
Steuern in Deutschland: Diese Abgaben musst du kennen
Viele Menschen in Deutschland haben das Gefühl, besonders stark von Steuern belastet zu sein. In einer OECD-Auswertung zur Abgabenquote liegt die Bundesrepublik im Vergleich mit anderen Industriestaaten auf Platz 12 von 36. Um zu verstehen, woher das Gefühl der hohen Steuerlast kommt, schauen wir uns in diesem Artikel die wichtigsten Abgaben an – und wie hoch sie wirklich ausfallen.
Einkommensteuer: Je mehr du verdienst, desto mehr zahlst du
1️⃣ Lohnsteuer als monatliche Vorauszahlung
Die Lohnsteuer ist vermutlich die Steuer, die du am deutlichsten spürst. Sie wird monatlich direkt von deinem Gehalt abgezogen. Wie hoch der Anteil ausfällt, den du an den Staat abgeben musst, hängt damit zusammen, wie viel du verdienst. Die Lohnsteuer ist eine progressive Steuer – wer mehr verdient, zahlt prozentual mehr. Der Spitzensteuersatz liegt bei 42%. Das bedeutet: Ab einem Einkommen von mehr als 68.480 Euro (Stand 2025) wird jeder weitere Euro mit diesem Satz versteuert. Menschen, die im Jahr mehr als 277.825 Euro (Stand 2025) verdienen, müssen darauf den Höchststeuersatz von 45% zahlen.
Für Spitzenverdiener kommt noch der Solidaritätszuschlag hinzu. 90% der Steuerzahler betrifft das seit 2021 allerdings nicht mehr. Wer katholisch oder evangelisch ist, zahlt zusätzlich noch Kirchensteuer in Höhe von 8% der Lohnsteuer (in Baden-Württemberg und Bayern) oder 9% (in allen anderen Bundesländern).
2️⃣ Kapitalertragsteuer auf deine Investments
Wenn du Kursgewinne realisierst oder Dividenden bekommst, musst du in Deutschland Kapitalertragsteuer zahlen. Zusammen mit dem Soli und der Kirchensteuer ergibt sich ein Steuersatz von 26% Steuern. Bei Aktien-ETFs profitierst du von einer Teilfreistellung und zahlst deshalb nur etwa 18,5% Kapitalertragsteuer auf deine Gewinne.
3️⃣ Was du von der Steuer absetzen kannst
Die gute Nachricht: Du kannst einiges von deiner Einkommensteuer absetzen und damit Geld zurückbekommen. Dazu gehören:
- Werbungskosten: Ausgaben, die nötig waren, um deine Einnahmen zu generieren (Arbeitsweg, Fachliteratur, Bewerbungskosten etc.)
- Kirchensteuer
- Krankheitskosten (ab einer bestimmten Höhe, wenn sie ärztlich verschrieben sind)
- Haushaltsnahe Dienstleistungen
Wichtig zu verstehen: Wenn du etwas von der Steuer absetzt, bekommst du den Betrag nicht einfach zurückerstattet. Stattdessen wird die Summe von deinem zu versteuernden Einkommen abgezogen, wodurch dein Einkommensteuersatz sinken kann. Wenn du am Ende des Jahres mehr Lohnsteuer gezahlt hast als nötig, bekommst du die Differenz mit einer Steuererklärung zurück.
Sozialabgaben: Nur bis zur Bemessungsgrenze
Neben der Lohnsteuer fallen Sozialabgaben für Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung an. Diese Abgaben sind nicht progressiv gestaltet, alle zahlen den gleichen Prozentsatz, rund 20% des Bruttolohns. Allerdings gilt das nur für Einkommen bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze. Ab einem Jahreseinkommen von 66.150 Euro steigt der Beitrag für die Krankenversicherung nicht weiter. Die Grenze für die Renten- und Arbeitslosenversicherung liegt bei 96.600 Euro pro Jahr.
Im Schnitt geben Menschen mit geringen und mittleren Einkommen so einen größeren Prozentsatz ihres Gehalts für Sozialabgaben aus.
