Investieren in Value- und Growth-Aktien: Substanz vs. Wachstum

David Eggert
David Eggert
Stand: 30. August 2023
Die meisten Aktien lassen sich in die Kategorien Substanzwert und Wachstum einordnen. Dazu passend gibt es Investmentphilosophien, die vorwiegend in eine der beiden Aktienarten investieren. Aber worin bestehen die Unterschiede genau? Ergibt die Unterteilung Sinn? Und sollte ich lieber in Value- oder Growth-Aktien investieren?

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Was du wissen solltest
  • Häufig werden Aktien in die Kategorien Value (Substanzwert) und Growth (Wachstum) eingeteilt.
  • Diese Kategorien sind nicht unumstritten und komplett feststehend – Unternehmen können von einer in die andere Kategorie wechseln.
  • Growth-Aktien zeichnen sich beispielsweise durch hohes Wachstum, niedrige Dividenden oder niedrige Gewinne aus, während Value-Aktien tendenziell niedriges Wachstum, hohe Dividenden und hohe Cashflows aufweisen.
  • Während Value Investing versucht, in unterbewertete Unternehmen anzulegen, in der Hoffnung, dass ihre Kurse zukünftig steigen, möchten Growth-Investoren Wachstumsbranchen identifizieren und sie ins Portfolio holen.

Zwei Arten von Unternehmen

Die meisten an der Börse gehandelten Unternehmen lassen sich grob als Growth- (Wachstumsaktien) oder Valueaktien (Substanzwerte) einordnen, wobei eine Zuordnung nicht immer eindeutig getroffen werden kann. Die meisten bekannten Unternehmen aus Indizes wie dem Nasdaq gelten in der Regel als Growth-Aktien.

Solche Aktien erhalten insbesondere in wirtschaftlichen Boomzeiten viel mediale Aufmerksamkeit, was die Beliebtheit bei Investoren verstärken kann (aufgrund des „Glamour-Faktors“). Viele Wachstumswerte stammen aus der Technologiebranche, wie Apple, Alphabet, Amazon, Meta oder SAP. Aber auch Unternehmen anderer Branchen können der Growth-Kategorie zugeordnet werden, z. B. Nestlé, Roche oder Walt Disney.

Value-Aktien hingegen haben im Vergleich zum Gesamtmarkt ein geringeres Wachstum und sind als Investment weniger glamourös. Das liegt daran, dass Substanzwerte vorwiegend den klassischen Branchen wie Automobil, Finanzen oder Stahl zugeordnet werden können. Die größten Value-Unternehmen des weltweiten Aktienindex MSCI World sind Verizon, General Electric, Exxon Mobile, Microsoft oder J.P. Morgan.

Auch wenn die Unterscheidung zwischen Growth und Value – wie wir in den nächsten Abschnitten lernen werden – auch auf betriebswirtschaftlichen Kennzahlen beruhen, sind die Gegensätze nicht in Stein gemeißelt, sondern unterliegen dem stetigen Wandel des Marktes und der Unternehmen. Dementsprechend ist es möglich, dass ein Unternehmen ein Grenzfall ist und sich Experten darüber streiten, welcher Gruppe es zugeordnet werden sollte. Auch können Unternehmen von einer Kategorie in die andere wechseln, wenn sich das Unternehmen verändert – häufig von Growth zu Value, wenn sich ein Unternehmen am Markt etabliert.

Was sind Value-Aktien?

Schauen wir uns nun die Eigenschaften von Value-Aktien an. Die Umsätze von Substanzwerten wachsen nicht so stark wie die des Marktdurchschnitts. Investoren sehen bei Value-Unternehmen zukünftig keine großen Gewinnsprünge. Als Folge davon weisen Value-Unternehmen oft ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf. Dies liegt zum einen am niedrigen Kursniveau, zum anderen an den höheren Gewinnen.

Das Geschäftsmodell ist meist solide und bewährt, weshalb die Gewinne relativ konstant und nur geringen Schwankungen unterworfen sind. Für die Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit sind zudem in der Regel keine hohen Investitionen in das Anlagevermögen nötig.

Das alles sind Gründe, warum die Dividendenrendite bei Value-Unternehmen größtenteils höher liegt als bei Wachstumsunternehmen. Es wird nicht so viel Kapital in naher Zukunft benötigt, weshalb Gewinne in Form von Dividenden eher ausgeschüttet anstatt in das Geschäft reinvestiert werden.

Hier einige wichtige Aspekte von Value-Aktien auf einen Blick:

  • Geringes Wachstum

  • Niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis

  • Hohe Gewinne/Cashflows

  • Niedrige Investitionen

  • Hohe Dividendenrendite

Was sind Growth-Aktien?

Die dominanteste Eigenschaft von Growth-Unternehmen ist hingegen ihr Wachstum, das oberhalb des Marktdurchschnitts liegt. Aufgrund regelmäßiger Berichterstattung in den Medien besitzen sie ein starkes Prestige. Da Growth-Aktien bei Investoren sehr beliebt sind und von steigenden Gewinnen ausgegangen wird, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in der Regel hoch.

