Kurs-Gewinn-Verhältnis: KGV von Aktien berechnen

Stephan Kintrup
Stephan Kintrup
Stand: 17. Oktober 2023
Eine der wichtigsten Kennzahlen für die Bewertung von Aktien ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das KGV setzt den aktuellen Aktienkurs eines Unternehmens in Relation zu seinem Gewinn pro Aktie.

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Was du wissen solltest
  • Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine Kennzahl zur Aktienbewertung.
  • Das Verhältnis zwischen dem Kurs und dem Gewinn je Aktie wird durch das KGV ausgedrückt.
  • Da der Gewinn je Aktie nur in Form des Jahresabschlusses oder der Quartalsberichte zugänglich ist, gibt es verschiedene Formen des KGV: KGV am Berichtstag, nachlaufendes KGV, erwartetes KGV und Shiller-KGV
  • Das KGV eines Unternehmens kann am besten im zeitlichen Verlauf betrachtet oder alternativ innerhalb einer Branche verglichen werden.
  • Neben dem KGV kannst du weitere Kennzahlen, wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV), Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) und Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (KGWV), hinzuziehen.

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Wie du vorgehst
  • Das KGV zum Abschluss eines Geschäftsjahres kannst du auf Finanzseiten einsehen und als erste Orientierung nutzen.
  • Das KGV eines Unternehmens kannst du am besten im zeitlichen Verlauf betrachten: Sprich, du schaust dir auch die historischen Werte an.
  • Unternehmen innerhalb der Branche dienen als zweitbester Vergleichsmaßstab. Hierbei hilft dir der Branchendurchschnitt.
  • Wenn du das KGV selbst berechnen möchtest, benötigst du den Kurs und den Gewinn je Aktie.

Was ist das KGV?

Der Kurs einer Aktie spiegelt den Wert eines Unternehmens wider. Der Wert eines Unternehmens wiederum ist unter anderem vom Gewinn abhängig: Steigt der Gewinn, steigt meistens auch der Kurs. In den Kurs fließen aber noch zahlreiche andere Faktoren ein, wie die Erwartung auf künftige Gewinne. Daher entspricht der Kurs meistens einem Vielfachen des Gewinns pro Aktie (z.B. dem 10-fachen). Dieses Verhältnis drückt das KGV aus: Ein KGV von 10 bedeutet, dass der Kurs dem 10-fachen Gewinn pro Aktie entspricht. 

Nehmen wir an, dass der Gewinn des Unternehmens jedes Jahr gleich bleibt. In diesem Fall würde das Unternehmen seinen Aktienkurs innerhalb von 10 Jahren erwirtschaften. Im Englischen spricht man auch von „Price to Earnings Ratio“, abgekürzt „P/E“.

Welche Formen des KGV gibt es?

Um das KGV zu bestimmen, benötigst du den Kurs des Unternehmens und seinen Gewinn pro Aktie. Der aktuelle Kurs steht dir immer zu den Börsenzeiten zur Verfügung. Der Gewinn wird hingegen nur im Jahresabschluss und in den Quartalsberichten, also nur einmal im Jahr oder Quartal, ausgewiesen. Welchen Kurs und welchen Gewinn verwendet man nun also? Darin unterscheiden sich die verschiedenen Arten des KGV voneinander.

KGV am Berichtstag

Um das „KGV am Berichtstag“ zu berechnen, nimmt man den Jahresgewinn und den Kurs an dem Tag, an dem der Gewinn veröffentlicht wurde (Berichtstag). So beziehen sich beide Angaben auf denselben Tag. Üblich ist es, das Ende eines Jahres zu wählen, um den Gewinn des Jahresabschlusses zu nutzen. Diese Methode verwenden die meisten Finanzseiten, auf denen du neben dem Live-Chart weitere Kennzahlen einsehen kannst. Möglich ist es auch, die Quartalsberichte zu nutzen. In diesem Fall wird der Kurs am Quartalsende genutzt. Hier sind zwar die Daten sehr aktuell, aber die Quartalszahlen sind verglichen zum Jahresabschluss größeren (saisonalen) Schwankungen unterworfen. Daher ist es ebenfalls möglich, die letzten vier Quartalsberichte als Grundlage zu verwenden.

