Krypto Staking und Lending erklärt

Markus Schmidt-Ott
Markus Schmidt-Ott
Stand: 3. Juni 2022
Ein passives Einkommen mit Kryptowährungen, anstatt diese einfach nur in der Wallet liegenzulassen, klingt attraktiv. Die versprochenen Renditen klingen sogar noch attraktiver. Doch diese sind nur unter erheblichen Risiken möglich. Wie das Ganze funktioniert und welche Risiken es gibt, erklären wir in diesem Ratgeber.

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Was du wissen solltest
  • Wie im klassischen Finanzbereich können auch Kryptowährungen verliehen werden und man erhält dafür Zinsen.
  • Diese Zinsen können zum Beispiel durch Staking, Lending oder Liquidity-Mining erwirtschaftet werden.
  • Durch Staking oder Lending werden Renditen von bis zu 20% pro Jahr erwartet. Bei vielen Kryptowährungen sind diese aber auch teils deutlich niedriger.
  • Das Risiko besteht darin, dass die Plattform oder das Protokoll gehackt wird. Auch kann die investierte Kryptowährung an Wert verlieren.

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So gehst du vor
  • Beachte, dass die hohen Renditen immer auch mit hohen Risiken verbunden sind.
  • Stake oder Lende niemals große Teile deines Vermögens, denn du solltest neben einer Rendite auch immer mit einem Totalverlust rechnen.

Kryptowährungen verleihen und dafür Zinsen bekommen

Es funktioniert ähnlich wie das klassische Verleihen von Geld. Man gibt eine bestimmte Menge einer Kryptowährung ab und erhält dafür eine Rendite. Nach einer Laufzeit bekommt man den verliehenen Betrag wieder zurück.

Um eine Kryptowährung zu verleihen, geht man grundsätzlich folgendermaßen vor:

  • Registrierung
    Man registriert sich auf einer Plattform, über die man Kryptowährungen verleihen kann.
  • Kryptowährung überweisen
    Anschließend überweist man an die Plattform einen Betrag in Kryptowährung. Oder – je nach Plattform – man überweist Fiat-Geld und tauscht dieses dort in einen Coin oder Token.
  • Zinsen erhalten
    Nun erhält man einen regelmäßigen Zins. Dieser wird entweder in einem gesonderten Token oder in der gleichen Kryptowährung, die man verliehen hat, ausbezahlt.

Woher kommen die Zinsen / Erträge?

Zunächst einmal sollten wir uns Gedanken darüber machen, wieso wir überhaupt für das Staking oder verleihen von Tokens eine Rendite bekommen können. Diese kann auf sehr unterschiedlichen Wegen zustande kommen und wir schauen uns hier einmal drei Möglichkeiten an.

Staking bei Proof-of-Stake Protokollen

Das Staking findet bei einem Proof-of-Stake Protokoll statt und lässt sich mit dem Mining (Proof of Work), wie man es von Bitcoin und anderen Kryptowährungen kennt, vergleichen.

Da es bei Blockchain-Transaktionen keine zentrale Instanz gibt, müssen diese durch das Netzwerk verifiziert werden. Das Verifizieren kann aber nicht einfach irgendjemand machen, sondern man muss dem Netzwerk beweisen, dass man es ernst meint. Beim Mining beispielsweise beweist man diese Ernsthaftigkeit, indem man dafür (teure) Rechenleistung aufwendet. Diese Verifizierung nennt sich auch Proof of Work. 

Beim Staking hingegen hinterlegt man Tokens der jeweiligen Kryptowährung, um zu beweisen, dass man sozusagen „skin in the game“ hat. Wer Vermögen in der jeweiligen Kryptowährung besitzt, sollte schließlich Interesse an der Stabilität dieser haben. Validiert man ehrlich, wird man mit einem Reward vergütet. Validiert man nicht ehrlich, hat man umsonst Rechenleistung oder Vermögen aufgewandt.

