
Wie viel Geld sollte man bis wann gespart haben?
Investieren mit Ziel vor Augen
Zentral für jeden Vermögensaufbau ist ein klar definiertes Ziel, das durch kleinere Zwischenziele strukturiert sein kann. Dadurch wird es möglich, Sparraten zu formulieren und eventuell an verschiedenen Stellschrauben nachzujustieren: Kann noch mehr gespart werden? Sind die angedachten Spar- und Vermögensziele eventuell zu hoch angesetzt? Wann in meinem Leben werde ich wie viel Vermögen aufgebaut haben?
Ohne ein kalkulierbares und quantifizierbares Ziel ist es schwierig, zu messen, ob man bereits auf einem guten Weg ist. Natürlich wünschen sich viele, ab einem bestimmten Punkt ihres Lebens vermögend zu sein. In diesem Zusammenhang stellt sich für viele jüngere (und auch ältere) Anleger die Frage, was es überhaupt bedeutet, reich oder vermögend zu sein.
Reichtum ist relativ
„Als reich würde ich mich nicht empfinden“, oder: „Ich würde mich zur gehobenen Mittelschicht in Deutschland zählen“. Diese Aussagen zeigen, dass das Empfinden von Reichtum von der subjektiven Perspektive geprägt ist. Allein der verwendete Konjunktiv deutet darauf hin, dass es keinen objektiven Maßstab für Reichtum geben kann. Die Zitate stammen übrigens von Bundesfinanzminister Olaf Scholz und vom CDU-Politiker Friedrich Merz.
Beide würden wohl von den meisten Deutschen als reich oder zumindest sehr wohlhabend kategorisiert werden – Scholz als Beamter der höchsten Besoldungsstufe (Stand 2020) und Merz als Aufsichtsratmitglied mehrerer Unternehmen und Millionär (Stand 2018). Einer der reichsten Menschen der Welt und Amazon-Chef Jeff Bezos hingegen würde vermutlich nur müde mit den Schultern zucken, wenn er mit solchen Summen konfrontiert wäre. Man ist also immer reich im Verhältnis zu jemand anderem – Reichtum ist relativ.
Alter und Vermögensverteilung
Eine häufige Methode zur Bestimmung von Reichtum ist demnach der Vergleich zu anderen. Dies kann zum Beispiel auf der Basis des Vergleichs des Nettovermögens passieren. Allerdings ist ein wichtiger Faktor in der Vermögensverteilung das Alter – Vermögen ist im Hinblick auf die Altersstruktur extrem ungleich verteilt. Junge Menschen besitzen im Vergleich deutlich weniger Vermögen als ältere. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie schlichtweg noch nicht so viel Lebenszeit hatten, ein solches anzuhäufen. Auch die Gehälter steigen meist mit der Erfahrung und damit mit dem Alter.
Deswegen ist es insbesondere als junger Mensch sinnvoll, sein Nettovermögen nicht mit dem Durchschnittswert der Gesamtbevölkerung, sondern mit dem Nettovermögenswert der Altersgruppe zu vergleichen, der man angehört. So gehört ein Haushalt eines Unter-35-Jährigen mit einem Nettovermögen über 200.400€ zum obersten Haushaltsnettovermögens-Perzentil in Deutschland. In der wohlhabendsten Gruppe – der 55-64-Jährigen – liegt das oberste Perzentil bei stolzen 1.061.200€ (der Median dieser Gruppe liegt bei 241.100€).