Nachlaufendes KGV

Eine weitere Möglichkeit ist, das KGV nachlaufend zu betrachten. Im Englischen wird dies als „Trailing P/E“ bezeichnet. Hier vergleicht man den aktuellen Kurs mit dem letzten Gewinn. Auch hier wird in der Regel der Gewinn des Jahresabschlusses verwendet. Möglich ist es auch, den Gewinn des letzten Quartalsberichts oder der letzten 4 Quartalsberichte als Grundlage zu nutzen. Dann spricht man im Englischen von „Trailing Twelve Months (TTM)“.

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Kalenderjahr und Geschäftsjahr müssen nicht gleich sein
Bei den meisten Unternehmen stimmen Kalenderjahr und Geschäftsjahr zwar überein, aber dies ist nicht zwangsläufig. Microsoft beginnt z.B. am 1. Juli mit dem neuen Geschäftsjahr. Dies hat auch Auswirkungen auf die Zählung der Quartale, weil mit dem Beginn des Geschäftsjahres gestartet wird.

Erwartetes KGV

Alternativ kannst du auch das „erwartete KGV“ mithilfe von Prognosen bestimmen. Hierfür ermittelst du das Verhältnis zwischen dem aktuellen Kurs und dem prognostizierten Gewinn. Auf Finanzseiten erkennst du das erwartete KGV an einem kleinen „e“ hinter der Jahreszahl, z.B. steht „KGV 2024e“ für das erwartete KGV im Jahr 2024. Die Bezeichnung „Forward KGV“ wird hierfür im Englischen verwendet.

Shiller-KGV

Das Shiller-KGV betrachtet den durchschnittlichen Gewinn der letzten 10 Jahre. Dies reduziert die konjunkturellen Schwankungen. Da sich bei einem längeren Zeitraum die Inflation stärker auswirkt, werden die Gewinne inflationsbereinigt. Anschließend werden sie – wie beim nachlaufenden KGV – mit dem aktuellen Kurs ins Verhältnis gesetzt.

Unverwässertes und verwässertes KGV

Neben dem betrachteten Zeitpunkt und -raum, spielt auch die Anzahl der Aktien eine wichtige Rolle. Denn es wird der Kurs ins Verhältnis zum Gewinn pro Aktie gesetzt. Und der Gewinn pro Aktie hängt davon ab, wie viele Aktien gezählt werden. Beim „unverwässerten KGV“ wird der Gewinn je Aktie mithilfe der ausgegebenen Aktien berechnet. Hingegen berücksichtigt das „verwässerte KGV“ zusätzlich Wandelanleihen und Aktienoptionen. In diesem Fall wird mit der maximalen Anzahl an Aktien gerechnet, auf die die Gewinne aufgeteilt werden können. Dafür wird angenommen, dass alle Wandelanleihen gewandelt und alle Aktienoptionen gezogen werden. Folglich fällt der Gewinn pro Aktie geringer aus, wodurch das KGV einen höheren Wert annimmt. Auf den meisten Finanzseiten wird nicht angegeben, ob es sich um das unverwässerte oder verwässerte KGV handelt. Jedoch ist die letztgenannte Form des KGV die üblichere. 

Wie berechnet man das KGV?

Um das KGV zu berechnen, dividiert man den Kurswert durch den Gewinn pro Aktie:

KGV Formel

Schauen wir uns dazu die Tesla-Aktie als Beispiel an. In diesem Fall wird das nachlaufende KGV berechnet. Hierfür werden der aktuelle Kurs (Stand 16.10.2023) und der Gewinn pro Aktie im Jahr 2022 genutzt. Wenn du den aktuellen Kurs durch den Gewinn pro Aktie teilst, erhältst du das KGV in Höhe von 68,9 (siehe Tabelle).

Gewinn pro Aktie im Jahr 20223,44€
Kurs am 16.10.2023237€
Nachlaufendes KGV68,9
Nachlaufendes KGV der Tesla-Aktie, Quelle: Onvista, 10/23

Was ist ein gutes KGV?

Das KGV bietet dir eine Orientierung bei der Aktienauswahl. Es kann dabei helfen, vermeintlich unter- oder überbewertete Aktien zu erkennen.

