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ETF Replikationsmethoden im Vergleich

Juli Sixel
Juli Sixel
Stand: 24. Februar 2023
ETFs haben das Ziel, die Wertentwicklung eines Index möglichst genau nachzubilden. Verschiedene Wege führen zu diesem Ziel. Die Art und Weise, wie ein ETF Wertverläufe bündelt und abbildet, heißt Replikationsmethode. Die Replikationsmethode beeinflusst Kosten, Performance und Sicherheit eines ETFs.

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Was du wissen solltest
  • Um einen Index nachzubilden, gibt es 3 verschiedene Methoden: die physische Replikation, das Sampling und die synthetische Replikation.
  • Die physische Replikation kauft den Index in gleicher Gewichtung nach. Bei einer solchen Replikation spricht man von vollständig replizierenden ETFs.
  • Beim Sampling kauft der ETF-Anbieter nur eine Auswahl der Titel. Dabei verzichtet er auf Werte, die einen sehr geringen Anteil am Index haben.
  • Anbieter von Swap-ETFs gehen ein Tauschgeschäft mit einem Kreditinstitut ein. Swap-ETFs kommen vorwiegend bei Nischen-ETFs zum Einsatz.

Es gibt 3 Arten, Indizes abzubilden

Ein Index kann einen ETF auf drei verschiedene Arten nachbilden. Entscheidend ist dabei, wie zugänglich die Titel sind und wie teuer sie sind. Ist eine Aktie auf einem aus dem Ausland schwer zugänglichen Markt, müssen die ETF-Anbieter kreativ werden. ETF-Anbieter entscheiden sich zwischen der physischen Replikation, dem optimierten Sampling und der synthetischen Replikation.

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Good to know
Die Replikationsmethode eines ETF kannst du im Factsheet nachlesen.

Physische Replikation

Physisch replizierende ETFs bilden den Index nach, indem sie alle im Index enthaltenen Werte nachkaufen. Weil physisch replizierende ETFs Indizes eins zu eins nachbauen, nennt man sie vollständig replizierend oder spricht von Voll-Replikation.

Soll ein ETF den DAX physisch replizieren, kauft er die 40 im DAX enthaltenen Titel. Je nachdem, wie stark die einzelnen Werte im Index gewichtet werden, bestimmt das ihr Gewicht im ETF. Fällt ein Unternehmen aus dem DAX und ein anderes steigt auf, werden die entsprechenden Aktien verkauft und die des neuen Unternehmens erworben. Dasselbe passiert bei einer Umgewichtung innerhalb des DAX. 

Jede Transaktion kostet Gebühren. Das wirkt sich auf die Total Expense Ratio (TER) des Fonds aus. Diese wird vom Fondsvermögen abgezogen und wirkt sich auf die Performance des Fonds aus. Bei Nischenmärkten und schwierig abzubildenden Werten sind die Gebühren oft höher als bei Dow Jones-Aktien oder Aktien aus ähnlich etablierten Indizes. Der DAX ist mit 40 Werten überschaubar, hier bleiben die Kosten niedrig. Anders ist das bei Welt-ETFs, die aus hunderten bis über tausend Werten bestehen. Deshalb sind physisch replizierende ETFs eher für kleine Indizes gut geeignet.

Sampling

Das Sampling ist die Weiterentwicklung der Physischen Replikation. Auch hier kauft der ETF die Wertpapiere physisch, allerdings nur eine repräsentative Teilmenge. Mit dem Sample (englisch für Stichprobe) trifft der Anbieter eine Vorauswahl. Die Methode heißt auch optimiertes Sampling oder optimierte physische Replikation. Statt alle im Index vorhandenen Werte zu berücksichtigen, investiert der ETF nur in die wichtigsten Werte. Als wichtig gilt ein Wert, wenn er eine hohe Gewichtung im Index ausmacht. Illiquide Werte oder solche, die nur geringen Anteil des Index ausmachen, werden hingegen vernachlässigt.

Der MSCI Emerging Markets gewichtet viele Werte mit nur 0,01%. In diesem Index sind nämlich Aktien aus Ländern enthalten, die einen weniger liquiden und zugänglichen Aktienmarkt haben als etwa Europa oder die USA. Ein ETF auf Sampling-Basis ignoriert diese Werte, denn sie haben nur geringe Auswirkungen auf den Kursverlauf. Die ETF-Anbieter sparen sich also einen Teil der Transaktionskosten. 