Vermögensungleichheit sinkt mit dem Alter
Die IW-Studie zeigt: Je älter die Haushalte, desto gleichmäßiger verteilt sich das Vermögen innerhalb der Altersgruppe. Bei jüngeren Haushalten klafft die Schere zwischen den Vermögen weit auseinander: Die Top‑10% Vermögen besitzen ein Zigfaches vom Median (50%-Perzentil). Mit zunehmendem Alter wächst das Medianvermögen bis zum Peak bei 55–64 Jahren (241.100€). Gleichzeitig schrumpft die relative Ungleichheit: In den mittleren Altersgruppen liegt das Verhältnis des 90%‑Perzentils zum Median deutlich niedriger als bei den Jüngsten. Noch anschaulicher zeigt das der Gini-Koeffizient: ein Maß für die Ungleichverteilung in einer Gruppe. Ein Gini-Koeffizient von 0 entspricht einer exakten Gleichverteilung, während ein Gini-Koeffizient von 1 einer vollkommenen Ungleichverteilung entspricht.
Altersgruppe | Gini-Koeffizient |
unter 35 | 0,83 |
35-44 | 0,80 |
45-54 | 0,73 |
55-64 | 0,63 |
65-74 | 0,66 |
75 und älter | 0,68 |
Gesamt | 0,724 |
Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat im Juli 2025 einen neuen Kurzbericht mit dem Namen „Wer besitzt wie viel?: Ein Vermögensvergleich nach Altersgruppen“ veröffentlicht. Die vorliegende Studie bezieht sich ausschließlich auf Haushaltsnettovermögenswerte und die Zahlen stammen aus dem Jahr 2023. Unter Haushaltsnettovermögen versteht man die Summe aller Vermögenswerte (Immobilien und anderem Finanzvermögen, wie z.B. Tages- und Festgeldkonten, Sparbüchern, Wertpapiere und Versicherungen) abzüglich aller Verbindlichkeiten (Hypotheken, Konsum- und Ausbildungskredite). Zu beachten ist, dass nicht Einzelpersonen, sondern eben Haushalte als Einheiten dienen.
Auf der x-Achse findest du die verschiedenen Altersgruppen, von unter 35 bis über 75 Jahren. Die Haushaltsnettovermögen wurden in Perzentile unterteilt. Ein Perzentil gibt den Anteil der Werte der Verteilung an, die kleiner oder gleich dem angegebenen Wert sind; liegt ein Haushaltsnettovermögen auf der 90. Perzentile, bedeutet dies, dass 10% der Haushaltsnettovermögen dieser Altersgruppe größer sind und 90% kleiner.
Statistik als Anhaltspunkt nehmen
In der eigenen Vermögens- und Anlageplanung kann man sich gerade als Jüngerer oftmals etwas verloren fühlen. Wie viel ist ein normales Vermögen? Wie viel sollte oder könnte ich in einem bestimmten Alter besitzen? Was sind angemessene Zielwerte? Diese Fragen stellt man sich bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Vermögen.
Die Statistik des IW Köln kann als erster Anhaltspunkt verwendet werden, um ein Gefühl für die durchschnittliche Vermögenssituation in Deutschland zu entwickeln. Für die Vermögensplanung ist es jedenfalls wichtig, sich greifbare und realistische Ziele zu setzen. Allerdings sind diese individuell sehr unterschiedlich – nicht für jeden hat es schließlich die höchste Priorität, zu jedem Zeitpunkt seines Lebens zum obersten Perzentil zu gehören. Gerade für junge Menschen ist es ein wichtiger Schritt, erst einmal schuldenfrei zu werden und konsequent mit dem Vermögensaufbau zu beginnen.
Und wie bereits am Anfang des Artikels erwähnt: Reichtum ist vor allem auch ein subjektives Empfinden, das von der Realität oft stark abweicht. Laut Umfragen der Bundesbank von 2019 fühlen sich nicht einmal 3% der Haushalte den vermögendsten 20% zugehörig. In Deutschland fühlt man sich also für gewöhnlich ärmer, als man ist.