Wie kannst du das KGV interpretieren?

Das berechnete KGV der Tesla-Aktie gibt an, dass der Kurs 68,9-Mal so groß ist wie der Gewinn pro Aktie. Falls der Gewinn von Tesla jedes Jahr gleich bleibt, würde das Unternehmen seinen Aktienkurs innerhalb von 68,9 Jahren erwirtschaften. Um die Zahl sinnvoll einordnen zu können, musst du sie vergleichen, z.B. kannst du das Unternehmen im zeitlichen Verlauf betrachten oder mit anderen Unternehmen vergleichen.

Vergleich des KGV im zeitlichen Verlauf

Jedes Unternehmen ist mit eigenen, spezifischen Herausforderungen konfrontiert. Deswegen ist es sinnvoll, das KGV eines Unternehmens als Erstes im zeitlichen Verlauf zu betrachten. Du kannst z.B. das aktuelle KGV (Stand 16.10.2023) von Tesla in Höhe von 68,9 mit dem KGV Ende 2022 vergleichen. Wie du in der unteren Tabelle siehst, ergibt sich für Ende 2022 ein KGV (KGV am Berichtstag) von 34. Somit ist die Tesla-Aktie aktuell teurer bewertet als zum Jahresende 2022.

Gewinn pro Aktie im Jahr 20223,44€
Kurs am Jahresende 2022132€
KGV Ende 202234
KGV am Berichtstag der Tesla-Aktie, Quelle: Onvista, 10/23

Ebenfalls interessant ist der Unterschied, wenn man anstatt des Jahresgewinns den Gewinn der letzten 4 Quartale nimmt: Dann ergibt sich für die Tesla-Aktie ein relativ ähnliches KGV in Höhe von 65,8 (siehe Tabelle).

Gewinn pro Aktie Q3 2022 bis Q2 20233,6€
Kurs am 16.10.2023237€
Nachlaufendes KGV TTM65,8
KGV Trailing Twelve Months der Tesla-Aktie, Quellen: Onvista, 10/23 und Tesla, 10/23

Vergleich des KGV innerhalb der Branche

Eine weitere Möglichkeit ist der Vergleich innerhalb der Branche. Unternehmen der Branche sind der zweitbeste Vergleichsmaßstab. Sie stecken zwar nicht in derselben unternehmerischen Situation, aber sie bewegen sich in einem ähnlichen Marktumfeld. Sie haben ein ähnliches Geschäftsmodell und reagieren vergleichbar auf konjunkturelle Schwankungen. Auch unterscheiden sie sich nicht wesentlich in Bezug auf die Investitions- und Personalkosten.

Mithilfe von Aktien-Indizes kannst du das KGV einer Branche herausfinden. Um Tesla vergleichen zu können, kannst du z.B. den MSCI World Automobiles Index verwenden. In diesem Index sind die Automobilunternehmen aus den Industrieländern nach Marktkapitalisierung gewichtet. Das KGV der Automobilbranche liegt bei 13,8 (Stand 16.10.2023). Verglichen mit der Automobilindustrie fällt auf, dass Tesla ein deutlich höheres KGV hat. Auf Grundlage der letzten vier Quartalsgewinne ergibt sich ein fast 4,75 Mal so großes KGV. Dieser Vergleich deutet darauf hin, dass die Tesla-Aktie überbewertet ist – oder zumindest ganz nüchtern betrachtet: höher bewertet ist als andere Automobilunternehmen. Um zu einer fundierten Entscheidung zu kommen, ist es aber wichtig, ebenfalls den zeitlichen Verlauf zu betrachten und sich über das Unternehmen ausführlich zu informieren.

Keine Unternehmen unterschiedlicher Branchen miteinander vergleichen 

Grundsätzlich sollten die KGVs von Unternehmen unterschiedlicher Branchen nicht miteinander verglichen werden, weil es große Bewertungsunterschiede gibt. Sie basieren auf unterschiedlichen Geschäftsmodellen, Investitions- und Personalkosten. Zudem reagieren Branchen unterschiedlich auf konjunkturelle Schwankungen, z.B. ist die Gesundheitsbranche geringeren konjunkturellen Schwankungen als Industrieunternehmen unterworfen.

