Konto für Selbständige eröffnen

Was ist ein Geschäftskonto für Selbstständige genau? Was unterscheidet Freiberufler von anderen Selbstständigen und was sollten die einzelnen Gruppen bei der Auswahl eines Geschäftskontos beachten? Nachfolgend erfährst du die wichtigsten Antworten.

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Was du wissen solltest
  • Du benötigst nicht zwingend ein Geschäftskonto als Selbstständiger, Freiberufler oder Gewerbetreibender.
  • Es ist ratsam, geschäftliche und private Finanzen klar zu trennen.
  • Gibt es mehrere Gesellschafter, kannst du über ein sogenanntes Oder-Konto nachdenken.

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So gehst du vor
  • Vergleiche die verschiedenen Angebote.
  • Eröffne dein Geschäftskonto online oder persönlich in der Filiale.
  • Achte genau auf mögliche Zusatzkosten für Leistungen, die deinem persönlichen Bedarf entsprechen.

Selbstständige, Freiberufler und Gewerbetreibende – was unterscheidet die Gruppen?

Bei der Wahl eines passenden Geschäftskontos für Selbstständige solltest du vorher immer klären, wie dein Berufsstand genau bezeichnet wird. Aus diesem Grund findest du nun die einzelnen Gruppen genauer erklärt:

Selbstständige: Der Sammelbegriff

Selbstständigkeit beschreibt im beruflichen Sinne die Abgrenzung zu einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Jeder, der einer Erwerbsarbeit nachgeht und sich nicht in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis befindet, gilt als Selbstständiger. Die Beschreibung trifft also auf den freischaffenden Künstler ebenso zu wie auf den Eigentümer eines Online-Shops. 

Gewerbetreibende: Der größte Teil der Selbstständigen

Gewerbetreibende stellen einen Großteil der selbstständig Tätigen in Deutschland. Ein Gewerbebetrieb definiert sich dadurch, dass der Eigentümer durch seine Tätigkeit dauerhaft Gewinne erzielen möchte und dabei selbstständig arbeitet. Es gibt mit der Land- und Forstwirtschaft, den freien Berufen sowie künstlerischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten lediglich 3 Ausnahmen.

Freiberufler: Die größte Gruppe der Ausnahmen

Freiberufler sind alle, die selbstständig einer Erwerbsarbeit nachgehen, die zu den sogenannten freien Berufen gehört. In §18 Absatz 1 Einkommensteuergesetz (EstG) werden folgende Berufe als Beispiele genannt:

  • Ärzte, Zahnärzte, Krankengymnasten, Heilpraktiker und Tierärzte

  • Rechtsanwälte, Patentanwälte und Notare

  • Ingenieure und Vermessungsingenieure

  • Architekten

  • Wirtschaftsprüfer, Buchprüfer, beratende Volks- und Betriebswirte sowie Steuerberater

  • Handelschemiker

  • Dolmetscher und Übersetzer

  • Journalisten und Bildberichterstatter

Darüber hinaus wird von ähnlichen Berufen gesprochen, die ebenfalls dazu gehören. Wer einer besonders hochwertigen Dienstleistung mit Anforderungen wie besonderer beruflicher Qualifikation, höherer Bildung oder schöpferischer Begabung nachgeht, gehört wahrscheinlich zu den freien Berufen.

Die größte Besonderheit von Freiberuflern in Bezug auf ein Geschäftskonto liegt darin, dass diese Gruppe nicht zwingend ein Firmenkonto in Anspruch nehmen muss. Es gibt auch spezielle Girokonten für Freiberufler, die ähnlich günstig ausfallen wie Privatgirokonten und trotzdem viele Möglichkeiten bieten.

Privatkonto vs. Geschäftskonto: Wo liegen die Unterschiede?

