Welche Depotgebühren gibt es und wie kann ich dabei sparen?

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 26. Januar 2022
Zwar sind die Depotgebühren in Deutschland in den letzten Jahren stark gesunken, so dass Investieren für viele erschwinglich geworden ist. Dennoch findet sich noch die ein oder andere Kostenfalle im Depot- und Brokerbereich. Welche Depotgebühren gibt es und wie kann man diese minimieren?

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Was du wissen solltest
  • In den meisten Fällen setzen sich die Depotgebühren hauptsächlich aus Depotführungsgebühren und Ordergebühren zusammen. Hinzu kommen oftmals spezielle Kosten für besondere Dienstleistungen und in manchen Fällen Negativzinsen auf Guthaben auf dem Referenzkonto.
  • Viele Depotanbieter haben in den vergangenen Jahren die Gebühren gesenkt, so dass man ein Depot kostenlos oder nahezu gebührenfrei einrichten und verwenden kann.
  • Achtung! Rabattaktionen oder Aktions-Sparpläne sind zeitlich begrenzt. Besser ist es, ein dauerhaft günstiges Depot zu wählen und sich auf die essentiellen Anlageprodukte zu konzentrieren.
  • Der Aufwand eines Depotwechsel lohnt sich nur bei deutlichen Gebührenunterschieden.

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So gehst du vor
  • Vergleiche zunächst die Konditionen deines bisherigen Brokers mit den Konkurrenten – oder bei einer neuen Depoteröffnung vergleiche die verschiedenen Angebote mithilfe unseres Depotvergleichs.
  • Falls du mit einem neuen Depot deutlich besser fahren würdest, hilft dir unser Ratgeber zum Thema Depotübertrag mit allem rund um das Übertragen von einer Bank zur anderen.

Diese Gebühren können anfallen

Wer lang- oder kurzfristig Geld anlegen möchte, mit Aktien, ETFs oder anderen Wertpapieren handeln oder auf derivative Anlageprodukte setzt, braucht dafür ein Wertpapierdepot, kurz: Depot. Insgesamt ist die Situation für (nicht-institutionelle) Kleinanleger momentan sehr günstig, was die Konditionen anbelangt. Das liegt unter anderem daran, dass verschiedene junge Depotanbieter auf den Markt gedrängt sind, die als Konkurrenz zu den angestammten Filial- und Direktbanken den Wettbewerb beleben, wovon Kleinanleger nur profitieren können.

Grundsätzlich versteht man unter Depotgebühren die Kosten, die Broker oder Banken von ihren Kunden für die Eröffnung, das Führen und die Verwaltung des Depots verlangen. Für Anleger sind sie von zentraler Bedeutung, weil hohe Depotgebühren die Rendite und damit den Erfolg ihres Investments schmälern oder sogar auffressen können. Aber welche Gebühren können beim Führen eines Depots bei einer Bank oder einem Broker überhaupt anfallen?

Grob kann man Depotgebühren in drei Kategorien einteilen: Depotführungsgebühren, Ordergebühren und spezielle Kosten. Die letzte Kategorie ist relativ grob und beinhaltet all das, was die ersten beiden noch nicht umfassen. 

Gebühren für die Depotführung

Die Gebühren für die Depotführung, die vom Kunden verlangt werden, sind analog zu etwa den Kontoführungsgebühren eines Girokontos, die nach wie vor bei vielen Banken üblich sind. Im Bereich der Broker nimmt diese Tendenz aber stetig ab, so dass viele Depots mittlerweile gar keine Depotführungsgebühren mehr fordern – oder nur recht geringe, die mit einem Premium-Modell verknüpft sein können.

Ordergebühren

Der zweite große Kostenpunkt für Anleger mit einem Depot sind die Ordergebühren. Eine Order ist ein Verkauf- oder Kaufauftrag eines Wertpapiers, sei es eine Aktie, ein ETF oder ETC (inklusive Sparpläne). Diese können in der folgenden Form anfallen:

  • Prozentual anhand des Auftragsvolumens. Diese können insbesondere bei sehr großen Orders zu stattlichen Summen werden.