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Kommentare (29)
I
Isa
sagt am 16. August 2025
Schade, dass die alte Grafik sich auch schon deswegen nicht mit der hier vergleichen lässt, weil die Altersabstufungen ganz andere sind. Letztes Mal waren die Altersstufen nur 5 Jahre, diesmal 10... und dann auch noch alle U35 zusammengewürfelt. Finde ich sehr unglücklich vom IW Köln gelöst. Warum Finanzfluss die alte Grafik gelöscht hat, nur weil sie sich nicht ideal miteinander vergleichen lassen, finde ich ebenfalls schade. Wenn ich Glück habe, könnte ich in 9 Jahren, kurz bevor ich in die nächste Altersgruppe rutsche, wieder im 90%-Perzentil angekommen sein. Es heißt ja manchmal, der MSCI world verdoppelt sich in ca. 10 Jahren. Von daher womöglich nicht unrealistisch. Im Moment bin ich allerdings gerade mal im 60%... Interessanterweise war ich in der alten Grafik recht locker im 80%, wenn ich mich richtig erinnere. Geschätzt, wenn man die beiden Grafiken trotzdem vergleicht, sind die vermögen in meiner Altersklasse im 90% wahrscheinlich um grob 50% gestiegen. Das ist viel! Betrachtet man nur das 50%-perzentil ist es aber wahrscheinlich nur um grob 25% gestiegen, in den 5-6 Jahren.
P
PL
sagt am 06. August 2025
Zählt die gesetzliche Rente zum Vermögen? (falls ja, wie ermittelt man diese?) Falls nein, wie vergleicht man dies mit jemandem, der vom Brutto mehr in eine Betriebsrente oder Firmenaktien investiert oder jemanden aus dem Ausland (z.B. aus den USA mit ihren 401k etc)?
A
Anonym
sagt am 04. August 2025
Ich bin von de Statistik bzw. dem Taxt dazu verwirrt. es Heißt: "In der wohlhabendsten Gruppe – der 55-64-Jährigen – liegt der Durchschnittswert dieses obersten Perzentils bei stolzen 1.061.200€." was den nun? Perzentil, d.h. Grenzwert, der die oberen 10% vom Rest trennt oder Durchschnittswert? Je nach dem wäre die Statistik deutlich anders zu bewerten, bei korrekter Verwendung von Perzentil wäre jeder Haushalt im 90%-Perzentil Milionär, bei einem Durchschnittswert nicht
T
Tobias
sagt am 04. August 2025
Bitte DRINGEND die Grafik mit den Zahlen von Stand 2018 parallel mit auswählbar machen! Die Anstiege des Vermögens sind enorm. Das 90% Perzentil hatte Stand 2018 ca. 640000 Euro maximal, nun über eine Million und das 80% Perzentil damals maximal ca. 400000 Euro und nun 660000 Euro. Sprich im oberen Segment Anstieg von ca. 50% Vermögen. In den unteren Segmenten (vor allem 10-20%) kein Zuwachs. Hier der Link zur Studie mit den Zahlen aus 2018: https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2020/IW-Kurzbericht_2020_Vermoegensgrenzen.pdf
Markus Schmidt-Ott
Autor
sagt am 04. August 2025
Hi Tobias! Die beiden Studien beziehen sich auf unterschiedliche Datengrundlagen. Die vorherige Studie bezieht sich auf die Einkommens- und Verbraucherstichprobe 2018. Und die neue Studie bezieht sich auf die Befragung „Private Haushalte und ihre Finanzen“ der Deutschen Bundesbank. Du kannst also die beiden Studien nicht miteinander vergleichen. LG Markus
T
Tobias
sagt am 04. August 2025
Hallo Markus, danke für die Erklärung. Das hatte ich nicht berücksichtigt und verstehe die Diskrepanz.
A
Anonym
sagt am 03. August 2025
Die vorherige Grafik weiterhin anzuzeigen wäre super, um zu sehen wie sich das Nettovermögen der Haushalte verändert hat
A
A.Rupp
sagt am 03. August 2025
https://www.iwkoeln.de/studien/judith-niehues-maximilian-stockhausen-grosse-gruppenspezifische-unterschiede-487547.html
L
Leonhard Huber
sagt am 03. August 2025
Fände die alte Grafik als vergleich sehr gut. Ist schließlich auch interessant wie sich die Vermögensverteilung innerhalb weniger Jahre mutmaßlich verändert hat. Evtl könnt ihr zu der alten Grafik verlinken?