So erklärt sich, wie man durch Staking Rendite bekommen kann. Durch den erwähnten Staking Reward. Entweder man Staked die Tokens selbst oder man zahlt in einen Staking Pool ein. Dieser sammelt Tokens ein und Staked dann mit einem größeren Vermögen. Die Rewards werden in diesem Fall anteilsmäßig aufgeteilt. 

Lending

Beim Lending handelt es sich wie im klassischen Finanzbereich um Kredite. Hier verleiht man einem Gegenüber Tokens oder Coins und erhält dafür Zinsen. Da aufgrund der Anonymität von Kryptowährungen keine Bonitätsprüfung stattfinden kann, muss der Leihende in der Regel dafür etwas anderes als Gegenwert hinterlegen. Das kann etwa eine andere Kryptowährung oder sogar Fiat-Geld sein. Die geliehenen Tokens kann man zum Beispiel dafür nutzen, diese zu shorten oder andere Tokens zu hebeln. Beim Krypto-Lending ist man also der Gegenpart von Derivategeschäften.

Liquidity Mining

Beim Liquidity-Mining stellst du einer dezentralen Kryptobörse Liquidität zur Verfügung. Eine Börse benötigt immer eine gewisse Liquidität, damit der Handel reibungslos verläuft. Das bedeutet, sie muss eine bestimmte Anzahl der gehandelten Tokens oder Papiere vorhalten. Gäbe es diese Liquidität nicht, müssten Händler unter Umständen warten, bis sich für ihr Angebot ein passender Handelspartner findet. Durch das Vorhalten von Liquidität läuft der Handel reibungslos. 

Bei einer zentralen Börse, wie man sie von den klassischen Wertpapierbörsen her kennt, übernimmt in der Regel die Börse selbst diese Aufgabe (genauer gesagt die Market-Makers).

Bei dezentralen Börsen hingegen muss das Vermögen aus dem Netzwerk vorgehalten werden. Stellt man diesem Netzwerk Liquidität zur Verfügung, wird man dafür durch einen Anteil an den Gebühren belohnt. Also auch hier erhält man für das zur Verfügung stellen von Tokens einen Zins.

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Nicht jeden Token kann man Staken
Es hängt stark vom Token ab, ob man hier Staking-Rewards oder Zinsen für das Lending erhalten kann. Bitcoin beispielsweise kann, wie bereits erwähnt, nicht zum Staking verwendet werden, da dieser über eine Proof-of-Work-Blockchain gehandelt wird. Welche Rendite man auf welche Weise erzielen kann, ist also von Token zu Token unterschiedlich.

Wie hoch sind die Zinsen und wie werden sie ausbezahlt?

Die Zinsen, die man für seine Tokens erhalten kann, unterscheiden sich stark von Plattform zu Plattform. Teilweise werden hier Zinsen von 20% p.a. oder in seltenen Fällen sogar deutlich mehr bezahlt. Beschränkt man sich aber zum Beispiel nur auf Bitcoin, fallen die Zinsen hier nicht allzu hoch aus. 

Die Höhe des Zinses hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Laufzeit
    Wenn deine Tokens sofort verfügbar sein sollen, ist der Zins niedriger. Bist du hingegen bereit, sie für eine Weile zu binden, kannst du höhere Zinsen erwarten.
  • Risiko
    Auch im Kryptomarkt gelten die Naturgesetze. Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Je höher das Risiko ist, desto höher müssen Investoren durch Rendite belohnt werden.
  • Welcher Coin/Token
    Benötigt der Coin besonders viel Liquidität, ist hier die Rendite tendenziell höher.
  • Wie die Rendite ausgezahlt wird
    In der Regel wird die Rendite in dem Token, der investiert wurde, ausbezahlt. Also, wer Bitcoin investiert, erhält Zinsen in Bitcoin. Aber in einigen Fällen wird die Rendite in einem eigenen Token der Plattform ausbezahlt. Auch das führt meist zu einem höheren Risiko und entsprechend einem höheren Zins.

