Greenwashing-Affäre: Ist das Gras auf der anderen Seite grüner?
Manchmal ereignen sich in der Finanzwelt fast schon filmreife Dinge. Die Razzia bei der DWS jedenfalls hätte durchaus Potential für eine dramatische Szene in einem Hollywood-Wirtschaftskrimi: An einem Dienstagvormittag Ende Mai marschieren rund 50 Einsatzkräfte aus Bundeskriminalamt, Bafin und Staatsanwaltschaft in eine Konzernzentrale im Frankfurter Bankenviertel und durchsuchen die Chefbüros der Deutsche Bank-Tochter. Nicht einmal 24 Stunden später tritt der CEO zurück, dessen Gesicht danach noch wochenlang in den Zeitungen der Bundesrepublik auftauchen wird.
Der Vorwurf gegen einen der größten Vermögensverwalter der Welt lautet “Greenwashing”, einige sagen dazu auch etwas verniedlicht “Öko-Schwindel”. Nur ein Bruchteil der angeblich nachhaltigen Fonds, die die DWS betreibt, sollen wirklich so grün gewesen sein, wie in den Verkaufsprospekten dargestellt, hieß es zuletzt von der ermittelnden Staatsanwaltschaft. Der Fall hat Brisanz - und versetzt die gesamte ESG-Branche in Unruhe.
Die Causa DWS: Ein Fall von vielen?
Ungemütlich wurde es bei der DWS schon vor etwa zwei Jahren, ein paar Monate, nachdem Desiree Fixler als neue Nachhaltigkeitschefin im Asset Management angeheuert hat. Heute kennen die 50-Jährige viele nur noch als die “DWS-Whistleblowerin”. Schon früh wunderte sich Fixler über die Methoden, nach denen die DWS ihre Nachhaltigkeitsfonds zusammenstellt und vermarktet. Beispielsweise darüber, dass der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard noch nach Bekanntwerden erster Einzelheiten zum Bilanzbetrug die zweitbeste Note in der ESG-Kategorie Governance erhielt. Das steht, kurz gesagt, für eine gute, verantwortungsvolle Unternehmensführung. Statt eigene Analysen durchzuführen, zähle die DWS in vielen Fällen einfach alle Bewertungen externer Ratingagenturen zusammen und berechne dann den Durchschnitt, lautete einer von Fixlers Vorwürfen gegen den Fondsanbieter. Im Sommer 2021 dann musste sich die DWS gegen die Anschuldigung wehren, beim Volumen ihrer nachhaltigen Geldanlagen übertrieben zu haben. So war im Geschäftsbericht 2020 die Rede von knapp 460 Mrd. Dollar, die angeblich mit “ESG-Integrationsansatz” verwaltet würden. Ein Jahr später ist die Kategorie verschwunden, stattdessen werden nur noch knapp 70 Mrd. USD als “nach ESG-Kriterien verwaltetes Vermögen” ausgewiesen.
“Greenwashing ist kein Kavaliersdelikt”
Fixlers Anschuldigungen haben mit dazu beigetragen, dass seit Anfang 2022 nun auch die Bundesbehörden gegen den Konzern ermitteln - die amerikanische Aufsichtsbehörde hat die DWS schon seit vergangenem Jahr im Visier. Von der Staatsanwaltschaft hieß es bisher nur, dass sich “tatsächliche Anhaltspunkte” ergeben hätten, “dass entgegen der Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind". Die DWS streitet alle Vorwürfe ab.
Redefreudig zeigen sich derweil NGOs wie die Bürgerbewegung Finanzwende, die seit Jahren übertriebene Werbeversprechen am ESG-Markt bemängelt: “Die Vorwürfe auf Prospekt- beziehungsweise Kapitalanlagebetrug wiegen schwer und zeigen: Greenwashing ist kein Kavaliersdelikt”, kommentierte Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte, die Untersuchungen bei der DWS. Das Ganze werde “Signalwirkung für andere Vermögensverwalter entfalten”, sagte sie den Medien. Anbieter von als nachhaltig beworbenen Finanzprodukten würden ihrer Meinung nun genau prüfen, “ob ihre eigenen Anlagekriterien halten, was sie versprechen.“
“Ein Warnschuss für alle anderen Anbieter”
Dass innerhalb der Branche sowohl bei den Kunden als auch bei den Anbietern bereits Unruhe herrscht, bestätigt auch ein Branchenkenner, der für eine große Fondsgesellschaft arbeitet und sich gegenüber Finanzfluss zu den aktuellen Ereignissen geäußert hat. Beunruhigte Kunden, insbesondere institutionelle Investoren, riefen zuletzt bei ihm an und erkundigten sich genauer nach der ESG-Strategie des Anbieters. Dazu würde sich in der Frankfurter Finanzszene “ein wenig Angst” breit machen.