  • Pauschalbetrag pro Order. Diese fällt eher bei kleinen Orders ins Gewicht – spielt prozentual aber bei größeren Orders kaum eine Rolle.

  • Mischform. Manche Depotanbieter verlangen auch eine Mischung aus prozentualen und pauschalen Ordergebühren. Hierbei kommt niemand wirklich günstig weg – egal, wie hoch die Order angesetzt ist.

Je nach Depotanbieter werden die Kosten, die für eine Order anfallen, noch separat aufgeführt. Hierbei lässt sich zwischen den Gebühren, die direkt an den Anbieter und denen, die an die genutzte Börse bzw. Handelsplatz gehen, unterscheiden. Bei den wichtigen elektronischen Handelsplätzen wie gettex, Tradegate, Xetra, etc. kannst du dich über deren intern verlangte Gebühren und Orderkosten informieren. Zwischen den verschiedenen Handelsplätzen gibt es große Preisunterschiede, die sich bei manchen Brokern auch direkt in der Ordergebühr je Handelsplatz niederschlagen.

Allerdings sind die von den Börsen direkt verlangten Gebühren für den Endverbraucher teilweise irrelevant, da zwischen vielen Depotanbietern und Handelsplätzen noch einmal gesonderte Abmachungen bestehen, die den Brokern Rückvergütungen pro abgeschlossenem Auftrag zuweisen. Diese Rückvergütungen im Zusammenhang mit dem starken Konkurrenzdruck zwischen Brokern (aber auch zwischen Börsen und Handelsplätzen) werden oftmals direkt an die Anleger weitergereicht, was zu den aktuell sehr niedrigen – oder sogar kostenlosen – Ordergebühren bei vielen Brokern führt.

So kannst du die Ordergebühren einsehen

Wenn du über deinen Broker Wertpapiere kaufst oder verkaufst, wird dir kurz vor Abschluss der Transaktion eine Kostenübersicht angezeigt. Diese ist meist etwas versteckt und hinter einem Link versteckt dargestellt, wie in dem folgenden Screenshot von Trade Republic.

Screenshot Trade Republic Depotgebühren
Orderübersicht bei Trade Republic. | Screenshot Trade Republic

Bei der Comdirect wiederum versteckt sich hinter dem entsprechenden Link eine ausführliche Aufschlüsselung über die Kosten:

Order Comdirect Depotgebühren
Kosteninformation der Comdirect. | Screenshot Comdirect

Spezielle Kosten 

Die Kategorie der “speziellen Kosten” ist als Sammelbegriff zu verstehen, der einige recht unterschiedliche Punkte zusammenfasst. Wir haben einmal das Preis- und Leistungsverzeichnis des Neobrokers Trade Republic untersucht, das sich lediglich auf eine Seite beläuft und dennoch für die folgenden Leistungen eine Gebühr erhebt:

  • Bearbeitung von Weisungen
  • Handel mit Bezugsrechten
  • Anmeldung bei Hauptversammlungen
  • Eintragung Namensaktien im Inland
  • Freiwillige Depot- oder Saldenbestätigung
  • Freiwilliges steuerliches Reporting
  • Adressenermittlung
  • Zurücksetzen des Kontos per VideoIdent
  • Überweisungsaufgabe per Brief

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Preis- und Leistungsverzeichnis
Wer sich eingehend mit der Kostenstruktur eines Depots auseinandersetzen möchte, sollte auf das Preis- und Leistungsverzeichnis des Depotanbieters zugreifen. Hier sind alle Depotgebühren aufgelistet: von Depotführungs- über Ordergebühren bis hin zu den speziellen kosten, die einen großen Raum einnehmen können. Alleine der Umfang des Preis- und Leistungsverzeichnisses sagt einiges über das Selbstverständnis und die Kundenorientierung des Depotanbieters aus – je simpler und verständlicher, desto besser. Dadurch entstehen keine unerwarteten Mehrkosten, die die Rendite schmälern und damit den Erfolg der Geldanlage beeinträchtigen.