Die Renditen, die durch Staking oder Lending erzielt werden können, liegen bei Bitcoin und Ethereum in der Regel um die 3 bis 5%. Bei Stablecoins erhält man bis zu 13% und bei Altcoins ist die Spannweite besonders hoch: Hier können bis zu 20%, in manchen Fällen aber auch deutlich weniger erzielt werden.

Warum sind die Renditen so hoch?

Für die Höhe der Renditen gibt es unterschiedliche Gründe. Im Wesentlichen liegt dies natürlich am Risiko.

Mal angenommen, eine Geldanlage bringt eine überdurchschnittlich hohe Rendite, ist aber komplett risikofrei. Dann stünde sie gewissermaßen außer Konkurrenz zu vergleichbaren Geldanlagen und würde einen hohen Zulauf durch Investoren erfahren. Durch einen solchen Zulauf würde sich die Rendite durch verschiedene Effekte verringern. Beim Staking beispielsweise würde der gleiche Reward an mehr Teilnehmer verteilt werden, sodass pro Teilnehmer weniger verdient wird. 

Beim Lending wiederum würde ein höheres Angebot an Krediten einen Kreditnehmer in eine bessere Position bringen, sich für einen günstigen Kredit zu entscheiden. Auch hier gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage. 

Dass also der große Run auf diese hohen Renditen bislang ausbleibt, spricht dafür, dass dies einigen Investoren offenbar bislang zu riskant ist. Hinzu kommt bei vielen Plattformen, dass die Rendite subventioniert wird, um mehr Liquidität auf diese Plattform zu lenken. Der Betreiber zahlt also drauf und die hohe Rendite wird gar nicht erwirtschaftet. 

Worin besteht das Risiko?

Risiko gegenüber der Plattform

Bezahlst du deine Tokens in eine zentrale Plattform ein, die dir dafür einen Zins zahlt, besteht das Risiko, dass die Plattform pleitegeht, das Geld veruntreut oder die Plattform gehackt wird. Ein klassisches Kontrahentenrisiko.

Risiko im Protokoll

Investierst du deine Tokens hingegen über ein dezentrales Protokoll, besteht das Ausfallrisiko gegenüber einer Plattform nicht. Denn in diesem Falle existiert keine zentrale Plattform, sondern die Investition wird über Smart Contracts auf einer Blockchain abgewickelt. Die Plattform ist sozusagen das Netzwerk aus Kreditgebern und -nehmern.

Hier könnte das Risiko in der Stabilität des Protokolls liegen. Das Protokoll, über das investiert wird, könnte zum Beispiel lückenhaft sein und zu Fehlern führen. Auch kann das Protokoll gehackt oder sogar abgeschaltet werden. Immer wieder hört man von spektakulären Hacks auf Defi-Anwendungen, bei denen Kryptowährungen im Wert von Hunderten Millionen Dollars aus dem Netzwerk abgezogen werden. Solche Hacks haben in der Vergangenheit stark zugenommen, was mit der großen Popularität solcher Anwendungen zusammenhängt. 

Ausfallrisiko gegenüber dem Kreditnehmer

Neben den oben genannten Risiken besteht natürlich übliche Risiko beim Vergeben von Krediten: Der Kreditnehmer kann pleitegehen oder aus anderen Gründen den Kredit nicht mehr zurückbezahlen. In der Regel muss ein Kreditnehmer jedoch eine Sicherheit hinterlegen, denn eine Bonitätsprüfung einer anonymen Person ist nicht möglich. Viele Krypto-Kredite sind überbesichert, sodass das Ausfallrisiko gegenüber den anderen Risiken eher klein ist.

Kursrisiko

Zu diesen genannten Risiken kommt noch ein wichtiges und gerne unterschätztes Risiko hinzu: Das Kursrisiko der Kryptowährung, die du staken oder lenden möchtest. In den meisten Anwendungsfällen musst du dein Vermögen zunächst in eine native Kryptowährung der jeweiligen Plattform tauschen. Diese Kryptowährung unterliegt natürlich wiederum Schwankungen und kann an Wert verlieren. 

