Das Konzept Weltportfolio erklärt

Juli Sixel
Juli Sixel
Stand: 21. Februar 2023
Das Weltportfolio ist die Basis der passiven Anlagestrategie mit ETFs. Ziel, ist die wirtschaftliche oder börsliche Lage der Welt möglichst akkurat abzubilden. Woher die Idee des Weltportfolios kommt und wie es genau funktioniert, erklären wir in diesem Ratgeber.

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Was du wissen solltest
  • Das Weltportfolio stützt sich auf verschiedene finanztheoretische Konzepte, wie die Markteffizienzhypothese oder das Capital Asset Pricing Model (CAPM).
  • Für Privatanleger eignen sich weltweit diversifizierte Indexfonds. Diese versuchen die Globalwirtschaft abzubilden und minimieren so gleichzeitig das Risiko durch breite Streuung.
  • Finanzprofis entwickeln verschiedene Umsetzungen des Weltportfolios. Es gibt etwa den ARERO-Weltfonds und das Multi Factor Investing.

Theoretischer Hintergrund

In den letzten 150 Jahre wurden unzählige finanzwissenschaftliche Konzepte entwickelt. Kombiniert man einige der Theorien, bildet das die Grundlage für die Sinnhaftigkeit einer Geldanlage in Form eines Weltportfolios.

Die Märkte sind effizient

Dazu zählt die bereits über 100 Jahre alte Markteffizienzhypothese. Sie wurde von verschiedenen Wissenschaftlern wie dem französischen Mathematiker Louis Bachelier ausgerufen. Eugene Fama wurde 2013 für diese Theorie sogar mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Die Markteffizienzhypothese besagt, stark vereinfacht, dass effiziente Märkte bei den Preisen eines Marktes alle verfügbaren Informationen dieses Marktes reflektieren. Angenommen, wir haben effiziente Märkte, dann hat eine Aktie den Wert X hat, weil er genau so der Wahrheit entspricht.

In der Schlussfolgerung ist es unmöglich, als einzelner Marktteilnehmer den Markt langfristig zu schlagen. Diejenigen, die dies erreichen – auch Outperformer genannt – wechseln sich zufällig ab. Damit sind Kursprognosen, die veröffentlicht werden, hinfällig.

CAPM

Nächster Baustein ist das Capital Asset Pricing Model, kurz CAPM. Es beschäftigt sich mit der Preisbildung an den Finanzmärkten – mit erwarteter Rendite im Verhältnis zum erwarteten Risiko. Der Merksatz „je mehr Risiko, desto mehr Rendite“, ist eine starke Vereinfachung der Konsequenzen des CAPM.

Sowohl CAPM als auch Markteffizienzhypothese, sind – wie alle wissenschaftlichen Modelle – stetiger Kritik und permanentem Wandel unterworfen. Für das Investieren als Privatanleger haben sie sich bislang bewährt, weswegen wir sie hier als theoretische Grundlage verwenden.

Warum Weltportfolio?

Um das Risiko zu minimieren, gibt es ein zentrales Werkzeug: Diversifizierung. Maximale Diversifizierung erreichst du, indem du in alles investierst, was es gibt. Daher stammt auch das „Welt“ in „Weltportfolio“. Wirklich alles bildet zwar auch ein Welt-Index nicht ab, aber es ist ein Produkt, welches bei niedrigen Kosten nah rankommt. 

Durch die Diversifikation vermeidest du das individuelle Unternehmensrisiko, das beim Stock Picking (also der Auswahl einzelner Aktien) mitschwingt. Ebenso minimierst du das regionale Risiko. Das hat auch den Vorteil, dass der sogenannte „home bias“ wegfällt. Diese psychologische Neigung, animiert dazu, in Werte aus dem unmittelbaren Umfeld zu investieren. Deutsche investieren also gerne in Unternehmen aus Deutschland und den DAX.

Durch die Buy-and-Hold-Strategie radierst du den tendenziellen Glücksspielcharakter von Markt-Timing-Strategien. Es ist sehr schwierig, den Markt durch den Ein- und Ausstieg zu bestimmten Zeitpunkten zu schlagen. Wer seine Anteile lange hält, ist nicht auf diesen Glücksfaktor angewiesen.

Solltest du dir ein Weltportfolio aufbauen wollen, benötigst du dazu ein Depot. Mit unserem Depot-Vergleich findest du das beste Depot für deine persönlichen Bedürfnisse.

Weltweite Indexfonds bieten die optimalen Rahmenbedingungen, um dieses Konzept des Weltportfolios umzusetzen. ETFs werden nicht aktiv gemanagt, sondern bilden die Indizes automatisiert ab. Dementsprechend fallen nur geringe Kosten an.

Wie wird das Weltportfolio umgesetzt?

Verschiedene Menschen setzten das Konzept Weltportfolio unterschiedlich um. BWL-Professor Martin Weber und seine Mitarbeiter entwickelten den ARERO-Weltfonds. Der Name steht für „Aktien – Renten – Rohstoffe“, da in diese Anlageklassen investiert wird. Die Aktien machen 60% des Fonds aus und werden über weltweite Indizes abgebildet. 25% sind europäische Renten und die verbleibenden 15% werden in Rohstoffe investiert.

Der ehemalige Investmentbanker Gerd Kommer kombiniert weltweites Anlegen mit dem Multi Factor Investing. Das Ziel ist, mehrere renditebringende Faktoren sinnvoll zu kombinieren, wie kleinere Firmen oder Value-Aktien. Kommers Weltportfolios gibt es in verschiedenen Umsetzungen.

Du kannst dir dein Weltportfolios auch ganz simpel selbst mit einem oder zwei ETFs bauen. So bilden ETFs basierend auf dem MSCI ACWI einen Großteil Weltwirtschaft ab. Ansonsten eignet sich auch ein 70/30-Portfolio, mit welchem du in einen Welt- und einen Schwellenland-Index investierst.

Die Vielfalt an Weltportfolio-Varianten ist darauf zurückzuführen, dass es unmöglich ist, exakt die gesamte Weltwirtschaft abzubilden. Deswegen fokussiert sich jede Ausführung des Weltportfolios auf einige Aspekte und lässt andere weg. Die Entscheidung für eine bestimmte Variante ist daher eher eine Frage der Vorliebe als eine theoretische Differenz.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es einen wissenschaftlichen Hintergrund zum Weltportfolio?

Wie gewichte ich das Risiko im Weltportfolio?

Was hat das Konzept Weltportfolio mit Gerd Kommer zu tun?