Um eine Vorstellung über die Bewertungsunterschiede zwischen den Branchen zu bekommen, schauen wir uns einmal die KGVs unterschiedlicher Branchen an. Die KGVs sind mithilfe der MSCI-Indizes ermittelt worden und beziehen sich zur besseren Vergleichbarkeit auf Industrieländer. Die KGVs sind hier jeweils nach Marktkapitalisierung gewichtet. Für den breiten Markt wird der MSCI World verwendet. Neben der Automobilbranche sind Unternehmen aus den Branchen Informationstechnologie (IT), Medizin und Finanzwesen aufgeführt, weil diese den größten Anteil am MSCI World haben.

Die Tabelle zeigt die Bewertungsunterschiede zwischen den Branchen sehr deutlich. Unternehmen haben etwa aus der IT-Branche ein fast doppelt so hohes KGV wie die Automobilindustrie. Der Bereich Finanzwesen hat verglichen zur Medizin ein halb so großes KGV. Das KGV der Automobilindustrie liegt mit 13,8 ca. 28,6% unterhalb dem des breiten Marktes. Wegen der deutlichen Bewertungsunterschiede ist von einem Vergleich von Unternehmen unterschiedlicher Branchen abzuraten.

Branche oder IndexKGVAbweichung zum MSCI World
Automobilindustrie13,88-28,6%
Informationstechnologie32,5767,4%
Medizin23,9523,1%
Finanzwesen13,60-30,1%
MSCI World19,450%
KGVs für ausgewählte Branchen und den MSCI World, Quelle: MSCI, 10/23

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Was kann ein hohes KGV bedeuten?

Ein besonders hohes KGV – z.B. ein KGV von 1.000 – bedeutet, dass ein Unternehmen seine Bewertung mit dem aktuellen Gewinn in absehbarer Zeit nicht erwirtschaften kann: Es ist also entweder überbewertet oder der Markt geht von zukünftig deutlich höheren Gewinnen aus.

Nehmen wir wieder die Tesla-Aktie als Beispiel. Tesla war Ende 2020, mit einem KGV von über 1000, sehr hoch bewertet. Dies deutet darauf hin, dass die Anleger von hohen Gewinnen in der Zukunft ausgegangen sind. Möglich ist jedoch auch, dass der Kurs überbewertet war. Insbesondere bei einem Wachstumsunternehmen (Growth Unternehmen), wie Tesla, ist es zweckmäßig verschiedene Formen des KGV zu betrachten. In der unteren Grafik ist eine Übersicht verschiedener KGVs der Tesla-Aktie. Hierbei wird der zeitliche Verlauf betrachtet und auch auf Prognosen zurückgegriffen. Bei Prognosen solltest du dir jedoch bewusst sein, dass sie mit Unsicherheiten verbunden sind.

In der Grafik beziehen sich die Jahreszahlen jeweils auf das Jahresende. Das KGV am Berichtstag und die erwarteten KGVs beziehen sich jeweils auf den Berichtstag am Ende des Jahres. Das nachlaufende KGV (roter Punkt) und das TTM-KGV (gelber Punkt) basieren hingegen auf dem Kurs am 16.10.2023. 

Die Grafik zeigt, dass im Laufe der Zeit das KGV abgenommen hat. Bis zum aktuellen Zeitpunkt sind die Daten zumindest gesichert. Für die Zukunft basieren sie jedoch auf Schätzungen. Aus der Grafik kann entnommen werden, dass das KGV in der Regel abnimmt, sofern sich die ursprünglichen Gewinnerwartungen bewahrheiten. Daher solltest du bei der Verwendung des KGV berücksichtigen, dass wachstumsorientierte Unternehmen wegen der Erwartung auf steigende Gewinne in der Regel ein höheres KGV haben.

KGVs der Tesla-Aktie: 2020 bis 2025, Quelle: Onvista, 10/23

Was kann ein niedriges KGV bedeuten?

Wenn das KGV hingegen vergleichsweise niedrig ist, ist die Aktie entweder unterbewertet oder die Anleger befürchten sinkende Gewinne in den nächsten Jahren. Denn in einem relativ kurzen Zeitraum würde das Unternehmen seine Kursbewertung erwirtschaften.

