An welcher Börse soll ich Aktien und ETFs kaufen?

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 15. Dezember 2021
Zum Glück haben sich die Zugangshürden zum Investment in Wertpapiere wie Aktien und ETFs in den vergangenen Jahren stark verringert. Dennoch stellt sich vor der Geldanlage nicht nur die Frage, was gekauft, sondern auch wo es erworben werden soll. Wir gehen mit dir durch die wichtigsten Aspekte bei der Auswahl der richtigen Börse oder des richtigen Handelsplatzes.

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Was du wissen solltest
  • Wichtige Kriterien bei der Börsenwahl zum Handel mit Aktien oder ETFs können die Auswahl der angebotenen Wertpapiere, die Gebühren und die angebotenen Ordertypen sein.
  • Die Auswahl der angebotenen Wertpapiere ist in Deutschland bei allen Börsen ziemlich groß, da bei ihnen ausländische Wertpapiere direkt in Euro gehandelt werden können.
  • Die Gebührenstruktur kann sich sehr stark unterscheiden – die Regionalbörsen sind generell deutlich teurer als ihre elektronischen Handelsplattformen.
  • Bei den angebotenen Ordertypen gibt es große Unterschiede. Insbesondere speziellere Orderformen sind nicht überall möglich.

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So gehst du vor
  • Insgesamt ist der direkte Handel bei einer Börse oder Handelsplattform für Privatanleger nicht empfehlenswert – Broker können dank bestimmter Rückvergütungsvereinbarungen den Handel nahezu kostenlos anbieten.
  • Deswegen lohnt es sich, direkt die Broker miteinander zu vergleichen und sie auf die bei ihnen handelbaren Wertpapiere, die Kosten und Orderformen zu prüfen.

Kriterien der Börsenwahl

Als Erstes schauen wir uns drei mögliche Kriterien an, die bei der Auswahl der richtigen Börse bedeutsam sein könnten und klären darauf aufbauend, was für die Auswahl des richtigen Handelsplatzes für den Wertpapierhandel von Bedeutung ist.

Wertpapier-Auswahl

Ein erstes wichtiges Kriterium kann die Auswahl an handelbaren Wertpapieren sein. Dazu zählt etwa die Menge der möglichen Wertpapiere, die Art der Wertpapiere, die ge- und verkauft werden können, etwa Aktien, ETFs oder spezielle Zertifikate, bestimmte Nischen und die Abdeckung ausländischer Aktienmärkte.

Was den letzten Punkt angeht, haben wir in Deutschland den Vorteil, dass ausländische Wertpapiere (vor allem Aktien) an den inländischen Börsen und Handelsplätzen direkt in Euro verfügbar sind und gehandelt werden können. Das ermöglicht es deutschen Kleinanlegern, sehr günstig und direkt Auslandswertpapiere zu erwerben. Die jeweiligen Market Maker der Börsen fungieren hierbei als Handelspartner, die die Liquidität während der Handelszeiten sicherstellen. Natürlich gibt es dennoch Unterschiede zwischen den verschiedenen Börsen: die elektronische Leitbörse Xetra etwa bietet nur einige hundert Auslandsaktien an, während Market Maker-Handelsplätze wie LS Exchange oder Tradegate mit einigen Tausend das Feld anführen.

Generell setzen die verschiedenen Börsen unterschiedliche Schwerpunkte, was die Art der an ihnen gehandelten Wertpapiere angeht. Die Xetra beispielsweise ist recht eingeschränkt, was ETFs angeht. Hier werden nur an der Frankfurter Börse gelistete ETFs und ETCs angeboten. Aus diesem Grund bieten viele Neobroker den Handel auf dieser Börse gar nicht erst an. Die elektronischen börslichen Handelsplattformen wie Tradegate, LS Exchange, Quotrix oder gettex hingegen können mit einem riesigen Angebot an ETFs aufwarten, das sowohl europäische ETFs als auch manche US-ETFs umfasst. Dasselbe gilt für viele der Regionalbörsen wie der Börse Stuttgart oder Hamburg. Wer bei einem Broker oder einer Bank handelt, anstatt direkt bei einer Börse Wertpapiere zu kaufen, kann möglicherweise auch davon profitieren, dass diese Wertpapiere von mehreren Handelsplätzen anbietet und damit eine noch breitere Palette als die einzelnen Handelsplätze für sich genommen.

Börsenpreis und Liquidität

Zentral für den Börsenhandel von Wertpapieren ist natürlich, dass diese zu einem möglichst fairen Preis gehandelt werden. Hierfür ist die Liquidität sehr bedeutsam: Je liquider ein Wertpapier an einer Börse gehandelt wird, desto weniger ist es anfällig dafür, dass der Preis durch einzelne große Handelsposten verzerrt wird. Wie im Ratgeber über Börsen-Unterschiede bereits ausgeführt, versuchen die Börsen und Handelsplätze über ihre verschiedenen Marktmodelle (bei den elektronischen Börsen vor allem das Market Maker-Modell), die Liquidität dauerhaft auch bei niedrigeren Handelsvolumina zu gewährleisten. 