Dies liegt zum einen an einem tendenziell höheren Aktienkurs, zum anderen an den aktuell noch niedrigen Gewinnen. Growth-Unternehmen investieren sehr viel Kapital in ihr Wachstum, wodurch die aktuellen Gewinne eher gering ausfallen. Aus demselben Grund ist die Dividendenrendite bei Wachstumsaktien null oder niedrig. Die Unternehmen nutzen erwirtschaftete Gewinne für Investitionen in die Geschäftstätigkeit, weshalb diese nicht an die Investoren ausgeschüttet werden.

Alphabet (ehemalig Google) hat zum Beispiel noch nie eine Dividende gezahlt. Das Unternehmen begründet diesen Schritt damit, dass innerhalb des Konzerns viel lukrativere Geschäftsmöglichkeiten existieren als außerhalb. Das Geld der Investoren ist daher besser angelegt, wenn es im Unternehmen bleibt, anstatt es als Dividende auszuschütten.

Die wichtigsten Eigenschaften von Growth-Aktien auf einen Blick:

  • Hohes Wachstum

  • Hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis

  • Niedrige Gewinne / Cashflows

  • Hohe Investitionen

  • Niedrige Dividendenrendite

Value und Growth im Vergleich

Schauen wir uns nun noch einmal die wichtigsten Aspekte von Growth- und Valueaktien im Vergleich an.

EigenschaftValueGrowth
Wachstumniedrighoch
Prestigeniedrig bis mittelhoch
Dividendehochniedrig
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)niedrighoch
Cashflowhochniedrig

Value vs. Growth Investing 

Über die Bestimmungen der Eigenschaften von Value- und Growth-Aktien hinaus, gibt es zwei Investmentansätze, die sich jeweils auf Growth- oder Value-Werte fokussieren und von verschiedenen Grundannahmen ausgehen, mit dem Ziel, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen.

Die Strategie der Wachstums-Anleger lässt sich mit folgendem Satz umschreiben: „Ich kaufe einen Dollar für den Preis von einem Dollar und hoffe, dass dieser in naher Zukunft zwei Dollar wert sein wird.“ Growth-Investoren versuchen oftmals, Unternehmen aus Branchen in ihr Portfolio zu holen, die sie als zukunftsträchtige Branchen identifiziert haben. Sie versuchen, vom Wachstum bestimmter Branchen zu profitieren und damit dauerhaft mehr Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen. 

Value-Investoren hingegen analysieren Unternehmen nach ihren betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und versuchen, diejenigen Value-Unternehmen ins Portfolio zu holen, die sie als „unterbewertet“ verstehen, die aber langfristig wieder im Wert steigen sollen. Die Idee dahinter könnte man mit dem folgenden Satz umschreiben: „Ich kaufe einen Dollar für einen Preis von 50 Cent und hoffe, dass der Preis in naher Zukunft wieder auf einen Dollar steigt.“

Unabhängig davon, ob du lieber in Value oder Growth Aktien oder ETFs investierst, benötigst du zum Investieren ein Depot. Mit unserem Depot-Vergleich findest du das beste Depot für deine persönlichen Bedürfnisse. Unser ETF-Sparplan-Vergleich zeigt dir zudem die besten ETF-Sparplan-Angebote.

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Warren Buffett
Einer der bekanntesten Vertreter des Value Investings ist Investor und Milliardär Warren Buffett. Mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hat er ein Investmentimperium aufgebaut, das ganz darauf beruht, durch Beteiligungen an unterbewerteten Value-Unternehmen gute Renditen zu erwirtschaften. Mehr über ihn findest du in unserem Ratgeber „Investieren wie Warren Buffett“.

Am besten beides im Portfolio haben

Für Wertpapieranleger stellt sich die Frage, welche dieser Strategien sie für ihr Aktienportfolio verfolgen sollen – welche ihnen höhere Renditen einbringt. Die Vertreter beider Richtungen können Untersuchungen anbringen, die die Überlegenheit ihrer Strategie vermeintlich bestätigt.

Wer sich für eine der beiden Strategien entscheiden möchte, kann dies nach persönlicher Vorliebe tun und etwa das eigene Interesse an zukunftsträchtigen Branchen oder an Fundamentalanalysen von Unternehmen nutzen. Anleger, die nur wenig Zeit für die Analyse und Auswahl von Aktien aufbringen möchten oder können, können sich mithilfe von Indexfonds ein Growth- oder Value-Portfolio aufbauen.

Aber es gibt auch eine dritte Option, die sich Aktien aus beiden Kategorien ins Portfolio holt. Gemeint ist das global gestreute, passive Anlegen mit ETFs, wie wir es in unserem ETF-Handbuch beschreiben. Die Diversifikation über verschiedenste Aktien bei langfristiger Geldanlage ist hierbei das Fundament des langfristigen Renditeerfolgs. Als Zusatz zu diesem passiven Investment bietet sich das sogenannte Factor Investing an, bei dem verschiedene, evidenzbasierte Faktoren (wie Filter) im Portfolio übergewichtet werden, um langfristig eine Mehrrendite im Vergleich zum Markt zu erzielen. Einer der möglichen Faktoren ist hierbei „Value“, bei dem Value-Aktien übergewichtet werden.

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Häufig gestellte Fragen

Was sind Value- und Growth-Aktien?

Was sind typische Value-Aktien?

Was sind Growth-Aktien Beispiele?

Wie finde ich Value-Aktien?