Im Gegensatz zu Wachstumswerten ist das KGV von Substanzwerten (Value Werte), wie VW, in der Regel eher geringer, da den Unternehmen ein geringeres Gewinn-Wachstum zugetraut wird. Daher können die KGVs von Wachstums- und Substanzwerten schlecht miteinander verglichen werden. Für die VW-Vorzugsaktie ist es sinnvoll, einen längeren Zeitraum zu betrachten. Auf diese Weise werden zyklische Schwankungen ausgeglichen. VW hat, mit Ausnahme des Jahres 2015, in den letzten 10 Jahren Gewinne erzielt. In dem betreffenden Jahr wurde wegen des Abgasskandals ein Verlust oder negativer Gewinn in Höhe von -3,16€ je Aktie erzielt. Folglich lässt sich für dieses Jahr kein KGV berechnen. Aus der unteren Grafik kann abgelesen werden, dass das KGV ansonsten zwischen 3,9 und 13 lag. Wie bei der vorherigen Grafik bezieht sich die Jahresangabe auf das Ende des Jahres.

Um die Schwankungen zu glätten, kann das Shiller-KGV (gelbe Linie) genutzt werden. Dieses liegt innerhalb des Zeitraums bei 7,9. Das Shiller-KGV liegt damit über dem KGV von 2022 und dem vom 16.10.2023. Dies bedeutet, VW ist aktuell günstiger bewertet als im 10-jährigen Durchschnitt.  

Daraus kann der Eindruck entstehen, dass die Aktie unterbewertet ist und eine gute Kaufgelegenheit darstellt. Andererseits kann dies auch darauf hindeuten, dass die Anleger eher sinkende Gewinne befürchten.

KGVs der VW-Vorzugsaktie: 2013 bis 2022, Quelle: Onvista, 10/23

Weitere Kennzahlen

Neben dem KGV gibt es weitere Kennzahlen, die du bei der Aktienbewertung nutzen kannst:

Kurs-Buchwert-Verhältnis

Das „Kurs-Buchwert-Verhältnis“ (KBV) setzt den Kurs ins Verhältnis zum Buchwert. Im Englischen wird es als „Price to Book Ratio“ (P/B) bezeichnet. Aus den Vermögensgegenständen abzüglich der Schulden setzt sich der Buchwert zusammen. Bezüglich des Buchwerts gelten verschiedene Bilanzierungsmethoden, weshalb die Vergleichbarkeit gemindert wird. Beispielsweise gelten gemäß den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) für die Bewertung die ursprünglichen Herstellungs- oder Anschaffungskosten, hingegen erlauben die International Financial Reporting Standards (IFRS) den Unternehmen Neubewertungen vorzunehmen. Ein niedriges KBV kann auf eine günstige Bewertung hindeuten.

Kurs-Cashflow-Verhältnis

Eine weitere Kennzahl ist das „Kurs-Cashflow-Verhältnis“ (KCV). Übersetzt ins Englische heißt es „Price to Cash Flow Ratio“ (P/CF). Wenn man den Kurs mit dem Cashflow in Relation setzt, erhält man das KCV. Der Cashflow beschreibt die Zahlungszuflüsse abzüglich der -abflüsse. Anderes als beim Gewinn werden weder Abschreibungen, z.B. für Wertverluste von Immobilien und Maschinen, vorgenommen noch Rückstellungen getätigt. Die Höhe der Abschreibungen und Rückstellungen hängen, wie bei der Bilanzierung des Buchwerts, von der Methode ab. Daher unterliegt das KCV im Kontrast zum KGV und KBV keinen Bilanzierungsunterschieden. Folglich ist es international vergleichbarer.

Kurs-Umsatz-Verhältnis

Beim „Kurs-Umsatz-Verhältnis“ (KUV) wird der Kurs im Verhältnis zum Umsatz betrachtet. In englischer Fachliteratur findest du es unter „Price to Sales Ratio“, abgekürzt „P/S“. Das KUV kann z.B. anstatt des KGV genutzt werden, wenn keine Gewinne erwirtschaftet werden. Denn es lässt sich auch bei Unternehmen, die nicht profitabel sind, bestimmen. Da Unternehmen in verschiedenen Branchen sehr unterschiedliche Gewinnspannen haben, lässt sich das KUV am besten innerhalb einer Branche vergleichen.

Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis

Insbesondere für Wachstumsunternehmen ist das „Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis“ (KGWV) eine sinnvolle Kennzahl. Der Fachbegriff „Price/Earnings to Growth Ratio“ (PEG Ratio) wird im Englischen verwendet. Es setzt das KGV ins Verhältnis zum erwarteten prozentualen Gewinn-Wachstum. Das heißt je höher das erwartete Gewinn-Wachstum ist, desto geringer ist das KGWV. In der Regel wird ein Betrachtungszeitraum von drei bis fünf Jahren verwendet. Folglich hängt die Genauigkeit von den Prognosen ab.

Ist das KGV eine sinnvolle Kennzahl?

Das KGV bietet dir eine Orientierung bei der Aktienauswahl. Es sollte aber nicht der einzige Grund sein, in eine Aktie zu investieren. Grundsätzlich ist es sinnvoll, neben dem KGV weitere Kennzahlen zu nutzen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, sie im zeitlichen Verlauf und innerhalb einer Branche zu vergleichen. Das KGV und die weiteren Kennzahlen können dir helfen, vermeintlich unterbewertete Aktien zu finden. Möglich ist jedoch auch, dass eine günstig erscheinende Aktie fair bewertet ist und das Unternehmen in Zukunft mit sinkenden Gewinnen zu kämpfen hat.

Des Weiteren ist man bei der Nutzung des KGV und den weiteren Kennzahlen auf genaue, aktuelle Daten angewiesen. Daher sollte man neben den Daten eines Geschäftsjahres auch auf die letzten vier Quartalsberichte oder Prognosen zurückgreifen. Hierbei sollte man sich bewusst machen, dass einerseits nur die vergangenen Gewinne gesichert sind, andererseits haben die vergangenen Gewinne nur begrenzt Aussagekraft bezüglich der zukünftigen Entwicklung. Ein Unternehmen, das gerade weniger in die Forschung und Entwicklung investiert, könnte dadurch gegenwärtig höhere Gewinne erzielen. Dadurch reduziert sich das aktuelle KGV und das Unternehmen erscheint günstiger bewertet. Dies hat jedoch zur Folge, dass das Unternehmen vermutlich langfristig geringere Gewinne erzielt.

Weiterhin gibt es weltweit verschiedene Bilanzierungsmethoden, wodurch es erschwert wird, die Gewinne zu vergleichen. So kann z.B. der Gewinn durch Verkäufe von Unternehmenswerten einmalig erhöht werden. Ebenfalls können Rückstellungen gebildet oder aufgelöst werden, wodurch sich der Gewinn verändert. Hier bietet sich das KCV als Alternative an, weil der Cashflow vergleichbarer ist. Da das KGV Gewinne voraussetzt, bieten sich das KBV, KCV und KUV an, wenn ein Unternehmen nicht profitabel ist.

Auch können Wachstums- und Substanzunternehmen schlecht auf Basis des KGV miteinander verglichen werden. Die Anleger trauen den Wachstumsunternehmen deutlich höhere Gewinn in der Zukunft zu, demzufolge ist deren KGV in der Regel um ein Vielfaches höher als das von Substanzwerten. Dies zeigt, dass das KGV nur unter bestimmten Bedingungen vergleichbar ist. Für die Bewertung der Wachstumsaktien bietet sich das KGWV als zusätzliche Kennzahl an.

Insgesamt ist es sinnvoll, das KGV und weitere Kennzahlen zur Aktienbewertung zu nutzen. Du solltest sie im zeitlichen Verlauf und innerhalb der Branche nutzen. Dies ermöglicht dir eine umfassendere Bewertung eines Unternehmens. Ob sich die Aktienbewertung in Form einer Überrendite bezahlt macht, ist hingegen eher unwahrscheinlich. Stattdessen kann es sinnvoll sein, passiv und breit diversifiziert zu investieren.

Häufig gestellte Fragen

Was sagt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aus?

Was ist ein gutes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?

Wie berechnet man das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?

Wie nutzt man das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?