Das ist ein Warnschuss für alle anderen Anbieter, von denen natürlich nun jeder Angst hat, dass ihm einmal das Gleiche passieren könnte. Die Frage ist eben, ob das, was als grün bezeichnet wird, auch wirklich grün ist.
Muss die Anlegerwelt also damit rechnen, in ein paar Monaten den nächsten Greenwashing-Skandal zu erleben? Ausgeschlossen ist das nicht. Trotzdem sollten Anleger auch schon jetzt gewahr sein, dass die allerwenigsten Fonds wirklich so nachhaltig sind, wie sie von ihren Herausgebern dargestellt werden. Denn eine einheitliche Definition, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet, existiert noch immer nicht. Die von der EU geplante Taxonomie als einheitliches Klassifizierungsinstrument wird erst ab 2023 in vollem Umfang gelten und allen ESG-Anbietern einheitliche Regeln auferlegen.
Fondsanbieter haben weitgehend freie Hand
Zumindest übergangsweise könnte demnächst etwas mehr Orientierung in den Markt kommen. So plant es jedenfalls die amerikanische Finanzaufsicht SEC. Nur wenige Tage nach der Razzia bei der DWS legte die Behörde erste Pläne für eine Nachweispflicht für Fondsanbieter vor. So könnten Herausgeber von ESG-Produkten bald verpflichtet werden, jeweils die Menge an CO2 zu veröffentlichen, die alle Aktiengesellschaften in einem Fonds zusammen ausstoßen. Auch sollen nach Plänen der SEC nur solche Fonds das Akronym “ESG” tragen dürfen, deren Vermögen auch tatsächlich zu 80% in nachhaltige Aktien fließt. Außerdem könnten Fondsanbieter verpflichtet werden anzugeben, wie sie auf den Jahresversammlungen der Aktiengesellschaften abstimmen. In den nächsten Monaten soll die Nachweispflicht verabschiedet werden.
Ähnliche Pläne für eine Regulatorik hat vergangenes Jahr auch schon die deutsche Bafin vorgelegt. In einem Entwurf ist die Rede von 75% “Mindestinvestitionsquote” der Fonds in ESG-Produkte, um das Akronym im Namen tragen zu dürfen.
Zumindest in Teilen greift auch jetzt schon die geplante EU-Taxonomie: So müssen sich Fondsanbieter beispielsweise an die sogenannte Offenlegungsverordnung halten: Sie sind dazu verpflichtet, ihren Nachhaltigkeitsansatz einer von drei Kategorien zuzuordnen: Den “sonstigen Finanzprodukten”, die nach Artikel 6 klassifiziert sind und keinen besonderen Fokus auf Umwelt- und Ethikaspekte legen. Den nach Artikel 8 klassifizierten Fonds, die ökologische und / oder soziale Aspekte zumindest berücksichtigen - wenn auch nur im Ansatz. Oder sie strukturieren einen Fonds nach Artikel 9 und damit als strengen Impact-Fonds: Enthalten sein dürfen nur Unternehmen, die aktiv Umweltziele oder soziale Ziele verfolgen, also beispielsweise an Lösungen für einen geringeren CO2-Ausstoß arbeiten. Auf diese Weise versucht die EU-Kommission schon jetzt, Greenwashing zu verhindern. Ob ihr das durch die Offenlegungspflicht gelingt, ist eine andere Frage.