Beiträge zur Basiskranken- und Pflegeversicherung kannst du aber in voller Höhe von der Steuer absetzen und so deine Steuerlast etwas senken.
Umsatzsteuer: Die Steuer, die in allem steckt
1️⃣ Indirekte Steuer im Alltag
Die Umsatzsteuer (umgangssprachlich oft Mehrwertsteuer genannt) ist eine indirekte Steuer, die du bei fast jedem Einkauf zahlst. Sie beträgt in der Regel:
- 19% auf die meisten Waren und Dienstleistungen
- 7% auf Grundnahrungsmittel, Kultur- und Sportangebote und einige andere Produkte
Eine wirklich schlüssige Logik gibt es bei der Einteilung der Produkte nicht: So werden frische Trüffel mit dem ermäßigten Satz besteuert, während bei Hafermilch mit 19% fällig werden. In der Gastronomie ist es noch komplizierter: Isst du Pommes im Restaurant, zahlst du 19%, beim Stehimbiss dagegen nur 7% – es sei denn, du bekommst sie auf einem Porzellanteller serviert, dann gilt auch hier der reguläre Satz.
2️⃣ Wie hoch ist deine monatliche Belastung?
Das hängt sehr stark von deinem Konsumverhalten ab. Wenn du bei einem Nettoeinkommen von etwa 2.600€, 800€ Miete zahlst und 400€ sparst, bleiben 1.400€ für Konsum übrig. Unter der Annahme, dass 90% der konsumierten Produkte unter den regulären Umsatzsteuersatz fallen, stecken in den 1.400€ etwa 250€ Steuer.
Anders als bei der Einkommensteuer gibt es für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger keine Möglichkeit, sich die Umsatzsteuer in irgendeiner Weise zurückerstatten zu lassen.
Verbrauchsteuern: Die versteckten Abgaben
Auf bestimmte Konsumgüter zahlst du zusätzlich zur Umsatzsteuer noch spezielle Verbrauchsteuern:
- Genussmittel: Kaffee (2,19 € pro kg), Alkohol (13,3€ pro Liter), Schaumwein (1,02€ pro 0,75-Liter-Flasche), Tabak (z.B. 11,7 Cent pro Zigarette)
- Energie: Strom (2,05 ct/kWh), Erdgas (0,55 ct/kWh)
- Kraftstoffe: Benzin (65,45 Cent/Liter) und Diesel (47,04 Cent/Liter)
Zu den Steuern auf Energie und Kraftstoff kommt häufig noch die CO₂-Steuer dazu. Je nach energetischem Zustand der Immobilie muss hier der Eigentümer einen Anteil der Steuer an den Heizkosten übernehmen.
Anders als die Einkommensteuer sind Verbrauchsteuern degressiv: Sie belasten Menschen mit geringerem Einkommen prozentual stärker, da diese einen größeren Teil ihres Einkommens für den täglichen Konsum ausgeben müssen.
Fazit: Wer zahlt wie viel?
Je nach Einkommenshöhe sieht die steuerliche Belastung sehr unterschiedlich aus:
- Geringverdiener werden prozentual stärker durch Sozial-, Umsatz- und Verbrauchsteuern belastet
- Gutverdiener zahlen prozentual mehr Einkommensteuer
Zurückholen kannst du dir als Privatperson hauptsächlich Teile der Einkommensteuer durch eine gut gemachte Steuererklärung. Die anderen Abgaben kannst du gar nicht oder nur durch geringeren Konsum beeinflussen.
Interessant zu wissen: Die wichtigsten Einnahmequellen des deutschen Staates sind die Einkommensteuer, gefolgt von der Umsatzsteuer. Eine Vermögensteuer gibt es in Deutschland seit mehr als 25 Jahren nicht mehr.
Möchtest du wissen, wie viel Steuern du mit deinem individuellen Einkommen zahlst oder welche Posten du in deiner Steuererklärung absetzen kannst? Nutze unseren Einkommensteuer-Rechner oder informiere dich in unseren detaillierten Beiträgen zum Thema Steuererklärung und Steueroptimierung.
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