Bargeldverbot einfach erklärt!
Bargeldabschaffung – Der Status quo
In Deutschland werden noch immer 79 % aller Transaktionen mit Bargeld abgewickelt. In unserem Nachbarland Österreich sind es sogar 82 %. Diese Zahlen sind im internationalen Vergleich auffallend hoch und zeigen, dass besonders wir in Deutschland noch immer einen sehr starken Bezug zu Bargeld haben.
In anderen Ländern liegen die Zahlen wesentlich niedriger. So werden in Frankreich nur 56 % aller Transaktionen mit Bargeld abgewickelt und in den USA sind es nur noch 46 %. Der Spitzenreiter ist jedoch ein wenig überraschend Schweden. Hier liegt die Bargeldquote derzeit bei lediglich 27 %.
Dabei ist das Bargeldverbot nicht nur in Deutschland ein Thema, sondern wird immer öfter auch international heiß diskutiert. Im Dezember 2016 kam es beispielsweise in Indien zu einer sogenannten Demonetarisierungsaktion, welche das Land in ein ziemliches Chaos stürzte. Das Ziel hinter dieser Aktion war es, Steuerhinterziehung und Kriminalität zu bekämpfen. Lagern Geschäftsinhaber kein Bargeld in ihren Läden, werden Raubüberfälle für potenzielle Diebe uninteressant und auch die Geldwäsche kann durch die Abschaffung von Bargeld eingeschränkt werden.
Argumente für die Bargeldabschaffung
Werfen wir nun einen Blick auf die Argumente, die für eine Bargeldabschaffung sprechen. Einerseits können durch eine Bargeldabschaffung kriminelle Aktivitäten, wie beispielsweise die Geldfälschung sowie Raub- und Banküberfälle eingeschränkt werden. Zudem hätte die Abschaffung von Bargeld auch eine positive Auswirkung auf die Bekämpfung des Waffen- und Drogenhandels sowie auf die illegale Prostitution.
Bargeld und seine versteckten Kosten
Ein weiteres Argument der Verfechter der Bargeldabschaffung sind die hohen Kosten, die uns Konsumenten oftmals gar nicht bewusst sind. So muss Bargeld in eigenen Fabriken produziert werden. Nach der Produktion werden die Münzen und Scheine mit Hochsicherheitstransporten an Banken und Geldautomaten ausgeliefert. Die Banken selbst haben zudem Verwahrungskosten, die nicht unerheblich sind. Banken müssen Safes und Tresorräume bezahlen und tragen schlussendlich auch die Sicherungskosten, wie beispielsweise die Kosten für Alarmanlagen und Sicherheitspersonal.
Geldscheine müssen zudem ständig ausgewechselt werden. Dabei entstehen nicht nur weitere Produktionskosten, sondern auch Kosten für den sicheren Rücktransport der alten Geldscheine und Geldmünzen.
Alle Kosten, die mit der Produktion, Verteilung und Aufbewahrung von Bargeld zu tun haben, tragen nicht nur die Banken alleine, sondern auch wir Konsumenten. So müssen zum Beispiel Einzelhändler, die große Mengen an Münzen und Geldscheine zur Einzahlung auf die Bank bringen, Gebühren bezahlen und auch Privatpersonen werden immer öfter zur Kasse gebeten, wenn sie Geld am Bankschalter einzahlen möchten.
Anders als vermutet ist das Bezahlen mit Bargeld somit auf keinen Fall kostenlos und die Abschaffung von Bargeld würde für uns Nutzer weitere Vorteile bringen.
- Zahlungen ohne Bargeld sind deutlich effizienter
- Zahlungen ohne Bargeld können schneller abgewickelt werden
- Die bargeldlose Bezahlung ist weniger fehleranfällig
- Ohne Bargeld können auch Angestellte kein Geld aus den Kassen stehlen
In Schweden, dem Land, in welchem nur noch 27 % aller Transaktionen mit Bargeld abgewickelt werden, wurde das Zahlen mit Bargeld sukzessive eingeschränkt. An vielen Stellen wie beispielsweise der U-Bahn, in Bussen oder auch in verschiedenen Geschäften wird kein Bargeld mehr akzeptiert. Aus dieser Einschränkung resultierte der Umstand, dass Schweden heutzutage nur noch selten echtes Bargeld bei sich haben. Ob sich diese Einschränkung gelohnt hat, wird die Zeit zeigen, jedoch weisen aktuelle Studien schon jetzt darauf hin, dass dank der Bargeldrestriktion die Kriminalität in Schweden tatsächlich zurückgedrängt werden konnte.
Argumente für das Bezahlen mit Bargeld
Die Einschränkung der persönlichen Freiheit ist nicht nur die am weitesten verbreitete Begründung für die Beibehaltung von Bargeld, sondern auch das nachvollziehbarste Argument. Wir als Bürger haben durch eine Abschaffung des Bargelds nicht mehr die Möglichkeit, uns auszusuchen, mit welchem Zahlungsmittel wir bezahlen. Zudem wären all unsere Zahlungsvorgänge digital festgehalten.
Jeder Kauf, den wir tätigen würden, wäre tatsächlich in einer Datenbank gespeichert. Kritiker fragen in diesem Zusammenhang richtigerweise, was denn mit diesen Daten passieren würde. Es könnte zum Beispiel sein, dass die Daten verkauft werden, wie es schon mehrmals auch in Deutschland der Fall war. Hierbei wurden sogenannte Steuersünder-CDs aus Lichtenstein und der Schweiz von deutschen Behörden gekauft, um mutmaßlicher Steuerbetrüger ausfindig zu machen. Es wäre ohne Bargeld sehr leicht möglich, dass Zahlungsdaten unbescholtener Bürger in Hände geraten, in denen sie nicht unbedingt sein sollten.