Am ESG-Markt herrscht Wildwuchs
Die meisten nachhaltigen Publikumsfonds und ETFs sind nämlich nach Artikel 8 strukturiert - und für diese Kategorie genügt es, zumindest teilweise ESG-Kriterien anzuwenden. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das: Nur weil ein Fonds besonders grün klingt, muss er das längst noch nicht sein. Denn wie ein Fondsanbieter seinen ESG-Fonds zusammenstellt. an welchen Maßstäben Nachhaltigkeit gemessen wird und wie die Bewertungen einzelner Unternehmen zustande kommen, obliegt allein dem Asset Management. Strafbar machen sich die Anbieter - Stand jetzt - nur dann, wenn sie ungenügend über ihre Vorgehensweise informieren oder in den offiziellen Dokumenten feststehende Begrifflichkeiten falsch verwenden. Also beispielsweise von “Impact Investing” sprechen, obwohl lediglich durch ein einfaches Screening ein paar kontroverse Branchen ausgeschlossen werden.
Ein Grund für den aktuellen Wildwuchs am ESG-Markt ist auch, dass sich viele Fondsanbieter an den Bewertungen externer Research-Agenturen orientieren. Denn auch die kommen bei einzelnen Unternehmen teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen, wenn sie es bewerten sollen. Der Vermögensverwalter Flossbach von Storch etwa hat 2019 herausgefunden, dass der Autohersteller VW auf einer Nachhaltigkeitsskala von 0 bis 100 bei einer Rating-Agentur 0 Punkte erreichte, bei einer anderen 19 Punkte und bei einer weiteren 65.
Deka, Commerz Real und BNY Mellon wurden schon verklagt
Wegen “irreführender” Informationen zu Fondsprodukten wurden schon vor dem Fall DWS einige Anbieter zur Rechenschaft gezogen. Zum Beispiel kassierte erst vor wenigen Wochen der Assetmanager BNY Mellon eine 1,5 Mio. USD Strafe von der SEC. Der Fondsanbieter habe stets die eigene ESG-Qualitätsprüfung angepriesen, hätte sie aber bei vielen Fonds gar nicht angewendet, so der Vorwurf der Behörde. Verklagt wurde auch schon die Commerz Real, ein Tochterkonzern der Commerzbank, die einen nachhaltigen Klimafonds betreibt, der als Eltif strukturiert ist. Das ist eine Art Langzeit-Investmentfonds, der in nachhaltige Infrastrukturprojekte wie Photovoltaikanlagen, Solaranlagen und Windparks investiert. In diesem Zusammenhang hatte der Vermögensverwalter für einen CO2-Rechner geworben, der Anlegerinnen die Wirkung ihres Investments aufzeigen soll. Dabei rechnet das Tool einem erst einmal vor, wie hoch der eigene CO2-Verbrauch pro Jahr ist, bevor einem weiter unten gezeigt wird, wie man sich von den Sünden wieder freikaufen kann. Bei 11,2 Tonnen CO2-Verbrauch pro Jahr beispielsweise mit einem 30.000€ Investment in den Klimavest-Fonds. Zwar sichert sich die Commerz Real übers Kleingedruckte ab, indem sie darauf hinweist, dass das Erreichen der Anlageziele des Fonds “nicht garantiert” sei. Die Verbraucherzentrale verklagte die Commerz Real dennoch wegen “irreführender Werbeaussagen”. Einen ähnlichen Impact-Rechner hatte auch die Deka-Bank bis vor Kurzem auf ihrer Website stehen. Nach einer Unterlassungsklage der Verbraucherzentrale ist er nun verschwunden.
Wie grün sind andere Fonds?
Wer im Internet nach einem nachhaltigen Fonds sucht, kann eigentlich schon davon ausgehen, auf allerhand überspannte Marketing-Slogans zu treffen. Klickt man sich durch die Nachhaltigkeitsbekundungen namhafter Banken, Fondsanbieter und Vermögensverwalter, klingt beinahe jedes Produkt wie ein Allheilmittel im Kampf gegen den Klimawandel oder für eine gerechtere Welt - was sich bei genauerem Hinsehen meist als Illusion herausstellt. Die Fondsanbieter machen sich damit nicht zwangsläufig strafbar - denn es gibt eine Menge geschickter Formulierungen, die viel Raum für Interpretationen lassen, ein Produkt aber dennoch gut klingen lassen.
