Die Nachteile von ETFs

Juli Sixel
Juli Sixel
Stand: 1. Februar 2023
Bevor du eine Anlage tätigst, solltest du dich mit den Vor- und Nachteilen auskennen. Es gibt keine perfekte Anlage und so haben auch ETFs ihre Schattenseiten. Wir schauen, wo der Haken liegt – und ob er wirklich ein Nachteil für dich ist.

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Was du wissen solltest
  • ETFs schwanken kurzfristig stark und haben langfristig meist eine positive Performance. Damit eignen sie sich nicht für eine kurzfristige Anlage.
  • Als ETF-Investor besitzt du keine Aktien vom Unternehmen, sondern nur Anteile am ETF. Das Mitspracherecht auf Hauptversammlungen liegt beim ETF-Anbieter.
  • Die einfache Handelbarkeit kann Anleger zum Zocken verführen, die eigentlich langfristig anlegen wollen.
  • Ein Nachteil, der nur für Finanzberater gilt: ETFs sind für alle zugänglich und kostengünstig – sie machen Beratern einen Teil ihres Geschäfts strittig.
  • Neben diesen Nachteilen gibt es noch einige Risiken, die bei ETFs und bei Anlagen generell auftreten.

ETF ist nicht gleich ETF

Grundsätzlich sind ETFs eine vielversprechende Möglichkeit, unter geringem Aufwand breit diversifiziert anzulegen. Allerdings bedeutet ETF nicht automatisch breite Streuung. Einige ETFs sind themenfokussiert und investieren weniger breit als ein Welt-ETF. Die Verbraucherzentrale warnt davor, dass einige Indexanbieter Indizes erfinden, um bestimmte Unternehmen in einem ETF abzubilden. ETF ist also kein Stempel für eine bedenkenlos gute Investition.

Der Kurs kann lange fallen

Der Kurs eines Index oder ETFs kann kurzfristig stark schwanken. In Krisen fällt er manchmal jahrelang. Volatilität bringt immer ein gewisses Risiko mit sich. Du musst deine Risikobereitschaft kennen und dann überlegen, ob dir das Risiko die erwartete Rendite wert ist. Willst du dein Vermögen nur kurze Zeit anlegen, ist ein ETF eher nicht das passende für dich. Historisch gesehen konnten sich Indizes hingegen langfristig immer wieder von Krisen erholen. 

Stimmrecht liegt beim Aktienbesitzer

Aktien repräsentieren einen Anteil an einem Unternehmen. Mit Stammaktien, der gängigsten Form der Aktien, geht ein Mitspracherecht am Unternehmen einher. Besitzt du eine Stammaktie, kannst du auf der Hauptversammlung teilnehmen und abstimmen, etwa über die Auszahlung einer Dividende.

Investierst du in einen ETF, besitzt du damit nur einen Anteil am Fonds und nicht die Aktien direkt. Bei physisch replizierenden ETFs übt der ETF-Anbieter das Mitspracherecht aus. Bei einem synthetischen ETF liegen die Aktionärsrechte beim Aktienbesitzer.

Belohnung und Bestrafung fällt weg

Wählst du aktiv Aktien aus, kannst du die Börsenlage mitgestalten. Du kannst Unternehmen, die deiner Meinung nach gut wirtschaften, “belohnen”, indem du mehr Anteile kaufst. Im Gegenzug kannst du schlecht performende Unternehmen “bestrafen”, indem du Anteile verkaufst. Stockpicking ist eine wichtige Kontrollfunktion für eine funktionierende Marktwirtschaft. Beim passiven Investieren fällt sie weg. Du als Individuum profitierst davon, weil du dich nicht mit der Performance einzelner Unternehmen auseinandersetzen musst und Zeit sparst.

Durch unser Konsumverhalten können wir die Aktienkurse ebenso steuern, wie durch den aktiven Handel mit Wertpapieren: Kaufen viele Menschen einen Tesla, steigt der Gewinn und indirekt auch die Aktie des Unternehmens.

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Zum Investieren in Wertpapiere benötigst du ein Depot. Solltest du auf der Suche nach einem passenden Depot für deine Bedürfnisse sein, dann informiere dich mit unserem Depot-Vergleich über die besten Depots in Deutschland.

Ständige Verfügbarkeit kann zum Zocken verleiten

ETFs werden über die Börse gehandelt, können also zu Börsenöffnungszeiten verkauft oder erworben werden. Die ständige Verfügbarkeit könnte Anleger zum Zocken verleiten. Diese Sorge äußerte der Vanguard-Gründer John Bogle, der als Erfinder des Indexfonds gilt. Wer mit ETFs zockt, benutzt ein passives Produkt für eine aktive Strategie. Das ist möglich, allerdings verflüchtigt sich so das Hauptargument für eine passive Strategie: nämlich auf langfristig positive Entwicklung der Börse zu setzen.

Finanzberater verdienen weniger durch Provision

Zugänglich, transparent und kosteneffizient – ETFs sind für kleine Anleger besonders attraktiv. Passives Investieren ermöglicht einer breiten Öffentlichkeit den Zugang zum Aktienmarkt. Deshalb nehmen immer mehr Anleger ihre Investitionen selbst in die Hand. Die Menschen informieren sich unabhängig und investieren selbstständig. 

Anlageberater bekommen das zu spüren: Schließt du über sie einen Kauf ab, kassieren sie eine Provision. Wickelst du deine Investitionen selbst ab, verdienen sie kein Geld daran. Dieser Nachteil betrifft also nur eine bestimmte Gruppe, nämlich Bank- und Anlageberater. 

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Keine Anlage ohne Risiko
Über diese Nachteile hinaus bergen ETFs einige Risiken. Dafür, dass du sie eingehst, wirst du letztendlich mit der Rendite belohnt.

Selbst denken und abwägen

Um die Kritikpunkte richtig einzuordnen, überlege immer, von wem die Kritik stammt und welche Ziele dieser jemand verfolgt. Nicht alles, was als “Nachteil” angeprangert wird, ist automatisch ein Nachteil für dich. Menschen, die ihr Geld durch Vermittlung oder aktive Investments verdienen, haben ein Interesse daran, dass ETFs schlecht dastehen – genauso wie ETF-Anbieter nur die positiven Seiten highlighten. Schaue immer, von wem die Informationen kommen und informiere dich über verschiedene Quellen.

Häufig gestellte Fragen

Was sind die Nachteile von ETFs?

Hat man als ETF-Anleger Stimmrechte auf der Hauptversammlung?

Was ist das Kontrahentenrisiko bei ETFs?