R
Roland
sagt am 03. August 2025
Warum habt ihr denn die alte Grafik (von der vorherigen Studie) durch das Balkendiagram ersetzt? Fand die sehr nice und übersichtlich
b
bm
sagt am 28. Juli 2025
naja... wenn man also ein Haus hat gehört man schon zu den top 10%?!? Im Umkehrschluss haben dann die meisten Häuser die auf pump sind...
C
Christian
sagt am 03. August 2025
Aus dem Bekannten- und Kollegenkreis - Ja, wenn die sich für ein Haus entschieden haben, dann war immer ein langlaufender Kredit mit bei. 20 Jahre o.ä. ist da nicht ungewöhnlich. Entscheidend war eher wie viel Eigenkapital schon vorhanden war.
M
Max der Krasse
sagt am 26. Juli 2025
Hey Leute… Vergesst bitte nicht das es sich hierbei um Haushalt handelt und nicht um einzelne Personen. (Ein Haushalt sind ca. 2 Personen)
A
Anonym
sagt am 25. Juli 2025
oh, aktuelle zahlen....die Werte haben sich aber deutlich erhöht, wenn ich mich richtig erinnere.Leider hab ich die alte "Grafik" nicht mehr...
I
Ich
sagt am 16. November 2024
Hallo, ich wäre bei den top 90 da ich 27 bin und ca. 90k Vermögenswerte besitze (Selbst erarbeitet) und den noch in den Kommenden Jahren 120k ca. Ergeben werde. g_G an alle in den 90% vom Stand 2018.
A
Anonym
sagt am 26. Dezember 2023
So 15% muss man wohl drauf rechnen wenn man Inflation berücksichtigen möchte (Stand 2023).
K
Karo
sagt am 15. Dezember 2023
Gibt es auch aktuellere Zahlen dazu? Beim IW selbst wurde ich jetzt nicht so richtig fündig. Habt ihr bei Finanzfluss einen Tipp, wo man sich da weiter informieren kann oder vielleicht gibts dazu ja mal ein Update von euch? Liebe Grüße :)
A
Amelie
sagt am 07. September 2023
Warum genau werden Menschen unter 30 ausgelassen? Es wäre für mich sehr spannend zu sehen wieviel ein durchschnittlicher Mensch in seinen 20ern an Vermögen aufgebaut haben sollte...
L
Luna
sagt am 20. September 2023
Wüsste ich auch gern. Mit meinen 26 Jahren würde ich schon gern wissen, wie ich für mein Alter finanziell dastehe.
T
Thomas
sagt am 21. September 2023
Ganz links
S
Sven
sagt am 04. Januar 2024
140tsd aktuell mit 26j. hab mit 17 das arbeiten angefangen
W
Wayne
sagt am 11. Februar 2024
Cool story, Bro. Interessiert mich schon sehr.
M
Max
sagt am 31. Dezember 2024
Bei Eltern lebend plus das Leben von Eltern und Großeltern finanziert?
P
Pinocc
sagt am 19. Februar 2023
Wie viel Personen sind denn ein Haushalt? Das würde mich noch interessieren.
M
Max Mustermann
sagt am 19. Mai 2023
2018 bestand ein durchschnittlicher deutscher Haushalt aus 1,9 Personen.
D
Daniel
sagt am 07. September 2022
Hallo, sind die Zahlen noch aktuell oder schon veraltet ?
p
ps
sagt am 24. Oktober 2022
Zahlen sind wohl von 2018, steht zumindest über der Grafik...
D
Daniel
sagt am 05. November 2022
Okay kann man noch als aktuell ansehen vllt. bissle höhere Werte jetzt
I
Ich
sagt am 06. Januar 2024
Die Zahlen kommen aus dem Jahr 2018. steht zumindest unten Links in der Grafik.
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