Im Factsheet des Allianz Global Sustainability A EUR-Fonds, der nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung klassifiziert ist, heißt es beispielsweise, der Fonds “fördere Anlagen, die Kriterien in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung berücksichtigen.” Das mag sein, bedeutet aber längst nicht, dass nur lupenreine Öko-AGs in dem Fonds versammelt sind. Gleich an vierter Stelle rangiert der Öl-Multi Shell mit einem Gesamtgewicht von 3,4% im Fonds.
Der DEKA Nachhaltigkeit Aktien CF-Fonds verspricht sogar, “nur” in Wertpapiere zu investieren, “die nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit” ausgewählt wurden. Nicht investiert würde in Unternehmen, die beispielsweise gegen Menschenrechte verstoßen, Arbeitsrechte missachten oder Kinderarbeit und Korruption befördern. Einige Branchen und damit eine Reihe kontroverser Firmen schließt der Fonds tatsächlich von vornherein aus - darunter etwa Rüstungsunternehmen sowie Tabak- und Alkoholproduzenten. Doch finden sich eben nicht nur in geächteten Branchen “sündhafte” Unternehmen, was gewissenhaften Anlegern auf die Füße fallen kann. Denn um die akzeptierten Branchen zu filtern, wendet der Deka Fonds das umstrittene Best-in-Class-Verfahren an: Wer nachhaltiger ist als die Branchenkollegen, kommt in den Fonds. Und so stecken darin eben auch Unternehmen wie Pepsi, einer der größten Treibhausgasemittenten der Welt, der dazu schon mehrmals wegen Arbeitsrechtsverletzungen in der Kritik stand. Zuletzt entfielen 0,71% des gesamten Fondsvermögens auf das Getränkeunternehmen.
Zu knapp 10% investiert der Aktienfonds “Nachhaltigkeit-Europa” von der Raiffeisen Kapitalgesellschaft das Geld seiner Anleger in kontroverse Unternehmen. Der Ansicht ist zumindest die Organisation Facing Finance. In ihrer Datenbank “Faire Fonds” schlüsselt die NGO für Anlegerinnen den Inhalt von mehr als 4.000 Fonds auf, um zu zeigen, an welchen umstrittenen Unternehmen diese jeweils beteiligt sind. Beim Raiffeisen Fonds, der die enthaltenen Unternehmen ebenfalls nach dem Best-in-Class-Verhalten filtert und dabei hauseigene Standards anwendet, sind das laut Facing Finance Firmen wie der französische Gasehersteller Air Liquide, der sich zwar zur CO2-Reduktion bekannt hat, die Klimaziele von 2025 laut Facing Finance aber dennoch verfehlen wird. Auf der schwarzen Liste steht auch der Halbleiter-Hersteller Infineon, dem in der Vergangenheit Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen gegenüber Fabrikarbeitern vorgeworfen wurde. Außerdem Firmen wie Adidas und andere westliche Modemarken, die wegen ihrer Baumwoll-Lieferungen aus der westchinesischen Region Xinjiang in der Kritik stehen. Auch die Autobauer Volkswagen und Tesla gelten für die NGO als “schmutzige” Unternehmen.
Die Maßstäbe von NGOs sind nicht allgemeingültig
Ist das überzogen? Oder genau richtig? Sind die Ausschlusskriterien von Facing Finance vielleicht sogar noch zu lax? Solche Fragen muss jeder Anleger und jede Anlegerin für sich beantworten. Sich blind auf die Bewertungen unabhängiger Institutionen zu verlassen, wäre nämlich ebenso fatal, wie sich von den Marketingversprechen der Anbieter blenden zu lassen. Denn auch deren Bewertungen und Einschätzungen können lediglich eine Orientierungshilfe für Anlegerinnen und Anleger sein, sie passen aber keinesfalls zu den individuellen Vorstellungen jedes Einzelnen.
Der Verein Forum Nachhaltige Geldanlage e.V., der seit einigen Jahren das hauseigenene FNG Siegel als Qualitätsstandard für Investmentfonds vergibt und dabei ebenfalls eigene Standards und Bewertungsmethoden heranzieht, macht das sogar selbst auf seiner Website deutlich: Die Nachhaltigkeitsprofile seien “als Orientierungshilfe konzipiert und kein Ersatz für eine eigenständige Analyse”, heißt es dort.