Banken teilen ihre Kunden grundsätzlich nur in zwei große Gruppen ein. Auf der einen Seite die Privatkunden und auf der anderen die Geschäftskunden. Freiberufler werden von den meisten Banken dabei den Geschäftskunden zugeordnet. Während Privatkunden ein herkömmliches privates Girokonto in Anspruch nehmen, bieten Banken für Geschäftskunden spezielle Geschäftskonten an, die auch als Firmenkonten bezeichnet werden.

Freiberufler können auch ihr Privatkonto für geschäftliche Zwecke nutzen

Grundsätzlich gibt es keine rechtliche Vorgabe, dass du als Freiberufler ein Geschäftskonto für Selbstständige eröffnen musst. Du könntest theoretisch auch einfach dein privates Girokonto für die geschäftlichen Transaktionen nutzen. Dies ist immer dann unproblematisch, wenn sowieso nur eine geringe Anzahl an Buchungen ansteht. 

Sollten geschäftliche Buchungen auf dem Privatkonto allerdings ein gewisses Level überschreiten, drängt die Bank im Normalfall zur Eröffnung eines Firmenkontos. Darüber hinaus sind Privatgirokonten speziell für Freiberufler gar nicht so einfach zu finden.

Die Unterschiede im Überblick

In der folgenden Tabelle werden die Unterschiede zwischen Privatkonten und Geschäftskonten noch einmal übersichtlich präsentiert:

PrivatkontoGeschäftskonto
KontoführungsgebührMeistens kostenlos oder geringe GebührBeträge von 5 bis 30 € pro Monat sind normal
Gebühren für BuchungenBuchungen sind häufig kostenfrei oder werden per Flatrate abgerechnetJe nach Kontomodell mehr oder weniger hohe Kosten pro Buchung
DispokreditBei entsprechender Bonität einfach zu bekommenBonität muss durch zahlreiche Dokumente nachgewiesen werden
ZusatzleistungenKostenfreie Basis-Kreditkarten und RabatteOnline-Bezahldienste für Kunden, Einrichtung von Lastschriftverfahren, Schnittstellen zu Buchhaltungssoftware, günstige Business-Kreditkarten
Tabelle 1: Unterschiede zwischen Geschäftskonten und Privatkonten

Neben den oben genannten Unterschieden besteht bei einem Geschäftskonto zudem die Möglichkeit, es über den Namen der Firma laufen zu lassen. Ferner können mehrere Kontobevollmächtigte eingetragen werden, falls dies für das eigene Unternehmen erforderlich ist. 

Privatkonten sind günstiger: Eine sinnvolle Alternative für Selbstständige?

Da ein privates Girokonto deutlich günstigere Konditionen mit sich bringt als klassische Firmenkonten, drängt es sich als günstige Alternative geradezu auf. Doch wie oben bereits erklärt, sehen Banken die private Nutzung nicht gerne. Einige Finanzinstitute schließen diese sogar aus. Darüber hinaus gibt es noch weitere Argumente für ein Firmenkonto oder zumindest ein zweites separates Girokonto:

Trennung der Ausgaben: Für die Buchhaltung eigentlich unabdingbar

Das wichtigste Argument für ein separates Geschäftskonto besteht in der Möglichkeit, geschäftliche und private Buchungen zu trennen. So lässt sich die Buchhaltung vereinfachen. Schließlich musst du mit einem separaten Konto nicht erst mühsam alle geschäftlichen Umsätze aus deinem privaten Konto ziehen, sondern hast alle Geschäftsvorfälle gesammelt im Blick. Auch wird so die Arbeit für den Steuerberater vereinfacht, was wiederum Zeit und auch Geld spart.

Persönliche Finanzplanung optimieren

Auch die persönliche Finanzplanung lässt sich durch ein separates Konto deutlich verbessern. Bei gemischten Kontoumsätzen kannst du nur schwer überblicken, welche Geldbeträge für geschäftliche Zwecke benötigt werden und was tatsächlich zur freien Verfügung steht. Dabei kann es passieren, dass zu hohe private Ausgaben für böse finanzielle Überraschungen sorgen, ohne das sich dies leicht erkennen ließe. Mit einem Geschäftskonto kannst du diese Problematik umgehen: Du überweist jeden Monat dein privates Budget auf ein normales Girokonto.

