
Core-Satellite-Strategie: So funktioniert’s!
Was ist die Core-Satellite-Strategie?
Bei der Core-Satellite-Strategie wird das Portfolio in zwei Bereiche aufgeteilt: den stabilen Kern (Core) und kleinere, riskantere Investments (Satelliten).
- Der Core macht den größten Teil deines Portfolios aus, in der Regel mindestens 80-90%. Er besteht aus breit diversifizierten und kostengünstigen Anlagen wie ETFs auf globalen Indizes (z. B. MSCI World oder FTSE All-World). Mit dem Kern bildest du langfristig die durchschnittliche Marktrendite ab und sorgst für Stabilität im Depot.
- Die Satellites: Die restlichen 10-20% deines Kapitals kannst du in sogenannte Satellites investieren. Hier ist alles erlaubt, gut überlegte Einzelinvestments, Produkt-Experimente oder Zockerei. Mit diesem Teil des Portfolios hast du (zumindest theoretisch) eine Chance auf eine überdurchschnittliche Rendite – eine sogenannte Outperformance-
Diese Aufteilung ermöglicht es dir, ein solides Fundament für den langfristigen Vermögensaufbau beizubehalten und gleichzeitig mit einem kleineren Teil deines Geldes gezielte Wetten einzugehen – ohne das Gesamtrisiko des Portfolios zu stark zu erhöhen.
Markteffizienz vs. Outperformance
Die Core-Satellite-Strategie ist ein Kompromiss zwischen zwei grundlegend verschiedenen Ansätzen der Finanzmarkttheorie: Auf der einen Seite steht die Markteffizienzhypothese. Sie besagt, dass im Preis einer Aktie bereits alle verfügbaren Informationen enthalten sind. Demnach ist es langfristig nicht möglich, durch die Auswahl einzelner Aktien (Stock-Picking) oder das richtige Timing des Marktes (Market-Timing) eine bessere Rendite als den Marktdurchschnitt zu erzielen. Breite Diversifikation, also auf möglichst viele Aktien zu setzen, ist somit die sinnvollste Strategie.
Einige Menschen versuchen dennoch, sich durch intensive Marktanalyse einen Wissensvorsprung anzueignen und so den Markt “zu schlagen“ – also eine Performance über dem Durchschnitt zu erzielen.
Anleger, die in Einzelaktien investieren, verfolgen dabei unterschiedliche Strategien, zum Beispiel:
- Value-Strategie: Fokus auf etablierte, solide Unternehmen, die im Vergleich zum Markt als unterbewertet gelten und oft hohe Dividenden zahlen.
- Growth-Strategie: Investition in stark wachsende, oft jüngere Unternehmen, die ihre Gewinne meist direkt wieder in Innovation reinvestieren und keine oder geringe Dividenden zahlen.
- Dividendenstrategie: Auswahl von Aktien mit dem Hauptziel, regelmäßige und möglichst hohe Dividendenausschüttungen zu erhalten.
Die Core-Satellite-Strategie verbindet diese beiden Denkweisen. Bei einem Großteil des Vermögens wird das Risiko durch Diversifikation gestreut. Gleichzeitig bleibt Raum für gezielte Investments, die potenziell eine höhere Rendite abwerfen können. Falls das nicht gelingt, ist der finanzielle Schaden für das Gesamtportfolio begrenzt.
Wie funktioniert die Strategie konkret?
Die Umsetzung der Strategie erfordert eine klare Aufteilung deines Portfolios.
Was eignet sich für den Core?
- Weltportfolios aus ETFs: Eine klassische Kombination ist ein ETF auf den MSCI World (Industrieländer) und einer auf den MSCI Emerging Markets (Schwellenländer). Noch einfacher geht es mit einem einzigen ETF auf den FTSE All-World, der beide Segmente abdeckt.
- Sichere Anleihen: Staatsanleihen mit hoher Bonität können ebenfalls zur Stabilisierung des Portfolios beitragen, insbesondere bei geringerer Risikotoleranz.
- Weitere risikoarme Anlageoptionen sind Tages- und Festgeldkonten.
Was können die Satelliten sein?
- Einzelaktien: Aktien von Unternehmen, von deren Geschäftsmodell du überzeugt bist.
- Themen- und Branchen-ETFs: Investitionen in spezifische Sektoren wie Technologie, saubere Energien oder Gesundheit.
- Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum
- Rohstoffe, wobei manche Menschen Edelmetalle wie Gold auch als Teil ihres Core-Portfolios nutzen. Das hängt von der persönlichen Strategie ab.
- Hebelprodukte oder risikoreichere Anleihen-ETFs
Was du unbedingt beachten musst
Wenn du die Strategie auf dein eigenes Portfolio übertragen möchtest, solltest du dich an ein paar Richtlinien halten:
- Selbstdisziplin bewahren: Halte dich an deine einmal festgelegte Aufteilung. Auch wenn deine Satelliten eine Zeit lang extrem gut laufen, solltest du nicht der Versuchung nachgeben, den Kernanteil zu reduzieren.
- Regelmäßiges Rebalancing: Damit die Ziel-Aufteilung deines Depots erhalten bleibt, wirst du nicht darum herumkommen, die Gewichtung gelegentlich anzupassen. Wenn Bitcoin durch die Decke geht, solltest du durch Umschichtungen wieder deine ursprüngliche Allokation herstellen.
- Überschneidungen vermeiden: Achte darauf, welche Gemeinsamkeiten dein Core und deine Satelliten haben. Wenn dein Kern bereits einen hohen Anteil an US-Tech-Aktien hat, verstärkt ein zusätzlicher Satellit auf den Nasdaq-Index dieses Gewicht. Das kannst du gezielt nutzen, um dein Portfolio zu gestalten.
Eine Core-Satellite-Strategie eignet sich für Anlegerinnen und Anleger, die bereit sind, sich aktiv mit einem Teil ihres Portfolios auseinanderzusetzen. Ob die Strategie etwas für dich ist, hängt auch von deiner persönlichen Risikokapazität ab. Grundsätzlich gilt: Je länger dein Anlagehorizont noch ist, desto mehr Risiko kannst du vermutlich verkraften. Ein Muss ist diese Depot-Aufteilung aber keinesfalls. Für die Altersvorsorge reicht ein einfaches, breit diversifiziertes Portfolio völlig aus.
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