Ein weiteres Tool, mit dem einige Börsen (etwa die Regionalbörse Stuttgart) einen möglichst fairen Preis anbieten wollen, ist das Best-Price-Prinzip, das die Preise der Xetra mit einbindet und garantiert, diese nicht zu unterbieten. Die Digitalisierung der Börsen und die hohen Handelsvolumina durch den gestiegenen Handel von Privatanlegern führt allerdings dazu, dass zumindest die elektronischen Handelsplätze der Regionalbörsen (also gettex, Tradegate, LS Exchange, Quotrix usw.) während der Kernhandelszeiten (9:00 Uhr bis 17:30 Uhr) faire Preise und eine ausreichend hohe Liquidität anbieten können.

Gebühren

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Börsenplatzes für den Handel mit ETFs und Aktien können die zu entrichtenden Gebühren sein – dies aber vor allem, wenn direkt bei der Börse gehandelt wird. Generell setzen sich die Kosten für den Börsenhandel eines Wertpapiers für einen Privatanleger aus den folgenden Bestandteilen zusammen:

  • Courtage: Die Maklercourtage (an der Börse Frankfurt auch: Handelsentgelt) bezeichnet eine volumenabhängige Gebühr, die für die Vermittlungsleistung des Börsenmaklers oder Spezialisten anfällt – vor allem noch an den Regionalbörsen. Viele elektronische Handelsplätze weisen diesen Kostenpunkt nicht oder nur in geringer Höhe auf.

  • Handelsplatzentgelt: Dies ist die (meist prozentual anfallende) Gebühr zur Nutzung der Börse oder des Handelsplatzes. Sie impliziert oftmals eine Mindestgebühr und wird bei den Brokern teilweise als “Fremdspesen” ausgewiesen. Die elektronischen Plattformen der Regionalbörsen werben damit, dass sie keine solche Gebühr verlangen.

  • Abwicklungsentgelt: Ein Abwicklungsentgelt kommt seltener bei ausländischen Wertpapieren vor, wenn zur Abwicklung des Handels oder zur Aufbewahrung des Papiers ein externer Dienstleister mit eingebunden wird.

  • Teilausführungsgebühren: Bei einer zu niedrigen Liquidität eines Wertpapiers kann es dazu kommen, dass eine Order in verschiedene Teilausführungen aufgespalten und durchgeführt wird. Hierfür werden dann Teilausführungsgebühren fällig. Der Einsatz von Market Makern an manchen Handelsplätzen soll unter anderem genau diesen Fall verhindern.

Diese Kostenpunkte sind zwar in der Theorie die möglichen Bestandteile der Kosten einer Börsenorder, was aber der einzelne Privatanleger in der Praxis tatsächlich bezahlt, kommt auf den Ort seines Wertpapierhandels an: Direkt an der Börse, bei einer Bank oder einem Broker. Durch die Digitalisierung des Wertpapierhandels und die Dominanz der elektronischen Handelsplätze im Kleinanlegerbereich sind die Kosten in den vergangenen Jahren zudem massiv gesunken. Die meisten digitalen Broker geben nur einen Bruchteil der theoretisch anfallenden Börsengebühren an ihre Kunden weiter – zum Teil sind Transaktionen sogar ganz kostenlos. Dies wird unter anderem durch die Rückvergütungen möglich, die die Börsen und Handelsplätze an Broker zahlen, um möglichst viele Orders auf sich zu vereinen. 

Damit verlieren die Gebühren, die eine Börse direkt ausweist, für Privatanleger an Bedeutung. Wichtig ist, zu welchen Konditionen die gewählte Bank oder der Broker den Handel an eben jener Börse anbieten – die Zahlen können hier stark voneinander abweichen.

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Kosteninformation erhalten
Informationen über die Gebührenstruktur deines Brokers findest du entweder in seinem Preis- und Leistungsverzeichnis oder in der Kosteninformation kurz vor dem Abschluss einer Wertpapiertransaktion (für diese Transaktion). Manchmal sind diese Kosteninformationen gut versteckt, aber sie können insbesondere bei Brokern mit komplexer Kostenstruktur dabei helfen, die tatsächlichen Gebühren eines Wertpapierkaufs zu verstehen.

