gehören Lebensmittel, Kleidung und ähnliche Ausgaben. Überlege dir, wie viel du wirklich benötigst, um deine Ausgaben zu decken. Kannst du vielleicht an manchen Ecken noch sparen? Weiter unten haben wir einige Spartipps gesammelt. Alles, was du aus deinem Topf für die laufenden Ausgaben nicht verwendet hast, kannst du benutzen, um weitere Schulden abzubezahlen.

Wenn dir der verantwortungsvolle Umgang mit Geld schwerfällt, kann es helfen nur bar zu bezahlen. Hebe das Geld, dass du für deine laufenden Ausgaben jeden Monat benötigst, ab und verwahre es in einem Briefumschlag. So siehst du immer, wie viel Geld du noch zur Verfügung hast und kannst dein Verhalten anpassen.

Welche Schulden zuerst bezahlen?

Zuerst solltest du existenzielle Schulden begleichen, also Kosten, die dein alltägliches Leben bestimmen. Heißt: Miete, Strom. Anschließend befolgst du eine Prioritätenliste, einen sogenannten Schuldenbereinigungsplan. Es gibt drei Wege, wie du vorgehen kannst.

  • Akuteste Schulden zuerst
    So vermeidest du steigende Zinsen und Gebühren.
  • Geringste Schuldensummen zuerst
    So bist du schneller nur bei wenigen Gläubigern verschuldet. Das entlastet mental.
  • Teuerste Schulden zuerst
    Wenn du die Schulden mit den höchsten Zinsen zuerst tilgst, reduzierst du dadurch deine monatlichen Zinszahlungen.

Hast du dich für eine Methode entschieden, listest du die Gläubiger der Reihe nach auf. Anschließend bezahlst du deine Schulden Stück für Stück ab. Bezahle deine Gläubiger über, um schneller schuldenfrei zu sein. Hast du kein Geld, um deine Schulden zu begleichen, gibt es zwei Stellschrauben: Einnahmen erhöhen und Ausgaben verringern.

Lohnt sich ein Umschuldungskredit?

Bei einem Umschuldungskredit nimmst du einen Kredit mit niedrigeren Zinsen auf, um einen Kredit mit höheren Zinsen zu begleichen. Der neue Kredit muss also weniger kosten als der alte. Als Faustregel gilt, sobald ein Kredit 0,2%-Punkte günstiger ist, lohnt sich die Umschuldung. Wir haben einmal die besten Ratenkredit-Anbieter verglichen. 

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Kredit mit Kredit begleichen?
Du kannst auch einen Kredit aufnehmen, um alle anderen Schulden zu begleichen. Das vereinfacht den gesamten Prozess, ist aber vielleicht teurer.

Ausgaben reduzieren

Wahrscheinlich kommst du nicht drumherum, deine Ausgaben zu vermindern. Nachdem du weißt, wie viel du wo für ausgibst, kannst du anfangen zu sparen. Überprüfe dein gesamtes Konsumverhalten kritisch. Ist dein Lifestyle zu teuer für deine aktuelle Lage, musst du ihn deinem Einkommen angleichen. Folgende Fragen kannst du dir stellen:

  • Ist die Miete angemessen?

  • Passen die Verträge für Strom, Handy und Internet?

  • Benötige ich wirklich alle Abos, die ich abgeschlossen habe?

  • Lebe ich passend zu meinem Budget?

Lautet die Antwort zu einer dieser Fragen „nein“, ändere den Umstand. Konkret bedeutet das, dir zu überlegen, ob ein Umzug infrage kommt. Suche dir günstigere Verträge für Strom, Handy und Internet. Kündige Abos, die du nicht wirklich brauchst und gib kein Geld aus, das du nicht hast.

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Unsere besten Spartipps
Hier findest du 100 Spartipps.

Einnahmen erhöhen

Um deine finanzielle Situation dauerhaft zu verbessern, musst du dein Einkommen erhöhen. Je nach Lebenslage gibt es verschiedene Möglichkeiten. Rechne aus, wie viel Geld du benötigst, um gut leben zu können. Anschließend kannst du überlegen, wie du an das zusätzliche Geld kommst.