Negativzinsen/Verwahrentgelte

Die Niedrigzinssituation in vielen Industrieländern, aber insbesondere im Euro-Raum, hat dazu geführt, dass viele Banken Negativzinsen bzw. Verwahrentgelte für ihre Girokonten eingeführt haben und damit die aktuellen Negativzinsen direkt an die Kunden weiterreichen. Im Depotbereich hat das noch nicht flächendeckend zu ähnlichen Änderungen geführt – allerdings ist die steigende Zahl der Depotkunden und Kleinanleger genau auf diese Niedrigzinssituation zurückzuführen. Manche Depotanbieter haben aber analog zum Girokonto auf dem Referenzkonto ihrer Kunden – mit einem solchen ist jedes Depot verknüpft – Verwahrentgelte in Höhe der aktuell geltenden Minuszinsen eingeführt.

Versteckte Gebühren

Insbesondere im außerbörslichen Handel mit derivativen Anlageprodukten finden sich immer wieder Anbieter, die zwar keine Kommissionen oder Depotführungsgebühren verlangen, dafür aber mithilfe von großen Spreads (Differenz zwischen Angebot und Nachfrage eines Kurses) quasi versteckte Gebühren erheben. Auch Gebühren beim Ein- oder Auszahlen von Geld können verlangt werden. Insbesondere deswegen ist es ratsam, das Preis- und Leistungsverzeichnis eines Anbieters genau zu studieren und generell bei derivativen Anlageprodukten vorsichtig zu sein.

An börsliche Handelsplätze gekoppelte Anbieter sind aber zumindest während der offiziellen Handelszeiten an Transparenzvorgaben gebunden und bilden deswegen die Preise allgemein gesprochen weitgehend fair ab. Ihr Einkommen verdienen diese Broker mit den bereits erwähnten Rückvergütungen und den offen kommunizierten Gebühren ihrer Kunden – nicht mit Spreads.

Eine Berechnung der gesamten, realen Depotkosten findet du auch in diesem Überfluss-Video:

Wovon hängen die Depotgebühren ab?

Die Höhe der Depotgebühren hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Zunächst fallen diese bei einem kostenpflichtigen Depot als Depotführungsgebühren regulär pro Monat oder Jahr an. Auch ein Depot, das in Bezug auf die Depotführungsgebühren kostenlos ist, kann durch die Ordergebühren Kosten verursachen. Hierbei hängt die Höhe der gesamten Depotgebühren vor allem von der Frequenz der Transaktionen an der Börse (zum Beispiel Kauf von Aktien), eventuell dem gewählten Handelsplatz ab und der Höhe des Ordervolumens ab. Manche Broker ermöglichen kostenlose Orders ab einer bestimmten Mindesthöhe. Unterschiede bei der Summe der Ordergebühren entstehen außerdem durch die gewählte Form der Transaktion: Einige Anbieter verlangen Gebühren für den Einmalkauf von Aktien, bieten aber kostenlose Sparpläne an. Ein Kostenmodell, das derzeit häufiger angeboten wird, ist das Flatratemodell, beispielsweise bei Scalable Capital. Hierbei werden die Ordergebühren mit den Depotführungsgebühren verknüpft, so dass Kunden, die die letzteren monatlich entrichten, als Premiumkunden keine Ordergebühren mehr bezahlen müssen.

Depotgebühren reduzieren: So einfach geht’s

Durch das große Angebot an Banken und Brokern im Depotbereich ist es auch ziemlich einfach, die Depotgebühren zu reduzieren, wenn du derzeit zu viel zahlst und die Kosten deine Rendite auffressen. Der erste Schritt ist hierbei die Wahl eines günstigen Depotanbieters, der niedrige oder keine Depotführungsgebühren und niedrige Ordergebühren aufweist. Natürlich ist es hierbei entscheidend, auf welche Art du dein Depot nutzt: Als Vieltrader kann sich ein Flatratemodell für dich lohnen, als regulärer Sparplannutzer eher ein Depot mit niedrigen Depotführungsgebühren und einer großen Anzahl kostenloser Sparpläne.