Ordertypen

Ein etwas spezielleres Kriterium, das für erfahrene Anleger von Bedeutung sein kann, sind die angebotenen Arten von Wertpapierorders an den Handelsplätzen. Beispiele für wichtige Ordertypen sind etwa:

  • Marketorder
  • Limit-, Stop- und Stop-Limit-Orders
  • Trailing Stop Buy
  • Trailing Stop Loss
  • One-Cancels-the-Other

Während es sich bei einer Marketorder um einen Kauf- oder Verkaufsauftrag eines Wertpapiers handelt, der zum nächstmöglichen Zeitpunkt (unbesehen des Preises) ausgeführt werden soll, beziehen sich die anderen Orderformen entweder darauf, erst zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen (beispielsweise Stop- und Limit-Orders), etwa, um Verluste zu vermeiden.

Während Market- und Limit-Orders von den meisten Börsen und Handelsplätzen unterstützt werden, sieht es bei sehr spezifischen Ordertypen etwas anders aus. In der folgenden Tabelle eine beispielhafte Aufstellung:

NameUnterstützte Ordertypen
XetraMarket, Limit
TradegateQuote-Request-Order, Market, Limit, Stop, Stop Limit, Trailing Stop, One-Cancels-the-Other
LS ExchangeQuote-Request-Order, Market, Limit
gettexQuote-Request-Order, Market, Limit, Stop, Stop Limit, Trailing Stop Market, Trailing Stop Limit, One-Cancels-the-Other Market, One-cancels-the-Other-Limit
QuotrixQuote-Request-Order, Market, Limit, Stop, Stop Limit, Trailing Stop Buy, One-Cancels-the-Other
Börse FrankfurtMarket, Limit, Stop, Stop Limit, Trailing Stop, One-Cancels-the-Other 
Börse StuttgartMarket, Limit, Stop Buy, Stop Loss, Stop Limit, Trailing Stop, One-Cancels-the-Other 
Börse MünchenMarket, Limit, Stop Buy (mit und ohne Limit), Stop Loss (mit und ohne Limit)
Börse BerlinMarket, Limit, Stop Buy, Stop Loss
Börse HamburgMarket, Limit, Stop Buy, Stop Loss 
Quellen: brokerexperte.de, 12/21

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Limit- oder Market-Order absetzen?
Prinzipiell ist es empfehlenswert, Limit-Orders anstatt von Market-Orders abzusetzen. Insbesondere bei Märkten mit hoher Volatilität kann es sonst dazu kommen, dass bei einer Billigst-/Bestpreis-Order zu unnötig schlechten Konditionen gehandelt wird. Mit einer Limit-Order hast du zumindest etwas mehr Kontrolle über den Kurs, zu dem die Order abgesetzt wird.

Börsen in Deutschland: Welche für Aktien und ETFs?

Für Privatanleger bieten sich in Deutschland ganz generell die elektronischen Handelsplattformen der Regionalbörsen an wie etwa Tradegate, gettex, LS Exchange oder Quotrix. Sie glänzen mit niedrigen Gebühren und großem Angebot bei einer fairen Preisgestaltung. Manche von ihnen (wie etwa die LS Exchange) sind in Zusammenarbeit mit außerbörslichen Partnern entstanden und können deswegen die Transparenz und Fairness des Börsenhandels mit den Vorteilen außerbörslichen Handels verbinden. Welche von diesen Börsen genau für dich am besten ist, hängt von deinen Wünschen bezüglich der Wertpapierauswahl, der möglichen Ordertypen und vor allem der Verfügbarkeit bei deinem Broker ab. Insbesondere die Frage der Kosten lässt sich vor allem durch die Beschäftigung mit der Kostenstruktur deines Brokers beantworten.

Börse oder Direkthandel?

Direkt an Regionalbörsen zu handeln ist für Kleinanleger wenig sinnvoll. Hier fallen hohe Gebühren an, während die Handhabung nicht gerade einfach ist. Aufgrund der oben besprochenen Rückvergütungen können Wertpapierbroker im Internet den Handel mit Wertpapieren kostenlos oder nahezu kostenlos anbieten. Diese sind meist an eine oder mehrere der großen Handelsplattformen der Regionalbörsen angeschlossen. Zusätzlich bieten diese Handelsplätze meist eine Integration von Referenzmärkten wie der Xetra an, was zu fairen Preisen selbst zu Zeiten niedrigen Handelsvolumens führt. Insgesamt ist der Handel über einen solchen Internetbroker also definitiv empfehlenswert. Dennoch sollte darauf geachtet werden, zu den Kernhandelszeiten des Referenzmarktes zu handeln, um Spreads niedrig zu halten.

Häufig gestellte Fragen

An welcher Börse soll ich handeln?

Wie wichtig sind die Kosten bei der Börsenauswahl?

An der Xetra Wertpapiere handeln?

An welcher Börse kann ich eine One-Cancels-the-Other-Order aufgeben?