Geschäftskonten für Selbstständige bringen zusätzliche Services mit sich

Auch eventuelle Zusatzleistungen von Geschäftskonten sprechen dafür, diese Option ernsthaft in Erwägung zu ziehen. So kannst du deinen Kunden einfachere Zahlungsmöglichkeiten wie das Lastschriftverfahren oder spezielle Online-Zahldienste anbieten. Auch die Schnittstellen zu Buchhaltungsprogrammen sind praktisch, um die Buchhaltung weiter zu vereinfachen. So lassen sich alle Daten direkt an den Steuerberater oder die eigene Buchhaltungssoftware senden, die im Idealfall sogar automatisch alles richtig bucht.

Girokonten für Freiberufler als Sonderfall: Wo liegen die Unterschiede zu einem Firmenkonto?

Freiberufler haben wie bereits erklärt einen gewissen Sonderstatus und müssen nicht zwingend ein Firmenkonto eröffnen. Trotzdem ist es aus den oben genannten Gründen sinnvoll, sich ein separates Konto für die geschäftlichen Transaktionen zuzulegen. 

Einige Banken stellen heute spezielle Girokonten für Freiberufler zur Verfügung, die wie private Girokonten funktionieren. Auch die Konditionen sind ähnlich und damit deutlich günstiger als ein klassisches Firmenkonto. So lässt sich im Idealfall sogar ein Girokonto für Freiberufler nutzen, welches keine Kontoführungsgebühren oder Gebühren für Buchungen mit sich bringt. Auch ein Dispokredit ist oftmals bereits direkt nach der Eröffnung im geringen Rahmen zu bekommen.

Doch Achtung: Spezielle Girokonten für Freiberufler sind eher selten und du solltest die Konditionen vorher genau prüfen.

Konto bei einer Onlinebank – ist das für jeden Freiberufler und Selbstständigen zu empfehlen?

Girokonten und Geschäftskonten bei Onlinebanken bieten oft besonders attraktive Konditionen. Dies liegt an der Tatsache, dass Onlinebanken auf teure Filialnetze verzichten und somit eine deutlich schmalere Kostenstruktur aufweisen. Doch als Freiberufler oder Selbstständiger ist ein Online Geschäftskonto nicht immer die beste Wahl. Es gibt durchaus Fälle, in denen die Filialbank vorzuziehen ist:

Barumsätze sind bei Onlinekonten ein echtes Problem

Wenn dein Geschäft viele Barumsätze hervorbringt, sollten diese auch auf das Geschäftskonto eingezahlt werden. Doch gerade bei Online-Banken ohne Filialnetz entwickelt sich dies zur Herausforderung. Es gibt zwar auch hier Lösungen, jedoch sind diese im Normalfall umständlich oder teuer. Einige Direktbanken bieten einen Abholservice für Bargeld. Jedoch lohnt sich dieser aufgrund der Gebühren nur bei größeren Summen. Auch die Einzahlung bei einer als Kooperationspartner fungierenden Bank ist oft nicht günstig. 

Förderkredite als weitere Hürde

Gründer und auch fortgeschrittene Unternehmen können heute von attraktiven Förderungen profitieren. Doch entsprechende Förderdarlehen werden in einem persönlichen Gespräch über die Hausbank beantragt. Das funktioniert bei Onlinebanken im Regelfall nicht. Zwar gibt es durchaus Anbieter, die sich auf Förderkredite spezialisiert haben, doch sind diese nicht immer leicht zu finden. 

Geschäftskonto eröffnen – was ist dabei zu beachten?