Synthetische Replikation

Einige Märkte sind schwer zugänglich, etwa weil sie illiquide sind oder Restriktionen gelten. Dazu gehören auch Anlageklassen wie Rohstoffe oder Geldmarkt-Zinssätze. Dennoch wollen Anleger über einen ETF in genau diesen Index investieren. In diesem Fall kann ein ETF einen Index über ein Swap-Geschäft abbilden.

Der ETF-Anbieter geht dabei ein Tauschgeschäft mit einem Partner, in der Regel einem großen Kreditinstitut, ein. Der Geschäftspartner besitzt die gewünschten Werte und der ETF hält ein unabhängiges Trägerportfolio. Nun unterschreiben die beiden Parteien einen Vertrag: Der ETF gibt dem Kreditinstitut die Rendite des Trägerportfolios und erhält dafür die Rendite des Wunsch-Portfolios. 

Diese Liste zeigt drei beispielhafte ETFs, die synthetisch replizieren. Diese ETFs enthalten jeweils nur eine Position im Portfolio, nämlich das Swap-Derivat.

Name Replikation Anzahl Positionen
ISIN LU0322252924
Synthetisch
115
ISIN LU1681045370
Synthetisch
1.248
ISIN FR0010315770
Synthetisch
1.574

Quelle: finanzfluss.de/informer/etf/suche/

Der Wertunterschied zwischen den beiden Portfolios darf nach EU-Recht maximal 10% betragen. Steht das Swap-Portfolio bei 100€ und das Trägerportfolio bei 110€, muss spätestens zu diesem Zeitpunkt „geswappt“ werden. Das gilt auch, wenn das Swap-Portfolio bei 100€ steht und das Trägerportfolio bei 90€. Die meisten ETF-Anbieter swappen deutlich früher als bei der 10%-Hürde. Bei Swap-ETFs besteht immer das Kontrahentenrisiko, also die Möglichkeit, dass der Geschäftspartner pleitegeht. Allerdings hinterlegen beide Partner Sicherheiten, die meist wertvoller sind, als das Geschäft selbst. 

Replikationsmethoden im Vergleich

ReplikationsmethodeBeschreibungTypische AusschüttungsartAnwendungsbeispiele
Physische Voll-ReplikationDer Index wird mit all seinen enthaltenen Werten in derselben Gewichtung abgebildetausschüttend oder thesaurierendKleine Indizes mit hohem Anteil an Bluechip-Wertpapieren: DAX, Euro Stoxx 50, Dow Jones 30
Optimiertes Sampling (=physisch)Der ETF bildet den Index mit einer Auswahl der wichtigsten Index-Werte abausschüttend oder thesaurierendGrößere Anzahl an Bluechips: MSCI World, MSCI Emerging Markets
Synthetisch(Swap-ETFs)Der Index wird über Tauschgeschäfte (Swaps) abgebildetüberwiegend thesaurierendNischenmärkte und Spezial-ETFs: FTSE Vietnam, MSCI Emerging Markets, Leverage oder Short-ETFs 

Welche Replikationsmethode ist die beste?

Die Replikationsmethoden haben wenig Einfluss auf die ETF-Performance. Auch steuerlich macht die Replikationsmethode keinen Unterschied. Physisch replizierende ETFs sind eine gute Wahl, weil sie Indizes so genau abbilden. Einige Anleger schrecken vor Derivaten zurück, erst recht nach der Lehman-Krise. Diese Angst ist nachvollziehbar, aber oft unbegründet. Wer in Nischenmärkte investieren will, kommt um Swap-ETFs oft nicht herum.

Unabhängig davon in welchen ETF du investieren möchtest, benötigst du dazu immer ein Depot. Finde mit unserem Depot-Vergleich, dass beste Depot für deine Bedürfnisse.

Gut zu wissen: ETFs und auch die zugehörigen Trägerportfolios sind in Deutschland Sondervermögen. Die ausstehende Swap-Differenz aber nicht. Geht der Vertragspartner pleite, könnte der ETF im Worst Case die ausstehende Swap-Rendite verlieren. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, solltest du prüfen, welche Sicherheiten der entsprechende ETF hinterlegt hat.

Häufig gestellte Fragen

Welche ETF Replikationsmethoden gibt es?

Was ist ETF Sampling?

Was sind Swap-basierte ETFs?

Welche Replikationsmethode ist die beste?