Wird mit der Taxonomie alles besser?
Diese eigenständige Analyse wird auch die von der EU geplante Taxonomie nicht ersetzen können. Denn auch wenn kommendes Jahr für jeden Anbieter von ESG-Produkten die gleichen Standards gelten werden, heißt das noch lange nicht, dass damit jeder gewissenhafte Anleger bekommt, was er sich wünscht. Auch wenn es häufig so klingt. Ziemlich klar wurde das durch die jüngste Debatte um Erdgas- und Atomkraft-Unternehmen. Die EU-Kommission hat die Branchen zuletzt offiziell als “nachhaltig” deklariert - für einen großen Teil der europäischen Bevölkerung sind sie das allerdings ganz und gar nicht. Noch dazu werden immer wieder Ereignisse die Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit verschieben. So wie im März, kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs, als plötzlich die Idee publik wurde, Rüstungsfirmen unter den Schirm der Nachhaltigkeit zu stellen. Die Waffenbauer lieferten nun eben wichtige Dienste im Kampf für den europäischen Frieden und die Verteidigung liberaler Werte, argumentierte die Waffenlobby.
“In einer idealen Welt würde der Begriff ESG verschwinden”
Es bleibt abzuwarten, was aus den Greenwashing-Vorwürfen gegen die DWS wird. Vielleicht hat der Fondsanbieter tatsächlich Fehler gemacht, möglicherweise werden sich die Anschuldigungen aber auch als unberechtigt herausstellt. Fakt ist: Gewissenhafte Investoren werden sich immer selbst informieren und eine eigene Meinung bilden müssen, wenn sie das mit dem grünen Anlegen wirklich ernst meinen - ganz unabhängig von Skandalen und Greenwashing-Vorfällen. Denn der ESG-Markt wird weiter wachsen und es werden immer mehr Produkte mit dem Kürzel ESG im Namen auf den Markt kommen. Ob wir in ein paar Jahrzehnten überhaupt noch die drei Buchstaben verwenden werden? Einige Vertreter aus der Finanzbranche wünschen sich jedenfalls schon seine Abschaffung herbei. So zum Beispiel Ian Simm, Vorstandsvorsitzender des Vermögensverwalters Impax Asset Management, den die Financial Times vor Kurzem für einen Artikel interviewt hat. Die Leute müssten sich im Klaren darüber sein, was sie wollen, wenn sie das Kürzel ESG benutzen, sagte er der Zeitung. In einer idealen Welt aber würde der Begriff verschwinden.
Kommentare (3)
B
Bernd Schmidt
sagt am 10. Juni 2022
In einem Interview habe ich letztens ein sehr interessantes Argument gehört. Demnach wäre es eigentlich nötig gerade den Industrieunternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen, die aktuell noch "dreckig" sind und zur Umstellung ihrer Herstellungsprozesse auf klimafreundlichere Verfahren Geld benötigen. Gerade solchen Unternehmen wird durch ESG, Best in Class und SRI der Zugang zum nötigen Kapital aber erschwert. Folgt man diesem Argument, ist "Grünes Investieren" sogar umweltschädlich.
C
Christof Schmidt
sagt am 10. Juni 2022
Der Kommentar von Bernd Schmidt ist für mich sehr interessant . Ich würde gerne solchen Unternehmen Geld zur Verfügung stellen, die ihr dreckiges Image auf umweltfreundlich umstellen wollen. Wer kann mir das vermitteln?
D
David Buschendorf
sagt am 15. Juni 2022
Wieso wird solchen Unternehmen der Zugang zu Kapital erschwert? Dadurch, dass solche Unternehmen Teil eines Investmentfonds sind, resultiert nicht, dass ihnen dadurch Geld zufließt. Die gekauften Aktien waren vorher schon da und haben lediglich den Besitzer gewechselt. Der finanzielle Erlös durch die Herausgabe der Aktien ist diesen Unternehmen bereits zugeflossen. Es hindert diese Unternehmen niemand daran, sich frisches Fremd- bzw. Eigenkapital zu verschaffen, welches sie dann dafür aufwenden, grüner und sauberer zu werden.
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