Das Geschäftskonto ist für Selbstständige eine Art finanzielle Schaltzentrale. Aus diesem Grund solltest du bei der Kontoauswahl verschiedene Aspekte beachten:

Freiberufler, Gewerbebetrieb oder Kapitalgesellschaft – die Unternehmensform ist wichtig

Zunächst spielt die gewählte Unternehmensform eine Rolle. Wie bereits erklärt, können Freiberufler oft auch ein zweites separates Girokonto für Freiberufler nutzen, um ihre geschäftlichen Buchungen zu erledigen. Kapitalgesellschaften benötigen hingegen ein eigenes Firmenkonto. Und auch für Gewerbetreibende ist ein echtes Geschäftskonto die richtige Wahl.

Kostenloses Geschäftskonto oder Premium-Modell?

Ein kostenloses Geschäftskonto ist eine interessante Option und finanziell sinnvoll. Doch solltest du auch immer die Leistungen im Blick behalten. Nicht wenige Banken stellen Premium-Modelle mit attraktiven Zusatzleistungen zur Verfügung. So wissen Kunden bequeme und einfache Online-Zahlungsmethoden zu schätzen und auch eine Buchhaltungs-App oder eine passende Schnittstelle erleichtern die tägliche Arbeit. Deshalb gilt: Vergleiche die Anbieter und wähle das Geschäftskonto mit dem aus deiner Sicht besten Preis-Leistungsverhältnis!

Mit und ohne Beleg: Die Kosten für Buchungen als Entscheidungskriterium

Auch die Kosten für einzelne Buchungen sollten bei der Kontoauswahl eine wichtige Rolle spielen. Dies wird umso wichtiger, je mehr Buchungen pro Monat anfallen. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Kontomodelle vor allem in Bezug auf die Grundgebühr und Kosten pro Buchung. Hierbei gilt: Fallen viele Buchungen an, ist ein Konto mit höherer Grundgebühr und dafür kostenfreien oder sehr kostengünstigen Buchungen sinnvoll. Bei einem geringen Buchungsaufkommen ist es hingegen lohnender, eher die Grundgebühr zu sparen und etwas höhere Kosten pro Buchung in Kauf zu nehmen. Im Idealfall kosten Buchungen überhaupt nichts, jedoch ist dies meist nur bei Girokonten für Freiberufler der Fall.

Benötige ich Bareinzahlungen oder reicht ein Onlinekonto?

An diesem Punkt lässt sich gut erkennen, wie wichtig es im Vorhinein ist, den eigenen Bedarf festzulegen. Wenn Bargeldeinzahlungen eine wichtige Rolle für dich spielen, scheiden Onlinekonten in vielen Fällen aus. Die Lösungen für Bareinzahlungen sind oft teuer und bringen einen Mehraufwand mit sich.

Sind Dispokredite für mich wichtig?

Eine Kreditlinie hilft dabei, auch bei finanziellen Engpässen nicht in Liquiditätsschwierigkeiten zu geraten. Doch auch hier solltest du als Selbstständiger entscheiden, wie wichtig dir ein solcher Disporahmen ist. Auf Basis dieser Priorisierung fällst du dann die Kontoentscheidung.

Geschäftskonto für Selbstständige: Die Auswahl gut planen

Abschließend lässt sich festhalten, dass ein Geschäftskonto für Selbstständige mehr als nur sinnvoll ist. Auf diesem Weg lassen sich private und geschäftliche Kontoumsätze trennen, was den Überblick deutlich verbessert. Außerdem erleichtert es die Buchhaltung sowie die finanzielle Planung. Bei der Auswahl des Geschäftskontos kommt es auf viele verschiedene Dinge an. Freiberufler genießen hier einen Sonderstatus und können häufig auch auf spezielle Girokonten für Freiberufler zurückgreifen. Ansonsten gilt: Bei der Wahl des Geschäftskonto solltest du vorher festlegen, was du benötigst und deine Auswahl entsprechend tätigen!

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