Beispiel: Mögliche Auswirkungen von Datenmissbrauch
Eines der am häufigsten angeführten Beispiele ist in diesem Kontext das Beispiel der Krankenkasse. Wenn du dir beispielsweise ein Päckchen Zigaretten kaufst, könnten diese Daten in die Hände der Krankenkasse geraten. Diese stellt dann fest, dass du Raucher bist, und stellt dir einen Preisaufschlag in Rechnung. Selbst wenn du das Päckchen Zigaretten nur für deinen Freund gekauft hast, liegt es an dir zu argumentieren, dass du kein Raucher bist und der Preisaufschlag ungerechtfertigt ist.
Dieses Beispiel soll ganz einfach nur veranschaulichen, dass wir durch eine Abschaffung von Bargeld zu gläsernen Bürgern werden könnten. Der Staat sowie Großunternehmen haben dann die Möglichkeit, alles über uns herauszufinden, weil sämtliche Zahlungen digital festgehalten werden.
Sparen in Zeiten des Bargeldverbots
Ein weiteres Gegenargument ist die Tatsache, dass wir im Falle eines Bargeldverbots unser Geld nur noch in Banken aufbewahren könnten. Wir wären somit gezwungen, unser Geld im Geldsystem der Banken zu lassen, wobei wir keine Möglichkeit hätten, es von dort abzuziehen.
Effekte, wie beispielsweise das Pleitegehen von Banken oder die Wichtigkeit von Einlagensicherungsfonds würden in einer bargeldlosen Welt verstärkt in den Vordergrund treten.
Dieses Argument kann man jedoch auch weiterdenken und mit der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank und anderen internationalen Zentralbanken in Verbindung bringen. Wie du vielleicht schon gehört hast, haben einige Banken sogenannte Strafzinsen eingeführt, für alle jene, die ihr Geld nicht anlegen, sondern am Girokonto liegen lassen. Hintergrund dieser Maßnahme ist die Tatsache, dass Banken bei der Europäischen Zentralbank und anderen internationalen Banken ebenfalls Strafzinsen für ihre Einlagen bezahlen müssen.
Möchtest du keine Strafzinsen bezahlen, so hast du heutzutage zwei Möglichkeiten. Du kannst dein Geld einerseits investieren oder es andererseits von deinem Konto abheben und in einem Schließfach oder Zuhause lagern. Die letzte Option würde im Falle eines Bargeldverbots wegfallen.
Bargeld und Kriminalität
Studien haben herausgefunden, dass der größte Teil von illegalen Aktivitäten gar nicht von Bargeld abgewickelt wird. Gerade die Finanzierung von Terrorismus beziehungsweise auch die Finanzierung von Drogen- und Waffenhandel findet zum größten Teil über das normale Bank- und Finanznetzwerk statt.
Cyberkriminalität
Zudem argumentieren Gegner der Bargeldabschaffung auch damit, dass es Kriminalität schon immer gegeben hat. Auch wenn Raubüberfälle und Geldfälschungen mit der Bargeldabschaffung eingedämmt werden können, so wird es auf der anderen Seite zu mehr Cyberkriminalität kommen. Kriminelle werden ihre Aktivitäten vermehrt auf das Hacken konzentrieren, wobei dann wiederum Bankkonten anstatt Geschäftslokale und Banken im Visier der Kriminellen stehen.
Fazit zum Thema Bargeldabschaffung
Wir haben gesehen, dass es tatsächlich große Interessensgruppen gibt, die für die Abschaffung des Bargelds votieren. Hierzu zählt einerseits das Bankensystem, welchem durch Bargeld hohe Kosten entstehen. Andererseits hat jedoch auch der Staat ein sehr großes Interesse an der Abschaffung des Bargelds, da er so Kriminalität und Steuerhinterziehung wesentlich einfacher bekämpfen kann.
Wir haben in diesem Beitrag aber auch gesehen, dass wir besonders in Deutschland und Österreich sehr hohe Prozentsätze an Bargeldzahlungen haben. Aufgrund der großen Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Bargeld wird es daher auf kurze Sicht schwierig, das Bargeld komplett abzuschaffen.
Alternativen zum Bargeld
Ein weiteres Argument ist in diesem Zusammenhang auch die Entstehung von Alternativwährungen. So wäre es beispielsweise möglich, dass Menschen bei einem Bargeldverbot vermehrt in Edelmetalle oder Kunstgegenstände investieren, um ihr Geld außerhalb des Bankensystems anlegen zu können.
Zudem gibt es auch jetzt schon die Möglichkeit, Zahlungen online zu tätigen und dabei die Anonymität des Nutzers zu wahren. Mithilfe von Kryptowährungen wie beispielsweise dem Bitcoin, können auch nach der Abschaffung des Bargelds Transaktionen getätigt werden, ohne dass der Staat unmittelbaren Zugriff auf diese Daten hat.
Sollte es zu einer Abschaffung des Bargelds kommen, gibt es somit schon heute brauchbare Alternativen zum Bargeld. Ich selbst bezahle viele meiner Einkäufe mit Karte und auch mittels Banküberweisung, bin jedoch dennoch der Meinung, dass wir Bargeld als Zahlungsmittel brauchen. Es geht mir dabei ganz einfach um die Freiheit, selbst entscheiden zu können, ob ich möchte, dass der Händler Zugriff auf meine Kreditkartendaten bekommt oder nicht.
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