Dies geschah auch im Frühjahr 2022 bei dem spektakulären Absturz von Terra. Um diesen zu staken, musste man zunächst sein Vermögen, etwa seine Bitcoins, in Terra umtauschen. Diese konnte man anschließend staken und dafür konnte man eine Rendite von 20% erwarten. Der Kurs des Terra, eigentlich ein Stablecoin, ist jedoch gegen null abgestürzt, sodass das Vermögen inklusive Zinsen ebenfalls nichts mehr wert war.

Natürlich besteht das Risiko nicht zwingend in einem solchen Totalverlust. Schon allein ein Kursverlust gegenüber deiner ursprünglichen Kryptowährung oder gegenüber einer Fiat-Währung kann die erwartete Rendite deutlich schmälern.

Wo man Kryptowährungen investieren kann

Viele Kryptobörsen bieten es an, Kryptowährungen nicht nur zu handeln, sondern diese auch dort direkt zu investieren.

Hier findest du eine Übersicht von Plattformen, über die du Bitcoin und andere Kryptowährungen verleihen oder staken kannst. Die Zinsen variieren natürlich je nach Coin und je nach Laufzeit. Daher hier nur eine grobe Übersicht. 

PlattformZinsen für BitcoinZinsen für andere Coins
crypto.com1,5% - 6,5%0,5% - 12,5%
Nexo4% - 6%4% - 16%
Yield4% - 7%4% - 13%
Youhodler4,8%2,5% - 12%

Hinzu kommen noch einige Defi-Protokolle, also dezentrale Plattformen, über die man investieren kann. 

Versteuerung von Gewinnen aus Staking und Lending

Bislang war die steuerliche Praxis bei Gewinnen aus Staking oder Lending recht unattraktiv. Während Kursgewinne von Kryptowährungen bisher nach einem Jahr steuerfrei waren, hat sich diese Frist auf zehn Jahre verlängert, wenn man mit diesen Tokens gleichzeitig Staking- oder Lending-Gewinne erwirtschaftet hat. 

Im Mai 2022 hat das Bundesfinanzministerium nun in einem Schreiben mitgeteilt, dass es keine Fristverlängerung bei Staking oder Lending mehr geben wird. Das ist eine gute Nachricht, aber diese ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen: Die steuerliche Praxis kann sich trotzdem jederzeit ändern.

Ist Staking und Lending sinnvoll?

Ob Staking oder Lending sinnvoll ist, ist vordergründig eine Abwägung: Bist du bereit, die beschriebenen Risiken einzugehen, um eine bestimmte Rendite zu erhalten?

Gerade wenn du dir von einer Kryptowährung hohe Kursgewinne versprichst, ist es unter Umständen nicht sinnvoll, diese aus der Hand zu geben, um damit noch eine weitere Rendite zu erwirtschaften. Auch hier solltest du das Prinzip „not your key, not your coins“ nicht außer Acht lassen: Im Zweifel kannst du alles verlieren. 

Auch wenn du deine Kryptowährung als Zahlungsmittel verwenden möchtest, sollte diese nicht verliehen werden, denn dann ist sie schließlich nicht verfügbar. 

Wenn du jedoch Vertrauen in die Plattform hast, über die du deine Krypto-Rendite erhalten möchtest und zudem davon überzeugt bist, dass die gezahlten Zinsen nachhaltig erwirtschaftet werden, spricht nichts dagegen, kleine Beträge dort einzuzahlen. 

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Häufig gestellte Fragen

Was ist Staking?

Was ist Lending?

Wie kann ich passives Einkommen mit Kryptowährungen erhalten?

Ist Staking und Lending steuerpflichtig?

Was ist das Risiko beim Staking oder Lending?

Wie viel verdient man beim Staking oder Lending?