Bei Anbietern, deren Aktien- und ETF-Sparpläne kostenlos sind, lassen sich eventuelle Ordergebühren bei der Einmalanlage umgehen, indem diese einfach als Sparpläne eingestellt werden oder schon bestehende Sparpläne einfach einmalig um die gewünschte Summe erhöht und danach wieder reduziert werden.

Lohnen sich kostenlose Aktions-Sparpläne?

Regelmäßig versuchen Depotanbieter, neue Kunden zu gewinnen, indem sie bestimmte ETF-Sparpläne als Aktions-Sparpläne kostenlos verfügbar machen. Aber Achtung! Diese Aktionen sind immer zeitlich begrenzt und nach Ablauf des Aktionszeitraums können hohe Kosten auf dich zukommen. Demnach sind diese Aktions-Sparpläne nicht nachhaltig günstig, sondern eher eine Marketingmasche.

Wer versucht, das zu umgehen, indem er von Aktions-Sparplan zu Aktions-Sparplan wechselt, hat am Ende eine große Menge verschiedener ETFs im Portfolio liegen, da ja nicht immer dieselben für diese Aktionen verfügbar sind. Dadurch entstehen beim Entsparen Mehrkosten, da eine große Menge verschiedener ETFs desinvestiert werden müssen und dadurch die Transaktionskosten steigen können. Außerdem ist der Zeitaufwand nicht zu vernachlässigen, der durch das ständige Wechseln und Vergleichen der Angebote entsteht. Ein Vorteil des passiven Investierens in ETFs ist ja gerade, dass es nach Einrichten der Sparpläne bis auf jährliches Rebalancing kaum zeitlichen Aufwand mehr kostet.

Insgesamt lohnen sich kostenlose Aktions-Sparpläne als nachhaltige Methode des Minimierens von Depotgebühren also nicht. Viel eher sollte darauf geachtet werden, dass du die gewünschten, richtigen ETFs bei einem dauerhaft günstigen Broker besparst.

Lohnt sich ein Depotwechsel für mich?

Auch wenn ein Depotübertrag heutzutage meistens unkompliziert vonstatten geht, ist es immerhin ein zeitlicher Aufwand. Aber lohnt sich der? Wir vergleichen im Folgenden zwei simple Fälle, bei denen wir einen Sparplan mit einem komplett kostenlosen Depot mit einem mit Depotgebühren (in diesem Fall in Form von Ordergebühren) kontrastieren.

Unser neutrales Beispiel setzt eine Sparrate von 500€ pro Monat voraus, die zu 7% Jahresrendite mit einem monatlichen Ausschüttungsintervall (und Wiederanlage) über 10 Jahre angelegt wird. Das Endkapital beträgt hierbei dank des Zinseszinseffektes 86.542€.

Im ersten Kostenfall nehmen wir eine Ordergebühr von 1€ pro Ausführung des Sparplans, effektiv werden also jeden Monat 499€ angelegt. Hier kommen wir zu einem Endkapital von 86.369€ nach 10 Jahren, insgesamt werden also etwas weniger als 200€ im Vergleich weniger verdient.

Der zweite Kostenfall nimmt eine gemischte Ordergebühr von 2,5% des Auftragsvolumens und zusätzliche 2,50€ pro Order an. Hier kommen wir auf eine tatsächliche Anlagesumme von 485€ pro Monat und einem Endkapital von 83.946€. Insgesamt werden in diesem Beispiel über die Jahre also knapp 2.600€ weniger eingenommen – ein beträchtlicher Unterschied.

Diese Beispiele könnte man genauso für Depotführungsgebühren und Einmalanlagen anwenden. Insgesamt zeigt sich, dass sich ein Depotwechsel nur dann lohnt, wenn die Kosten des neuen Depots wirklich beträchtlich geringer sind. Bei deutlich höheren Ausgangskosten fällt der Unterschied vor allem bei sehr langen Anlagezeiträumen aber doch stark ins Gewicht. Ein Depotwechsel lohnt sich hier also allemal.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Depotgebühren?

Wann fallen Depotgebühren an?

Wie kann ich Depotgebühren sparen?