Investieren oder Spekulieren – Was ist der Unterschied?

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 28. September 2022
Gerade Privatanleger haben am Anfang Schwierigkeiten, Spekulieren und Investieren auseinanderzuhalten. Dieser Ratgeber beleuchtet die Unterschiede zwischen Spekulation und Investition und gibt dir Empfehlungen, was sich für dich als Privatanleger besser eignet.

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Was du wissen solltest
  • Spekulieren und Investieren sind zwei unterschiedliche Herangehensweisen an den Wertpapierhandel, wenn sie auch nicht immer ganz trennscharf zu unterscheiden sind. Jede Investition beinhaltet auch ein Stück Spekulation.
  • Grundsätzlich lassen die beiden sich aber anhand der Haltedauer der Wertpapiere unterscheiden: Während beim Spekulieren auf kurzfristige Gewinne gesetzt wird, versuchen Investoren, langfristige Renditen zu erzielen.
  • Dementsprechend unterschieden sich auch die Vorgehensweisen: Während beim Spekulieren – wie es etwa Day-Trader praktizieren – mithilfe von Charttechnik und technischen Analysen versucht wird, Kursbewegungen vorauszuahnen, versuchen klassische aktive Investoren mithilfe von Fundamentalanalysen, unterbewertete Aktien zu finden.
  • Als Alternative zu aktivem Investieren gibt es auch das passive Investieren, bei dem mit niedrigstem Zeitaufwand in Indexfonds (ETFs – also „Körbe“ von Aktien) investiert wird.

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So gehst du vor
  • Wir empfehlen insbesondere Anfängern, für den Vermögensaufbau ihr Augenmerk auf das Investieren zu legen.
  • Hierfür bietet sich das passive Investieren in ETFs an, da es keinen großen Zeitaufwand erfordert und mit niedrigen Kosten und hoher Diversifizierung aufwarten kann.
  • Sowohl zum Spekulieren wie zum Investieren benötigst du ein Wertpapierdepot. Mit unserem Depot-Vergleich findest du das für dich passende.

Der Unterschied zwischen Spekulation und Investition

Auf den ersten Blick ist eine Spekulation von einer Investition nicht sofort zu unterscheiden. Deswegen ist ein detaillierter Blick auf die jeweilige Transaktion notwendig. Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zwischen Spekulieren und Investieren ist die Zeit: Kurzfristiges Setzen auf fallende oder steigende Wertpapierkurse ist als Spekulation zu verstehen. Langfristige Käufe von Wertpapieren sind tendenziell Investitionen.

Dementsprechend unterscheiden sich auch die Mittel, nach denen die jeweiligen Wertpapiere oder Finanzinstrumente ausgesucht werden. Während beim Spekulieren mithilfe von technischer Analyse oder Charttechniken versucht wird, kurzfristig hohe Gewinne zu erzielen, wird beim Investieren etwa in Aktien mit Fundamentalanalysen versucht, den inneren Wert eines Unternehmens herauszufinden. Im Folgenden erklären wir die Unterschiede im Detail.

In diesem Video haben wir den Unterschied zwischen Spekulieren und Investieren bereits besprochen:

Die Haltedauer eines Wertpapiers

In Deutschland gab es bis 2008 die Spekulationssteuer. Sie wurde bei Finanztransaktionen fällig, wenn zwischen An- und Verkauf eines Wertpapiers weniger als 12 Monate lagen. 2009 wurde diese durch die heute geltende Abgeltungssteuer ersetzt, die jeden Gewinn aus Finanzgeschäften mit einheitlich 25% besteuert. Dabei ist nicht relevant, ob es sich um eine Spekulation oder Investition handelt.

Die Haltedauer des Wertpapiers ist das erste Unterscheidungsmerkmal zwischen einer Investition und einer Spekulation. Von einer Spekulation ist die Rede, wenn der Zeitraum zwischen An- und Verkauf relativ kurz ist. Investitionen sind dagegen eher langfristig orientiert. Handelst du wie ein Spekulant, dann interessierst du dich für die kurzfristige Prognose des Börsenkurses, an der du deine Entscheidung orientierst.

Aus der Sicht eines langfristigen Investors würdest du dagegen das Wertpapier einer sogenannten Fundamentalanalyse unterziehen, wobei das Augenmerk auf der Qualität der Managements, der Gewinnprognosen oder dem Marktumfeld liegt. Auch das Investieren hat einen gewissen spekulativen Charakter: Der Anleger setzt auch in diesem Fall darauf, dass der Aktienkurs später höher notiert wird als zum Zeitpunkt des Kaufs.

Als Erfinder der Fundamentalanalyse und des langfristigen Investierens gilt Warren Buffetts früherer Professor Benjamin Graham. In seinem Buch „Intelligent Investieren“ unterscheidet er Spekulation und Investition folgendermaßen:

Eine Investition ist eine Transaktion, bei der eine gründliche Analyse Sicherheit des eingesetzten Kapitals und eine angemessene Vergütung verspricht. Transaktionen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, sind Spekulationen.

Beispiel: Spekulation und Investition

Veranschaulichen wir diesen Zusammenhang nun mit einem einfachen Beispiel: Du erwirbst eine Immobilie zu einem Zeitpunkt, an dem der Markt schon heiß gelaufen und das Preisniveau sehr hoch ist. Hoffst du darauf, diese Immobilie nach nur zwei Jahren mit deutlichem Gewinn wieder verkaufen zu können, handelt es sich um eine Spekulation.

Hast du dagegen den Immobilienmarkt einer fundierten Analyse unterzogen und möchtest dir ein regelmäßiges Einkommen durch die Mieteinnahmen verschaffen, handelt es sich um eine Investition. Diesen Grundsatz solltest du auch bei Aktien anwenden. Wenn zum Beispiel Facebook seine Quartalszahlen veröffentlicht und du ein paar Tage davor Facebook-Aktien kaufst, weil das Finanzergebnis deiner Meinung nach besser ausfallen wird als erwartet, dann handelst du wie ein klassischer Spekulant.