Gehaltserhöhung

Rede mit deinem Chef über eine Gehaltserhöhung. Das ist wahrscheinlich die einfachste Methode. Es kann zwar etwas an Überwindung kosten, zahlt sich aber aus. Überzeuge deinen Vorgesetzten von deinem Wert für das Unternehmen und von einer angemessenen Bezahlung.

Besser bezahlte Arbeitsstelle

Klappt es mit der besseren Bezahlung auf deiner bisherigen Arbeitsstelle nicht, suche dir eine besser bezahlte. Es kann etwas an Zeit und Mühe kosten, einen passenden Job zu finden, aber am Ende wird es sich lohnen. 

Nebenjob

Hast du keine Kapazitäten, Vollzeit zu arbeiten, suche dir einen Nebenjob. So verdienst du immerhin bis zu 520€ monatlich dazu, und das sogar steuerfrei. Das monatliche Gehalt von 520€ ergibt sich aus 12€ Mindestlohn mal 10 Stunden wöchentliche Arbeitszeit.

Staatliche Förderungen/ Sozialhilfen

Je nach deiner Situation kommen für dich eventuell staatliche Hilfen infrage. Bürgergeld, Wohngeld und Leistungen durch die Agentur für Arbeit, sind Versuche des Staates, dich in deiner Lebenslage zu unterstützen. Online kannst du ausrechnen, welche Sozialhilfen dir zustehen, ansonsten kannst du dich auch über dein örtliches Sozialamt informieren.

Tipps & Tricks

Sind Menschen stark verschuldet, ist das ein Hinweis darauf, dass sie nicht so geschickt mit Geld umgehen können. Es gibt ein paar Kniffe, mit denen du dein Ausgabeverhalten besser in den Griff bekommen kannst: 

  • Richte dir zwei Konten ein: eines für notwendige Ausgaben wie Miete, Strom oder Handy und eines für Konsum, also Einkaufen, Kleidung oder Spaß.

  • Dein Einkommen fließt auf dein Fixkosten-Konto und ein festgelegter Betrag auf das Konsum-Konto; so vermeidest du, zu wenig Geld für etwa die Miete übrigzuhaben.

  • Führe ein Haushaltsbuch, um den Überblick über deine Ausgaben zu behalten.

  • Verbanne Kreditkarten, um eine Neuverschuldung zu vermeiden.

Professionelle Hilfe suchen

Du kommst allein nicht weiter? Suche dir Hilfe bei einer Schuldnerberatung. Im Netz findest du auch kostenfreie Angebote. Dein Berater kann dir helfen, mit den Gläubigern in Kontrakt zu treten, um eine Ratenzahlung mit ihnen zu vereinbaren, oder einen Vergleich zu finden. Er kann dich auch unterstützen, bei der Stange zu bleiben. Es ist gut, in einem Prozess wie dem Schuldenabbau, nicht allein dazustehen.

Letzter Ausweg: Privatinsolvenz

Wenn es überhaupt nicht mehr geht und du merkst, dass du dich allein nicht aus den Schulden befreien kannst, kommt eine Privatinsolvenz infrage. Bei einer Privatinsolvenz bezahlst du in geregelten Raten drei Jahre deine Gläubiger ab, soviel es geht. Anschließend werden deine restlichen Schulden gestrichen und du kannst ein neues, schuldenfreies Leben beginnen. 

Notgroschen aufbauen

Damit es in Zukunft überhaupt nicht zu einer Verschuldung kommt, baue dir einen Notgroschen auf. Lege dazu monatlich etwas Geld auf ein separates Konto. Kommst du nun in eine finanzielle Notlage, kannst du zuerst auf dieses Geld zurückgreifen und musst keinen Kredit aufnehmen.

Häufig gestellte Fragen

Lohnt sich umschulden?

Welche Schulden zuerst bezahlen?

Was soll machen, wenn ich meine Schulden nicht mehr bezahlen kann?