In diesem Fall setzt du ausschließlich auf kurzfristige Kursgewinne in den Tagen ab der Quartalsveröffentlichung. Dagegen begibst du dich in die Rolle eines langfristigen Investors, wenn du von den zukünftigen Erfolgsaussichten des Unternehmens überzeugt bist. Bei Facebook können eine anhaltend hohe Innovationskraft oder auch steigende Nutzerzahlen und Werbeeinnahmen Gründe dafür sein. Kurzfristige Quartalsergebnisse sind für dich dann nicht mehr von Bedeutung, sondern nur ein langfristiger Zeithorizont über mehrere Jahre.

Informationsquellen der Anlageentscheidung

Ein weiteres Unterscheidungskriterium zwischen Spekulation und Investition sind die herangezogenen Informationsquellen. Ein Day-Trader gilt als typischer Spekulant und orientiert sich hauptsächlich an Kursen und daraus abgeleiteten Indikatoren (der Charttechnik). Er schaut sich etwa den Kursverlauf eines Rohstoffs an und ob dieser ober- oder unterhalb der 200-Tage-Durchschnittslinie notiert.
Ein klassischer Investor unterzieht vor einer Transaktion jedes Wertpapier einer Fundamentalanalyse. Er untersucht das Geschäftsmodell und die vorhandenen Wettbewerbsvorteile, das Management, die Auftragslage, das Marktumfeld oder wichtige Finanzkennzahlen. Eine relevante Kennzahl ist hierbei das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Diese ergibt sich aus der gesamten Marktkapitalisierung einer Aktie geteilt durch den Gewinn oder auch …

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Formel der KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis = Kurs einer Aktie / Gewinn je Aktie

Das KGV sagt aus, wie viele Jahresgewinne nötig sind, um den derzeitigen Kurs einer Aktie zu bezahlen. Des Weiteren kannst du daraus ablesen, wie viel andere Investoren bereit sind, für das Unternehmen zu bezahlen. Auch die Marktstellung im Vergleich zu den Wettbewerbern ist von großer Bedeutung. Hier solltest du untersuchen, welche Marktanteile das Unternehmen besitzt, ob es Kostenvorteile hat oder besonders innovative Produkte verkauft.

Viele Menschen gehen davon aus, dass ausschließlich Investoren nützlich für eine Volkswirtschaft sind. Einerseits ist das richtig, da Investoren den Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, damit diese ihre Investitionen und Wachstum finanzieren können. Allerdings haben auch Spekulanten ihre Daseinsberechtigung, da sie für eine hohe Liquidität am Kapitalmarkt sorgen und Investoren dadurch viel einfacher kaufen und verkaufen können.

Was ist besser für Privatanleger – spekulieren oder investieren?

Für Privatanleger ist langfristiges Investieren besser geeignet. Das Spekulieren solltest du den Day-Tradern überlassen, die daraus ihren Beruf gemacht haben. Willst du selbst dein Geld mit Day-Trading verdienen, solltest du wissen, dass es für die meisten kein Weg zum schnellen Reichtum ist. Es ist sehr viel Disziplin nötig und anfangs mit sehr viel Lehrgeld verbunden. Des Weiteren agieren Day-Trader auf denselben Märkten wie die großen Investmentbanken, die ganze Abteilungen erfahrener Trader mit der besten technologischen Ausstattung beschäftigen.

Als eine Alternative zum aktiven bietet sich das passive Investieren an. Dieses zeichnet sich durch sehr niedrige Kosten bei minimiertem Risiko aus. Indexfonds investieren automatisiert und transparent in bestimmte Aktienindizes, also ganze Körbe von Aktien. Wer langfristig investiert, also einen Mindestanlagezeitraum von 15 Jahren hat, hat in der Vergangenheit mit durchschnittlichen Renditen von 6-8% pro Jahr rechnen können. Der Zeitaufwand ist hierbei minimal: Nach der Einrichtung eines Depots und automatisierten Sparplänen muss im Grunde nur einmal im Jahr die ursprüngliche Gewichtung der Wertpapiere wiederhergestellt werden.

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Unser Sparplan-Vergleich
Um den passenden Sparplan zu finden, kannst du unseren Sparplan-Vergleich nutzen.

Das Thema Zeit findet in dem Konzept „Return on Time Invested (ROTI)“ Anwendung. Hier wird der Ertrag gemessen, den du mit einem bestimmten Zeiteinsatz erreichst. Hast du Erfolg bei deinen Anlagen mit relativ wenig Zeit erreicht, dann ist dein ROTI sehr hoch. Hast du dagegen im Jahr 500€ mit deinen Geldanlagen verdient, musstest dafür aber jeden Tag zwei Stunden Zeit investieren, dann liegt dein Stundenlohn unter 2€ und der ROTI ist sehr gering. Viel mehr Geld hättest du im Vergleich dazu mit einem 450€-Job in einer Bar verdient.

Wer neben seinem Investitionsportfolio noch etwas Geld übrig hat und daran interessiert ist, für den spricht auch nichts gegen ein wenig Traden. Allerdings sollte man dies nicht als einen Teil des Vermögensaufbaus betrachten, sondern parallel zu einem Spielabend im Casino verstehen. Hilfreich kann es deswegen sein, dieses Spielgeld in einem separaten Depot zu traden.

Häufig gestellte Fragen

Sind Aktien Spekulation?

Was ist mit Investieren gemeint?

Was ist der Unterschied zwischen Spekulieren und Investieren?

Wie spekuliert man an der Börse?